Das Zeiler Seniorenheim ist coronafrei
Autor: Klaus Schmitt
Zeil am Main, Sonntag, 10. Januar 2021
Die Infektionen im Hans-Weinberger-Haus in Zeil konnten eingedämmt werden. 26 Bewohner sind an oder mit der Krankheit verstorben. Auf dem Höhepunkt zählte der Träger 78 Ansteckungen.
Ulrike Hahn war die Erleichterung beim Telefongespräch deutlich anzuhören. Seit einigen Tagen ist das Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Zeil coronafrei. "Wir sind heilfroh, dass es so ist. Wir haben das Tal durchschritten", sagt Ulrike Hahn, die sich im Bezirksverband Unterfranken der Arbeiterwohlfahrt um 17 Seniorenheime und eine Reha-Einrichtung in Unterfranken kümmert.
Die Arbeiterwohlfahrt ist der Träger der Senioreneinrichtung im Hans-Weinberger-Haus in Zeil. Es hat 100 Plätze, die auf vier Wohnbereiche (Etagen) mit jeweils 25 Plätzen verteilt sind. Bei Ausbruch der Corona-Ansteckungen vor einigen Wochen waren 99 Plätze belegt. Insgesamt kümmern sich rund 100 Mitarbeiter um die Senioren.
Anfangs schnellte die Zahl der Infizierten sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Mitarbeiter rasch nach oben. Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs zählte das Seniorenheim 78 Fälle. Das Haus steuerte dagegen und schaffte es, zunächst einzelne Wohnbereiche und nun das ganze Haus coronafrei zu bekommen. Von den 99 Bewohnern zu Beginn des Virusausbruchs sind 26 Männer und Frauen an oder mit Corona verstorben. Die infizierten Mitarbeiter sind alle wieder genesen, wie Ulrike Hahn bestätigte.
Bisher ist im Hans-Weinberger-Haus noch niemand gegen das Virus geimpft worden. Das soll in Kürze anders werden. Die Impfteams stehen laut Hahn bereit und alles sei vorbereitet. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", schildert die Vertreterin der Arbeiterwohlfahrt. Was bisher fehle, sei allein der Impfstoff. Die Impfungen sind nach ihren Angaben mit einem großen Aufwand verbunden. Es müssten umfassende Informationen an die Betreuer der im Heim wohnenden Klienten gegeben werden. Das Gleiche gelte für die Beschäftigten, und wenn geimpft werde, müssten die zu impfenden Mitarbeiter da sein.
Nachdem das Hans-Weinberger-Haus wieder coronafrei ist, sind auch wieder Besuche im Rahmen der staatlichen Regeln möglich. Und: Neue Bewohner können aufgenommen werden.
Die Arbeiterwohlfahrt betreibt im Landkreis eine zweite Senioreneinrichtung: das neue Haus in Knetzgau. Dort gab es laut Ulrike Hahn auch einen Corona-Fall. Die betroffene Person ist wieder genesen. Das Virus hat sich in der Knetzgauer Einrichtung nicht ausgebreitet.
Die Infektionswelle im Zeiler Hans-Weinberger-Haus mit den insgesamt 26 Todesopfern ist der schlimmste Corona-Ausbruch in einer Senioreneinrichtung im Landkreis Haßberge. Getroffen hat es auch den Caritas-Kreisverband Haßberge mit seinen beiden Häusern in Haßfurt und Hofheim.
Die Caritas Haßberge kämpft in Haßfurt gegen Corona. Ausgebrochen ist das Virus an den Weihnachtsfeiertagen im Haus Sankt Bruno, in dem aktuell 65 Senioren (bei insgesamt 80 Plätzen) untergebracht sind. 73 Beschäftigte kümmern sich um die Männer und Frauen in der Einrichtung des Kreisverbandes der Caritas.
An Weihnachten waren bei den regelmäßigen Tests positive Fälle aufgetreten. Sieben Bewohner und sieben Mitarbeiter hatten sich mit Corona angesteckt. Mittlerweile hat sich die Zahl erhöht. Nach Angaben der Caritas sind aktuell 19 Mitarbeiter und 28 Bewohner infiziert (Stand am Freitag, 8. Januar). Drei Bewohner sind seit Weihnachten an oder mit dem Virus gestorben.
Die Situation belastet die Bewohner, die Beschäftigten, die Caritas und die ganze Stadt. "Die Lage ist bei allen im Haus wechselhaft", schreibt Anke Schäflein, die Geschäftsführerin des Caritas-Kreisverbandes, auf der Internetseite der Caritas und fährt fort: "Mal geht es uns besser, mal richtig schlecht. Bitter bleibt es weiterhin."
Im Seniorenheim Sankt Bruno, das in der Promenade in Haßfurt liegt, gilt weiterhin ein Besuchsverbot. Neuaufnahmen sind derzeit nicht möglich.
Am Samstag ist in der Einrichtung damit begonnen worden, erste Personen gegen das Virus zu impfen. Die Impfungen hätten eigentlich schon nach Weihnachten noch in den letzten Tagen des alten Jahres starten sollen, wie Georg Wagner, der stellvertretende Kreisgeschäftsführer der Caritas, beschrieb. Jedoch habe der Virusausbruch die Impfungen damals verhindert.
Erste Erfahrungen mit Corona hatte die Caritas vor dem Ausbruch in Haßfurt in ihren Einrichtungen in Hofheim machen müssen. Dort betreibt der Kreisverband das Altenservicezentrum Sankt Martin mit den Hausgemeinschaften Sankt Anna. Vor Wochen hatten sich dort vier Mitarbeiter und ein Bewohner mit dem Virus angesteckt. Dabei blieb es zum Glück. Inzwischen sind alle Betroffenen genesen. Die Einrichtungen in Hofheim sind frei von Corona.