Das Schlagzeug soll sein Arbeitsplatz werden
Autor: Johanna Eckert
Ebern, Mittwoch, 28. August 2013
Der 15-jährige Jonas Lerche aus Ebern wächst in einer musikalischen Familie auf und hat schon früh Erfolge erzielt. Der junge Schlagzeuger will Musik studieren und Berufsmusiker werden.
Der 15-jährige Jonas Lerche hat vor dem Nordbayerischen Musikbund das Goldene Leistungsabzeichen D3 im Fach Schlagzeug mit sehr gutem Erfolg abgelegt. Damit ist er einer der Besten unter 105 jungen Musikern, die diese höchste Qualifikation im Laienmusizieren geschafft haben. Der junge Trommler aus einer musikalischen Familie strebt den Beruf des Orchestermusikers an.
"Aufgeregt würde ich das nicht nennen. Etwas angespannt war ich vielleicht", erzählt Jonas Lerche von dem Tag, als er Anfang August in der Musikakademie Hammelburg zu seiner Prüfung antrat. Geübt hat er dafür mehrere Monate. Denn die Prüfungsinhalte waren keine leichte Kost. Tonleitern in Dur und Moll über zwei Oktaven, Improvisieren auf dem Drumset, Vortragsstücke auf dem Xylophon und der kleinen Trommel sowie ein Selbstwahlstück in Begleitung von Klavier auf den Pauken. Das war die Praxis. Und in der theoretischen Prüfung warteten Musikgeschichte und Gehörbildung.
Die Mutter genießt
"Für mich sind diese musikalischen Begriffe alles böhmische Dörfer", gibt die Mutter von Jonas lächelnd zu. Petra Lösslein-Lerche ist die einzige in der Familie, die nicht regelmäßig das Instrument auspackt. "Da kann ich meinen Kindern praktisch nicht viel helfen. Ich genieße einfach ihre Musik."
Die Geige des Großvaters
Die Musik hat der Vater in die Familie gebracht. "Mein Großvater hat Geige gespielt, die wir heute noch auf dem Dachboden haben," so Theo Lerche über seine musikalischen Wurzeln. Mit acht Jahren wurde er selbst von seinen Eltern in der Knabenkapelle Ebern angemeldet. "Ich wollte immer Schlagzeug lernen. Aber damals mussten wir das Instrument lernen, was gerade gebraucht wurde. So bin ich dann zur Klarinette gekommen."
Die Knabenkapelle Ebern, das heutige Blasorchester Ebern, ist schon fast zur zweiten Heimat der Familie Lösslein-Lerche geworden. Auch die nicht-musizierenden Familienmitglieder sind tatkräftig bei der Sache und Theo Lerche hat den Musikverein jahrelang als Vorsitzender geleitet.
Jonas Karriere als Schlagzeuger hat im Hochstuhl als Kleinkind angefangen. "Da konnte er noch nicht einmal reden und hat schon die Rhythmen nachgeklopft, die ich ihm vorgeklopft habe", schmunzelt der Vater über die ersten Trommelversuche seines Sohnes. Davor hat er sich auch schon klopfend an den Gitterstäben der Babywiege probiert. "Zum zweiten Geburtstag hat mein Mann ihm dann so ein Kinderschlagzeug geschenkt. Ich habe nur gesagt, du bist verrückt", lacht die Mutter. Mit drei Jahren wurde der erste professionelle Schlagzeuglehrer für Jonas gesucht. "An diesen Tag kann ich mich noch genau erinnern. Wir sind mit Jonas in das Musikheim gekommen, dort hat der Lehrer gewartet. Der hat ein Gesicht gezogen und gedacht wir spinnen, weil er kein dreijähriges Kleinkind zum Unterricht erwartet hat."
Talent bestätigt
Der damalige Schlagzeuglehrer hat das Talent des kleinen Jungen bestätigen können und somit war Jonas dabei. Mit sechs Jahren spielte er in der Bläserklasse und arbeitet sich immer weiter nach vorne. Einen ersten großen Erfolg fuhr er mizt zehn Jahren beim Solo/Duo-Wettbewerb des Bayerischen Blasmusikverbandes ein. Er wurde Landessieger und somit bester Schlagzeuger von Bayern des Jahrgangs 1998. Vom Rotary Club erhielt Jonas Lerche ein Stipendium für einen musikalischen Sommerkurs in Weimar, und auch beim Jugend-Sinfonie-Orchester Coburg hat er schon die Trommel gewirbelt.
"Ich will Schlagzeug studieren", ist sich der 15-jährige smarte Jonas sicher, "und dann als Orchestermusiker vielleicht bei den Berliner Symphonikern oder so spielen." Er hat ein Ziel. "Der ist einer, der einfach sein Ding durchzieht", meint seine große Schwester Christin, die selbst Klarinette spielt, über den Ehrgeiz ihres Bruders.
Früher wollte Jonas immer Fußballprofi oder Schlagzeuger werden. Mit der vergangenen Saison hat er die Kickerei im Verein aufgegeben und die Musik zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. Seinem FC Bayern bleibt er jedoch als Fan treu.
Üben, üben, üben
Anstatt Fußballtraining heißt es nun für die kommenden Jahre üben, üben, üben. "Zwei Stunden Minimum am Tag," sagt Jonas: "Und dann auch, wenn es gerade mal nicht so Spaß macht".
Norbert Röder, Solopauker am Landestheater Coburg, wird ihn dabei begleiten und das nötige Know-how für die Aufnahme an der Musikhochschule vermitteln. Einmal in der Woche wird Jonas auch Klavierunterricht absolvieren. "Das ist ein Muss für ein Musikstudium." Ach ja, und dann ist da noch die Schule. "Latein ist seine Spezialität", scherzt die Mutter. Jonas wird ab nächstem Schuljahr die zehnte Klasse am Gymnasium besuchen und ihm ist klar, dass er für seinen Traumberuf zunächst das Abitur schaffen muss. Davor will er aber noch Mitglied im Nordbayerischen Jugendblasorchester werden und den Lehrgang zum Registerführer zusammen mit seinem Vater machen.
Ganz schön laut
Die Familie steht hinter Jonas und seinen Zielen. "Wir sind keine RTL-Nachmittagssendungs-Familie", ist Jonas überzeugt. "Wir sind eine ganz normale Familie, mit Zoff und Harmonie und Zusammenhalt." Und die Familienmitglieder samt Hund Cleo halten es einfach aus, wenn Jonas Schlagzeug übt. "Denn das kann ganz schön laut werden", sind sich die Schwestern Julia und Christin einig, die mit ihren Instrumenten Saxophon und Klarinette den Bruder nicht übertönen können.
Und wenn Jonas Zeit hätte, dann würde er gerne mal Trompete lernen. Nicht weil es einfacher zu handeln ist und man keinen Transporter für die vielen Trommeln und das Xylophon braucht, sondern "weil ich dann endlich auch mal als Musiker mit auf die Vierzehnheiligenwallfahrt gehen kann". Bei der Kirchenmusik wird nämlich nicht getrommelt. So ist das Leben eines Schlagzeugers.