Das sagt Kabarettist Wilhelm Wolpert zum Dialekt im Franken-Tatort
Autor: Sarah Seewald
LKR Haßberge, Montag, 13. April 2015
Zur starken Tatort-Quote vom Sonntag haben auch heimische Experten beigetragen: Ein Kommissar, der weiß, dass es im Alltag oft anders läuft und ein Mundart-Kenner, der die Haupt-Ermittlerin lieber mit einer fränkischen Marktfrau besetzen würde.
Keine einzige Bratwurst. Kein Seidla Bier, kein Schoppen Wein. Das ist nicht nur den Kollegen beim Tatort-Gucken am Sonntagabend aufgefallen, sondern auch zahlreichen Nutzern, die sich davor und danach - ja sogar währenddessen - im Internet über die erste fränkische Tatort-Ausstrahlung austauschen. Sogar einen eigenen Hashtag - ein Schlagwort hinter dem Schriftzeichen des Doppelkreuzes - bekam der Franken-Tatort. So war unter "#dadord" zum Beispiel zu lesen: "So viel (Fake-)Fränkisch wie in diesem ?#dadord hört man in Nürnberg an einem ganzen Tag nicht."
Neue Hauptdarstellerin
Ein wenig Sorge um den Dialekt hatte der unterfränkische Kabarettist Wilhelm Wolpert schon im Voraus: "Hoffentlich babbeln sa net ner bloß nürnbergerisch und sachng net 100 mal ,allmächd‘ und ,basst scho‘." Abgesehen von dieser einen Polizeipförtnerin, die den Einstieg in den fränkischen Dialekt in den ersten Minuten so was von vermasselt, und vom fehlenden "Grüß Gott" findet der Haßfurter aber letztlich schon, dass genug gesprochenes Fränkisch im Tatort gebracht wurde. Auch Polizeihauptkommissar Joachim Wolf von der Polizeiinspektion Haßfurt empfand es "als angenehm, dass unsere schöne, fränkische Sprache nicht zu kurz kam". Doch beiden - und noch vielen Zuschauern mehr - fehlte das wahre, echte fränkische Lebensgefühl.
Für Wolpert war es ein bisschen zu viel "Durch die Straßen und Häuserschluchten"-Fahren, und zu wenige Kirchen, Spargel, Bauern... Auch der Hauptkommissar Joachim Wolf hätte sich gewünscht, "dass der Zuschauer noch mehr von der Atmosphäre und den Sehenswürdigkeiten der schönen fränkischen Landschaft erfährt".
Wilhelm Wolpert würde direkt einmal die Hauptdarstellerin neu besetzen. Dagmar Manzel als Paula Ringelhahn war in seinen Augen "farblos"... - "die war eigentlich gar nicht da". Er hätte viel lieber "eine richtige Fränkin" als Kommissarin. Den Text würde er dafür gar nicht umschreiben, schließlich gucken ja auch Nicht-Franken zu. Aber er würde eine nehmen, die "a weng so wie a Gemüsefrau" ist. Nicht nur vom Aussehen, sondern halt von der Art her. Keine, die ihn an schon etablierte Schauspiel-Ermittlerinnen wie Hannelore Hoger (Bella Block) oder Rita Russek (Wilsberg) erinnern.
Und was der Ur-Unterfranke überhaupt nicht nachvollziehen konnte: "Der Titel ,Der Himmel ist ein Platz auf Erden‘ hat null Beziehung zum Stoff gehabt." So überraschend die "Lösung" des Sonntag-Tatorts für Wolpert war, - schlichtweg ein Eifersuchtsdrama - findet er, dass es ganz andere Themen auf die Leinwand schaffen könnten: "Heutzutage gäbe es doch den Stoff für einen Frankenkrimi: ,Der Streit im Steigerwald - Um Nationalpark oder net Nationalpark'...."
Dass das Filmgeschehen nicht unbedingt was mit dem Alltag zu tun hat, ist Wolf klar: "Als Polizeibeamter weiß ich, dass das Handlungsgeschehen im Film und die polizeiliche Wirklichkeit oft weit auseinander liegen können - so war es teilweise auch im Franken-Tatort", sagt er. Damit kann der hauptberufliche Polizeibeamte aber ganz gut leben. Immerhin soll man am Sonntagabend daheim entspannen - vielleicht mit 'ner Bratwurst und 'nem Seidla Bier - und nicht an die Arbeit denken....