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"Das Wir gewinnt" in Hofheim


Autor: Ralf Naumann

Hofheim i. UFr., Sonntag, 28. Mai 2017

Am "Tag des Deutschen Sportabzeichens" feierten in Hofheim Menschen mit und ohne Behinderung ein großes Sportfest.
So schnell laufen, wie möglich (vorne, von links): Andreas Enke, Markus Rumpel, Nancy Wels und Christian Naumann von der Rummelsberger Diakonie. Foto: Ralf Naumann


Die Buchstaben "S" und "I" dominierten am Samstag das Geschehen auf dem Sportgelände des SV Hofheim. Warum? Sport und Inklusion trafen dort am "Tag des Deutschen Sportabzeichens" aufeinander. Beim mittlerweile dritten inklusiven Sportfest, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung das Sport- oder Mehrkampfabzeichen ablegen konnten.

Neben der sportlichen Betätigung bei der vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV), dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern (BVS), der Lebenshilfe Haßberge und der Rummelberger Diakonie ausgerichteten Veranstaltung, stand vor allem der Spaß im Vordergrund - und zwar der gemeinsame. Das Motto lautete schließlich "Das Wir gewinnt." Federführend verantwortlich für dieses Event war erneut Günter Dietz vom heimischen Turnverein, der bereits bei der Premiere 2015 forderte: Menschen mit Behinderung sollen bei Sportfesten nicht weiter übersehen werden.


"Wir machen Fortschritte"

Der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Turnverbandes und gleichzeitig "Inklusionsbeauftragter" zeigte sich einerseits recht zufrieden mit dem bisher Erreichten. Doch es gebe noch viel zu tun. "Es ist schon langwierig. Aber wir machen Fortschritte", betonte der 68-Jährige, der von Stillstand nichts wissen will. "Es geht wirklich aufwärts." Besonders die Nachfragen von anderen Vereinen bezüglich einer Austragung einer inklusiven Sportveranstaltung in anderen Regionen habe zugenommen, auch wenn die Zurückhaltung oder gar Vorbehalte noch deutlich zu spüren seien. "Ja, das ist wohl der schwierigste Teil", räumte Dietz ein, dass es in Punkto Überzeugungsarbeit noch viel zu tun gebe.


"Man sollte es probieren"

Sein Motto lautet: "Man sollte es erst einmal probieren." Außerdem müssen immer noch vorhandene "gedankliche Sperren" in den Köpfen vieler nichtbehinderter Menschen "vorher gebrochen werden, dass sie nicht mehr so verschlossen und abwehrend sind." Seine persönliche Erfahrungen in den letzten Jahren bezeichnete der Hofheimer als "sehr, sehr positiv."

Und am Samstag? Etwa 22 Menschen mit Behinderung sowie 68 andere Freizeitsportler, darunter eine große Schülerabordnung der Hofheimer Realschule, nahmen das Angebot zum einen sehr gerne war. Zum anderen hatten sie mächtig Spaß. Sowohl bei den einzelnen Disziplinen auf dem Sportgelände sowie dem angrenzenden Hallenbad, um unter den Augen von BLSV-Sportabzeichen-Referent Uwe Derra (Neubrunn) das deutsche Sportabzeichen abzulegen.

Aber es war auch Gaudi angesagt: Beim "Spiel ohne Grenzen", bei dem insgesamt sechs inklusive Mannschaften gegeneinander antraten, waren schließlich Disziplinen Kegeln, Ringewerfen, Eimer mit Wasser füllen oder Dreibein-Lauf angesagt. "Dadurch können vorhandene Berührungsängste abgebaut werden und alle können grenzenlos Spaß zusammen haben", begründete Bettina Surkamp die Aktion. Surkamp, Leiterin des Bereiches "Offene Hilfen" der Lebenshilfe Haßberge, bezeichnete den Sport als "niedrigschwellige Möglichkeit, Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen." Hier in Hofheim sei es gelungen, "selbst die leistungsorientierten Disziplinen, die das Sportabzeichen verlangt, für alle Teilnehmer mit und ohne Behinderung zu ermöglichen."

Landrat Wilhelm Schneider, der die Schirmherrschaft übernommen hatten, sagte dazu: "Inklusion soll eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Wir müssen die Menschen so annehmen, wie sie sind."