Das Paradies der Oldtimer-Bulldogs liegt in Lembach

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Ernst Rösch (Zweiter von links) erklärt die Funktionsweise des Glühkopfes an seinem Lanz 8506 aus dem Jahre 1942. Fotos: Günther Geiling
Ernst Rösch (Zweiter von links) erklärt die Funktionsweise des Glühkopfes an seinem Lanz 8506 aus dem Jahre 1942. Fotos: Günther Geiling
Der absolute "Alters-Veteran" und Stolz seines Besitzers Jan Moser war der "Zettelmeyer Z 2", hier mit seiner Freundin Nadine auf der Sitzbank.
Der absolute "Alters-Veteran" und Stolz seines Besitzers Jan Moser war der "Zettelmeyer Z 2", hier mit seiner Freundin Nadine auf der Sitzbank.
 
Die Brüder Thomas Graser (links) und Artur Graser (Dritter von links) stehen an der Spitze der "Bulldog-Freunde Lembach" und zeigen hier Schirmherrn Bürgermeister Michael Ziegler (Zweiter von links) alte Veteranen wie den Hanomag R 16 aus dem Jahre 1956.
Die Brüder Thomas Graser (links) und Artur Graser (Dritter von links) stehen an der Spitze der "Bulldog-Freunde Lembach" und zeigen hier Schirmherrn Bürgermeister Michael Ziegler (Zweiter von links) alte Veteranen wie den Hanomag R 16 aus dem Jahre 1956.
 
Pater Michael beim Segnen eines alten "Eicher"
Pater Michael beim Segnen eines alten "Eicher"
 
Mit ihrer roten Farbe nicht zu übersehen die Porsche und McCormicks, die sehr beliebt sind.
Mit ihrer roten Farbe nicht zu übersehen die Porsche und McCormicks, die sehr beliebt sind.
 
Auch alte Handwerksberufe wie hier den Schmied konnte man bei ihrer Arbeit beobachten.
Auch alte Handwerksberufe wie hier den Schmied konnte man bei ihrer Arbeit beobachten.
 
Einige Bulldogfreunde sind so mit ihren Oldies verwachsen, dass sie sogar mit eigenem Wohnmobil im Schlepptau unterwegs sind wie hier aus Burghaslach.
Einige Bulldogfreunde sind so mit ihren Oldies verwachsen, dass sie sogar mit eigenem Wohnmobil im Schlepptau unterwegs sind wie hier aus Burghaslach.
 
Ludwig Jäger aus Knetzgau (rechts) mit seinem Hanomag-Schnellläufer R 55 aus dem Jahre 1956, der noch oft auf den Straßen unterwegs ist.
Ludwig Jäger aus Knetzgau (rechts) mit seinem Hanomag-Schnellläufer R 55 aus dem Jahre 1956, der noch oft auf den Straßen unterwegs ist.
 
Der Glühkopf-Lanz aus dem Jahre 1942 in Nachbarschaft zur modernen Schleppergeneration von Deutz.
Der Glühkopf-Lanz aus dem Jahre 1942 in Nachbarschaft zur modernen Schleppergeneration von Deutz.
 
Auf großes Interesse mit seiner Geschichte und seinen Bilddokumenten über seinen Lanz 8506 stieß Ernst Rösch (Dritter von links) bei Vorstand Artur Graser (Vierte von links) und interessierten Besuchern.
Auf großes Interesse mit seiner Geschichte und seinen Bilddokumenten über seinen Lanz 8506 stieß Ernst Rösch (Dritter von links) bei Vorstand Artur Graser (Vierte von links) und interessierten Besuchern.
 
Franz Oberreuter und Albin Oberreuter (von links) stellten die Geschichte ihres Deutz vor.
Franz Oberreuter und Albin Oberreuter (von links) stellten die Geschichte ihres Deutz vor.
 

Das sind "Lebensgeschichten" - mit den Oldtimer-Traktoren verbindet sich so manche unglaubliche Geschichte. In Lembach war der Platz beim Bulldogtreffen voll davon. Zum Beispiel der riesenhafte "Lanz Typ 8506" von Ernst Rösch aus Reichmannshausen. Seine 35 PS und sein lautes Tuck-Tuck-Tuck hörte man schon von weitem, das Ding zog die Blicke auf sich. Rösch berichtete: "Hergestellt wurde er von Lanz im Jahre 1942. Dann ist er von Hitler nach Rumänien verkauft worden und hat dort seine Dienste getan.

Zu Ernst Rösch ist er vor vierJahren gekommen, als er das Teil in Deutschland Rumänen abkaufte. Was dann geschah, hat Rösch stolz in einem Bildband verewigt. Foto für Foto belegt den maroden Zustand des Acker-Veteranen - und den Aufwand, bis er das Schmuckstück war, das er jetzt ist. "In diesen fünf Jahren habe ich weit über 1500 Stunden daran gearbeitet und wirklich jede einzelne Schraube in der Hand gehabt. Von den kleinsten Teilen bis hin zum Getriebe habe ich alles total zerlegt, wieder zusammen gebaut und das alte Eisen wieder auf Hochglanz poliert", erklärt Ernst Rösch.

Keine Bremsen ...

Manches können sich die Jüngeren gar nicht vorstellen: Der Bulldog hatte keine Bremsen, er war so etwas wie ein "eigenes Pferd nur für den Acker". Rösch ist Nebenerwerbslandwirt und nutzt seinen "Lanz" zum Ziehen von Anhängern.
Immerhin bringt es der Bursche auf 35 Stundenkilometer. Im Kreise der Fachleute vor Ort erfuhr man, dass der "Lanz" heute unter Liebhabern auf einen Wert von 50 000 Euro und mehr eingestuft wird.

Dabei kann man den Brummer mit seinen fast sechs Tonnen nicht einfach starten, denn er ist ein "Glühkopf-Schlepper". Bevor der kalte Glühkopfmotor gestartet werden kann, muss die "Glühnase" per Lötlampe vorgewärmt werden. Das kann schon einmal zehn Minuten dauern. Hergestellt zwischen 1921 und 1957 durch die Lanz AG prägte sich mit diesen Traktoren umgangssprachlich der Name Bulldog für einen Ackerschlepper ein. Der "Lanz" ist der "Ur-Bulldog". Sein Erfolg war seine Einfachheit und seine Robustheit. Heute, das hat Charme, wird er gerne als "Hochzeitsauto" eingesetzt.

Hanomag-Fan

Ihm ähnlich: der großen Hanomag R 55 mit 55 PS, Baujahr 1956, von Ludwig Jäger aus Knetzgau. Der "Hanomag-Fan" besitzt noch drei weitere Gefährte dieser Marke. Diesen hier hat er, wie er erzählte für 4000 Euro gekauft, ein neues Getriebe für 4700 Euro eingebaut, und nun ist das Gefährt sicherlich 20 000 Euro wert.

Der R 55 ist eine ehemalige Schausteller-Zugmaschine, ein Schnellläufer, der es auf 50 "Sachen" bringt und dabei 15 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. "Sie ist seit zwölf Jahren in meinem Besitz, und in etwa 1000 Stunden habe ich sie komplett restauriert. Im Sommer bin ich nun fast jedes Wochenende unterwegs. So habe ich heuer schon über 1200 Kilometer zurückgelegt bei Fahrten nach Poppenhausen oder Thüringen oder mit der Traktorwallfahrt nach Vierzehnheiligen."

Traktoren sammeln, restaurieren oder einfach nur als Familienstück in Schuss halten und sich dann mit Gleichgesinnten treffen und fachsimpeln. Das treibt die Männer zum Bulldogtreffen; die "Bulldogfreunde Lembach" organisierten ihr drittes am Wochenende, und über 150 Schlepperfreunde kamen. Älteste Traktorlegende war sicherlich der "Zettelmeyer Z 2" von Jan Moser, Baujahr 1936. "So einen Bulldog kenne ich gar nicht", meinte einer zu dem Gefährt des Augsfelders.

Nur Hobby ...

Der hat eigentlich nichts mit der Landwirtschaft zu tun, der Virus "Oldtimer-Traktoren" hat ihn trotzdem befallen. "Mein Opa hatte nur ein bisschen Landwirtschaft. Ich fahre heute höchstens manchmal noch etwas Schlepper bei einem Bauern und für mich ist mein Traktor nur Hobby", beschreibt Jan Moser.

"Ich habe im Internet nach einem alten Traktor gesucht und bin dann im Osten fündig geworden. Er stand in Meiningen in Thüringen. Dort habe ich ihn geholt, ihn dann komplett restauriert und alles, was aus Blech ist, völlig neu gemacht." 4500 Euro kostete der "Zettelmeyer", genau so viel steckte Moser noch mal in das Herrichten - die Zeit nicht gerechnet. "Eineinhalb Jahre habe ich daran gearbeitet, wann immer ich etwas Zeit dafür fand." In der "Schlepperpost" wird das Stück auf 20 000 Euro geschätzt, Liebhaberpreis. Aber selbstverständlich ist das Prachtstück unverkäuflich. Der "Z 2" hat zwei Zylinder, 1894 Kubikzentimeter Hubraum und 22 PS, 35 Stundenkilometer bringt er auf die Straße.

Franz Oberreuter wiederum pflegt mit seinem Zwei-Zylinder-Deutz mit 25 PS und 1900 Kubikzentimetern ein Familienstück. 600 Stunden Eigenleistung haben ihn mit seinem Trekker zusammenwachsen lassen - hergeben würde er ihn nie, auch nicht für die 20 000 Euro, die er unter Liebhabern wert ist. Der Deutz war oft zum Holzschleifen eingesetzt. "Deswegen hat er seine Blessuren und die Gangschaltung ist etwas schwierig, weil er im Wald anscheinend immer mit dem zweiten Gang gefahren wurde. Fachleuten haben mir aber von einem neuen Getriebe abgeraten. Ich fahre damit jetzt nur noch Holz und spalte es für mich und meinen Schwiegervater."

Ein Bautz mit Dach

Bruder Albin daneben ist stolz auf seinen noch älteren Bautz (1958, 24 PS). Davon gibt es nur 600 Stück. Das Dach ist nicht original: "Ich war im vorigen Jahr bei der Traktorfahrt nach Vierzehnheiligen dabei und da bin ich patschnass geworden. Deswegen habe ich mir jetzt ein Dach darauf gebaut", sagte Albin.

Für die Bulldog-Freunde aus Lembach war dieses Treffen ein großer Erfolg, und das freute den Vorsitzenden Artur Graser, denn der Verein ist erst vor fünf Jahren gegründet worden. Die Besucher begeisterten sich auf für die Vorführungen von alten Handwerksberufen (Besenbinder, Schmiede, Drechsler), es gab eine Maiskolbenschälmaschine und alte landwirtschaftliche Geräte zu besichtigen - ebenso das "Mähen im Wandel der Zeit" von der Sense bis zum modernen Traktor.

Übrigens zeigte das Bulldog-Treffen ein über den Häusern von Lembach aufgehängter Traktor an. Keineswegs eine Attrappe, sondern ein originaler Kramer KW 160. "Dieses Objekt aus den 50-er Jahren haben wir aus einer Hecke befreit und wollen es in naher Zukunft von unserem Verein aus wieder herrichten. Sein Motor ist aber durchgeschlagen und hat ein kopfgroßes Loch. Aber wir werden schon alles wieder hinkriegen", meinte Artur Graser zuversichtlich. Dann kann auch er sich in die Reihe der Porsche, Hanomag, Schlüter, Lanz einreihen und bei den Ausflügen die Luft mit Diesel schwängern.