Das Licht trägt die Nationen bis heute
Autor: Günther Geiling
Haßfurt, Sonntag, 16. November 2014
Die Partnerschaft von Franzosen und Deutschen wird im Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin in Südfrankreich gelebt. Bei einem Festakt in Haßfurt erinnerten sich die Verantwortlichen an die ersten Stunden und an große Persönlichkeiten.
Im Zeichen des 40. Jubiläums der Deutschen-Französischen Partnerschaft zwischen dem Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin in Südfrankreich stand das Wochenende mit einem Festakt im Landratsamt sowie einen deutsch-französischen Abend in der Stadthalle Eltmann. "Mit unserer Partnerschaft haben wir zwischen dem Landkreis Haßberge und dem Tricastin ein Licht angezündet. Wichtig ist, dass jetzt die Jugend dieses Licht weiter trägt in eine Zukunft, in der Weltoffenheit und Toleranz im Vordergrund stehen. Vive l`Allemagne - Vive la France! Vive notre jumelage!" Der Partnerschaftsbeauftragte Kurt Sieber ist einer, der dieses Licht von Anfang an mit angezündet hatte, und er wusste bei dem Festakt, wovon er sprach.
Große Delegation zu Gast in Haßfurt
Mit einer Delegation von über 30 Frauen und Männern waren die Franzosen angereist. Landrat Wilhelm Schneider schmeichelte den Kommunalpolitikern aus Pierrelatte, der Eltmanner Partnerstadt St. Paul-Trois-Chateaux und der Königsberger Partnerstadt Donzere kein bisschen: "Wir feiern heute unsere Rubin-Hochzeit. Der Rubin, der auch der Edelstein der Liebe genannt wird, steht für eine unerschütterliche und voller Feuer gebliebene Beziehung genauso wie die zwischen dem Landkreis Haßberge und dem südfranzösischen Distrikt Tricastin im Departement Drome."
Auslöser war, wie der Landrat erinnerte, der 1963 zwischen Konrad Adenauer und de Gaulle geschlossene Elysee-Vertag gewesen, der die künftige Zusammenarbeit von Frankreich und Deutschland regeln sollte. Die Partnerschaft sei aber das Lebenswerk von Persönlichkeiten, die mit starkem Willen und ohne Vorbehalte aufeinander zugingen.
Eine vitale Partnerschaft
Nach den 40 Jahren bilanzierte Schneider: "Es sind zwar immer noch 1000 Kilometer von den Haßbergen ins Tricastin, doch das ist nicht das Maß der Dinge. Entscheidend ist die Nähe, die Verständnis und Herzlichkeit auf beiden Seiten bewirkt haben. Wir können heute mit Stolz sagen, dass diese Partnerschaft auch nach 40 Jahren noch umfassend gelebt wird und trotz der Jahre wieder ihre Vitalität beweist."
Unzählige Erinnerungen und viele Impressionen hatte der Partnerschaftsbeauftragte Kurt Sieber in Bildern parat. Mit der Unterzeichnung der Urkunde habe sich eine politische Vision erfüllt, meinte er. Er erinnerte an den "frankophilen Landrat Walter Keller", an Schulamtsdirektor Georg Krebs, der enge Verbindungen zum "Europäischen Freundschaftskreis" St. Jalle pflegte, sowie an Gertrud Oppelt und Ingrid Fächer. Sieber erinnert auch an die Bedenkenträger.
Zwei Tage im Bus
Die 1000 Kilometer zum District bedeuteten auch damals eine Zwei-Tage-Busfahrt. Mit einer schriftlichen Vollmacht des Landrates ausgestattet, habe sich dann Kreisjugendpfleger Armin Kudella 1968 auf den Weg gemacht. Kudella sei dort auf einen Menschen getroffen, der unbeschreiblich viel für die Partnerschaft getan habe: Tom Gabriel Bodinier. 1969 gab es schon den ersten Schüleraustausch zwischen dem Gymnasium in Haßfurt und dem Lucee in Pierrelatte.
"Musik ist die Sprache, die jeder versteht": Das Blasorchesters Sand und die "Urlesbacher" aus Aidhausen knüpften weitere intensive Kontakte. Und selbst diejenigen gingen aufeinander zu, die gegeneinander in den Krieg hatten ziehen müssen. Den Verbänden der Heimkehrer (VdH) und der Kriegsopfer (VdK) sowie von "Ancients Combattants" sei es ein Anliegen geworden, sich die Hand zur Versöhnung zu reichen.
Der damalige Bürgermeister von Pierrelatte und Mitunterzeichner Dr. Jean Mouton verband mit den 40 Jahren Nostalgie. Es gebe Freunde und er habe Freude, dass diese Jumelage noch lebe. Schaue er auf sein langes Leben zurück, so gebe es nur weniges, auf das er so stolz sein könne wie auf diese Partnerschaft. Es brauchte Glück, an die passenden Persönlichkeiten zu geraten.
Noch wichtiger sei es aber gewesen, auch die Bevölkerung mitzunehmen. Das geschah etwa beim Schüleraustausch; das begeisterte die Jugend. Mouton freute es, dass mit Joachim Friedsam und seiner Tochter Marie-Pierre, heute Bürgermeisterin von Pierrelatte, neue begeistert Anhänger dabei seien. Für Mouton sind besondere Säulen die Lehrer gewesen, allen voran Kurt Sieber und Bernhard Martini. Zum Tom Bodinier meinte er. "Er war der bekannteste Franzose für die Einwohner im Landkreis Haßberge. Wir werden dein Werk weiter entwickeln. Zeit ist der beste Architekt der Freundschaft. Auch wenn sich Wege manchmal trennen, so kreuzen sie sich immer wieder und auf diese Weise festigen sie die Freundschaft."
Wichtig sind die Menschen
Zu Gast war auch der Honorarkonsul Matthias Everding und er unterstrich, eine politische Entscheidung oder ein Vertrag reichten nicht aus. "Es braucht Menschen, die eine Idee aufgreifen und gemeinsame Erlebnisse organisieren. So danke ich allen, die sich hierbei engagiert haben."
Mit einer "Fanfare" von Kilian Höhn hatte das Blasorchester Sand den musikalischen Auftakt gemacht, bevor die Mädchen und Buben der Grundschule Haßfurt überraschten. Die Kleinen lernen nämlich bereits Französisch und sangen ein Lied. Am Ende standen die Kinder mit den Farben und Flaggen der beiden Nationen auf der Bühne. Selbstverständlich wurden dann auch am Schluss des Festaktes die beiden Nationalhymnen gesungen.