Landkreis Haßberge: Das Rübenjahr ist sehr durchwachsen
Autor: Lisa Kieslinger
LKR Haßberge, Dienstag, 20. Sept. 2016
Im Landkreis Haßberge startete vor einer Woche die Zuckerrüben-Ernte. Meterhoch türmen sich die Feldfrüchte in sogenannten Mieten am Feldrand.
Der April war wettertechnisch gut für die frühe Saat. Im kühlen Mai war die junge Rübe dann eher verhalten, was das Wachstum betrifft, doch die Monate Juni und Juli haben es dann rausgerissen: warme Temperaturen und regelmäßiger Regen - perfekte Bedingungen für die Zuckerrüben. Doch dann kamen die vier Wochen Spätsommer im August und September. Temperaturen über der 30-Grad-Marke und kein Regen. "Unter der Trockenheit hat die Rübe stark gelitten", sagt Ernst Merz von der Rübenabteilung des Südzucker-Werks in Ochsenfurt (Landkreis Würzburg). Jeden Tag kommen dort in 700 Lastwagen 18 000 Tonnen Zuckerrüben an. Darunter sind laut Merz 80 Laster aus dem Kreis Haßberge.
Vor gut einer Woche begann die Zuckerrüben-Ernte, die sogenannte Rodung. An vielen Straßenrändern türmen sich seitdem wieder meterhoch die Zuckerrüben in sogenannten Mieten. "Die Trockenheit hat die Rodung erschwert. Im Kreis Haßberge ging es aber noch", erklärt Tino Scheithauer. Er ist der Geschäftsführer des Maschinenrings Haßgau (mit Sitz in Hofheim), den die landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft der Zuckerrübenanbauer Zeil Ost (LMZ Zeil Ost) mit der Koordination der Abfuhr, des Ladens und des Transports der Zuckerrüben beauftragt hat. Aktuell laufe die Abfuhr. "Eine Verladegruppe ist gerade in den Haßbergen unterwegs, verlässt das Gebiet jedoch südlich des Mains", so Scheithauer. Schon am Dienstag komme die nächste Gruppe, die bei Knetzgau und Oberschwappach sowie Wonfurt ernten wird.
Zwei Verladegruppen unterwegs
Für den Maschinenring Haßgau sind diese zwei Verladegruppen mit 22 Lkw unterwegs. Jedem Rübenreinigungslader, auch Rübenmaus genannt, sind acht bis zwölf Lkw zugeordnet. Die genaue Anzahl komme darauf an, wie groß die Distanz zur Fabrik in Ochsenfurt ist.Gebiete bis in den Landkreis Coburg werden vom Maschinenring Haßgau bedient. Das bedarf viel Koordination. "Von der Fabrik wird uns eine Tagesliefermenge vorgegeben, die wir erfüllen wollen. Da müssen wir schauen, dass alles so gut wie möglich ausgelastet ist", erklärt Scheithauer.
Für diese Woche ist Tino Scheithauer sehr optimistisch, was die Rodung betrifft. "Auf den sandigen Böden ist das Roden jetzt auch möglich. Die 20 Liter, die es geregnet hat, waren dringend nötig", meint er. Geerntet werde noch bis Mitte November. Die Abfuhr zur Fabrik dauere wahrscheinlich noch bis Januar an, da immer nur eine gewisse Menge abgegeben werden kann und diese gleich verarbeitet wird. Zum genauen Ertrag im Landkreis Haßberge kann Ernst Merz noch nichts sagen. Schließlich habe die Rübenabfuhr erst begonnen. Doch er schätzt einen Ertrag um die 60 Tonnen pro Hektar.
Doch das durchwachsene Rübenjahr hat auch etwas Gutes: Der Zuckergehalt der Rübe ist sehr gut. Um die 19 Prozent sind es im fränkischen Durchschnitt. Im Kreis Haßberge geht es laut Merz sogar in Richtung 20-Prozent-Marke. Zum Vergleich: Im letzten Jahr lag der Zuckergehalt im Landkreis Haßberge bei 17,3 bis 17,5 Prozent. Für die Anbauer macht sich der hohe Zuckergehalt finanziell bemerkbar. Denn je höher dieser ist, desto mehr Geld zahlt die Zuckerfabrik in Ochsenfurt. Trotz durchwachsenem Wetter wird es also ein Rübenjahr mit positivem Ausgang für die Anbauer.
Die Geschichte der Zuckerfabrik Zeil:
Wirtschaftsfaktor Früher brachten die Bauern ihre Zuckerrüben in die Zuckerfabrik nach Zeil. Doch das Werk gibt es nicht mehr. Die Zuckerfabrik in Zeil war ein wichtiges Kapitel in der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Doch im Jahr 2001 war damit Schluss. Von den 122 Mitarbeitern wurde nur ein Teil übernommen (anderes Werk, Demontage, Lager/Versand).
Abbau Der Großteil der Anlagen wurde nach Aserbaidschan verkauft. Ab Ende Juli 2003 wurden die Maschinen Stück für Stück abgebaut. In der Hauptstadt Baku entstand das Zuckerherstellungswerk neu.
Nutzung Im Juli 2005 wurde der Schornstein der Zuckerfabrik gesprengt, der mit der Zeit zu einem Wahrzeichen von Zeil geworden ist. Aktuell befinden sich auf dem ehemaligen Gelände der Zuckerfabrik noch ein Gebäude und vier Silos, in denen der Zucker gelagert wird. lk