Druckartikel: "Den Menschen geht es noch zu gut, um die Gefahren zu sehen"

"Den Menschen geht es noch zu gut, um die Gefahren zu sehen"


Autor: Christian Licha

Haßfurt, Freitag, 25. Sept. 2020

"Parents for Future" machten sich in Haßfurt für den Klimaschutz stark. Wo waren die Kinder und Jugendlichen?
Mit Laola-Wellen machten die Demonstranten auf sich aufmerksam und  traten für den Klimaschutz ein. Christian Licha


Mit einer Menschenkette in der Haßfurter Altstadt machte am Freitagmittag die "For-future"-Bewegung erneut auf die Klimakrise aufmerksam. Nach Schätzung der Polizei, die im übrigen einen reibungslosen Ablauf und die Einhaltung der Corona-Hygienevorschriften bestätigte, nahmen etwa 100 Menschen daran teil. In der unteren Hauptstraße, vorbei am alten Rathaus, bis in die oberen Hauptstraße verteilten sich die Demonstranten auf dem Gehweg. Bänder, Banner und Transparente zwischen den einzelnen Personen sorgten für den einzuhaltenden Mindestabstand von eineinhalb Metern.

Damit das Umsetzen der Klimaziele wegen der der Covid-19-Pandemie nicht ganz aus dem Blick gerät, veranstalteten die "Parents for Future" Haßfurt diese Aktion am Tag des globalen Klimastreiks. Neben Aktivisten jeden Alters nahmen auch einige Schüler der Waldorfschule daran teil. Mit Laola-Wellen und Sprechchören wie zum Beispiel "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut" machten die Teilnehmer zusätzlich auf sich aufmerksam.

"Es ist ermutigend zu sehen, wie unsere Gesellschaft in der Lage ist, Krisen wie die Corona-Pandemie zu bewältigen. Das macht uns großen Mut, dass wir auch in der Klimakrise die richtigen Entscheidungen treffen können und wollen", sagte Christoph Appel, einer der Sprecher von "Parents for Future". Sein Mitstreiter Heiner Goschenhofer ergänzte: "Wir setzen hier ein Zeichen und ein klares und unverkennbares Signal an die Entscheider in Politik und Wirtschaft, wie motiviert wir als Gemeinschaft sind, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten und die gesetzten Ziele zu erreichen."

Warum waren relativ wenige Kinder und Jugendliche bei der Demonstration dabei?, fragte sich so mancher Passant. Christoph Appel meinte dazu, dass sich viele Schulleiter hinter ihren Vorschriften und Vorgaben des Kultusministeriums versteckten und damit eine Teilnahme der Schüler während der regulären Schulzeit verhinderten. Beate Rink, selbst Verwaltungsangestellte in einer Schule, sagte aus eigener Erfahrung: "Die Schulleiter haben Angst, dass ihre Schüler auf eine Demo gehen und dabei eventuell die Hygieneregeln nicht beachten und somit eine Quelle für das Einschleppen des Coronavirus in die Schulfamilie darstellen könnten."

Zur Klimaproblematik selbst äußerten sich auch einige Teilnehmer. "Den Menschen geht es noch zu gut, um die Gefahren zu sehen, die auf uns zukommen", sagte Anita Amend. Erst wenn zum Beispiel Wassermangel herrscht, weil das Grundwasser extrem sinkt, sei das Jammern groß, aber dann auch schon zu spät, so die Sprecherin der Grünen aus Oberaurach.

Den Klimaschutz als Jobmotor sieht Markus Kuhn aus Haßfurt, ebenfalls Sprecher der dortigen Grünen. "Mit den wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen, die wir haben, haben wir alle Möglichkeiten in der Hand, die Transformation zur Nachhaltigkeit erfolgreich zu gestalten", so Kuhn, der gleichzeitig den Klimaschutz auch als besten Grenzschutz sieht. Damit würde seiner Meinung nach nämlich verhindert, dass Hunderten Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage in ihrer Heimat genommen werde.

Nach der Auffassung von Wolfgang Aull darf auch die Kunststoffproblematik nicht in den Hintergrund treten. Das Verbrennen des Materials heize ebenfalls das Klima auf. Kritisch sieht der Eschenauer auch die Bestrebungen der Industrie nach neuen Absatzquellen, sprich immer neuen Verpackungsmöglichkeiten.

"Seit 800 000 Jahren haben wir heute den höchsten Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre und es wird nichts getan", mahnte Norbert Zösch, der zusammen mit fünf weiteren Frauen und Männern für die Grünen einen Sitz im Kreistag Haßberge hat. Die Wasserstofftechnologie müsse in ganz Deutschland vorangebracht werden, so wie es schon erfolgreich in der Kreisstadt getan werde, sagte Zösch.

Ein praktisches Beispiel, das seinen Unmut weckt, nannte Günter Lieberth. "Erst heute wieder ist mir ein Auto in der zweiten Reihe aufgefallen, bei dem der Motor lief, aber keiner im Wagen saß." Der hauptberufliche Energieberater nannte es eine Unsitte, den Motor unnötig laufen zu lassen und damit die Umwelt zu schädigen.