Debatte um Mobilfunkausbau: Breitbrunner wollen Funkmast der Deutschen Telekom nicht
Autor: Lucie Homann
Breitbrunn, Samstag, 21. März 2020
Breitbrunn hat keinen Empfang, das will Bayern mit einem Antennenmast ändern. Einige Bürger rebellieren: Gemeinderatsveto, Unterschriftenaktion - doch ohne Erfolg.
Weiße Flecken, so werden unerforschte Gebiete genannt, die nicht auf Landkarten verzeichnet sind. Vor Satellitenbildern und Google Maps war die Welt voller weißer Flecken. Mittlerweile gibt es sie nur noch im ländlichen Raum. Ein Örtchen mitten im Landkreis Haßberge hatte sich bisher vor Handynetzen und GPS-Erfassung versteckt: Breitbrunn.
"Wir haben uns für das Leben auf dem Land entschieden, damit wir weniger Einflüsse haben!", erzählt die Breitbrunnerin Daniella Kundmüller. In ein paar Wochen wird sie von ihrer Küche aus auf einen neuen Telekom-Funkmast direkt gegenüber blicken müssen.
"16 Meter soll der Funkmast werden, höher als unser Kirchturm und mitten im Wohngebiet." Auch Helene Kirchner ist entsetzt. Das Landratsamt Haßberge genehmigte aber den Bau des Antennenmasts im Altort von Breitbrunn, oberhalb ihres Hauses. Sie hat Angst vor Folgeschäden. "Man weiß ja noch nicht, wie gefährlich die Strahlen wirklich sind. Im Schreiben stand, dass der Funkmast nachts auf 60 Dezibel herabgesetzt wird. Wieso, wenn es nicht gefährlich ist?"
Wie kam es dazu?
Im Mai 2018 erhielt die Gemeinde Breitbrunn ein Schreiben der Deutschen Telekom. Darin wurden die Einwohner informiert, dass sie zu den 100 zu erschließenden Standorten in Bayern gehören. Im Rahmen des Bayerischen "Mobilfunkpaktes II" suche das Unternehmen einvernehmlich Standorte, die technisch geeignet sind, um die Mobilfunkversorgung für Sprach- und Datenübertragung zu gewährleisten.
Auf diesen Aufruf hin, meldeten sich drei private Interessenten, die ihr Grundstück für die Errichtung eines Funkmasten zur Verfügung stellen wollten. Die Aufstellungsorte im Gewerbegebiet Neubrunner Weg kamen aber nicht in Frage, da der Standort keine Flächenabdeckung des Dorfes erlaube, wie es hieß. Eine Platzierung außerhalb würde eine höhere "Strahlendosis" benötigen, um die gleiche Abdeckung wie ein innerörtlicher Mast zu erreichen, erklärte Gertrud Bühl, damalige Bürgermeisterin von Breitbrunn. Das nachträglich vorgeschlagene Grill-Gebäude des VfR Hermannsberg-Breitbrunn kam wegen schlechter Bausubstanz nicht in Frage.
Daher entschied sich das Unternehmen, ein privates Angebot anzunehmen und den Funkmast auf dem Schuppen neben einem Wohnhaus aufzustellen. Möglich, weil das Anwesen zwischen Wohn- und Mischgebiet steht.
Es geht nicht um Schuld
Der Grundstücksbesitzer solle "nicht der Sündenbock sein", möchte Kundmüller klarstellen. "Er war zumindest ehrlich zu uns. Im persönlichen Gespräch hat er uns immer gut informiert." Aber Landratsamt und Antennenbetreiber nicht, so der Vorwurf der Breitbrunner. Niemand habe ihre Gegenstimmen beachtet.