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"Das Klima rennt uns davon"


Autor: Klemens Albert

Ermershausen, Donnerstag, 25. August 2016

Die Gemeinde Ermershausen stellt sich in der Forstwirtschaft auf neue Herausforderungen ein.
Anhand einer Karte erläutert Förster Wolfgang Meiners (Mitte) Details der Bewirtschaftung für den Wald nahe dem Schattenbiotop. Links Jürgen Hahn vom Amt für Landwirtschaft und Forsten, rechts Bürgermeister Günther Pfeiffer


Ortsnahe Einblicke in den Waldbestand und notwendige Maßnahmen zur Umgestaltung des 284 Hektar großen Gemeindewaldes standen auf dem Programm einer Waldbegehung des Gemeinderats von Ermershausen. Der Klimawandel und die damit verbundene unaufhaltsame Erhöhung der Temperaturen zwingen die Gemeindeverwaltung zum Handeln.

Neben den Mitgliedern des Gemeinderats und interessierten Bürgern aus der Gemeinde konnte Bürgermeister Günther Pfeiffer (FW) auch Jürgen Hahn vom Amt für Landwirtschaft und Forsten begrüßen, dazu den Förster Wolfgang Meiners, den Forstanwärter Leo Hartlinger und den Jagdpächter Norbert Friedrich.


Monster im sanften Einsatz

In einem Waldstück konnte man sich zunächst von der Arbeitsweise eines hochtechnisierten Harvester-Holzvollernters ein Bild machen. Die hochmoderne Maschine sägt in einem Arbeitsgang die Bäume um, entastet sie, schneidet sie auf die gewünschte Länge und vermisst gar noch ihr Volumen - "in einer Affengeschwindigkeit", wie Jürgen Hahn dem Fahrer der Maschine Julian Reith bescheinigte. Rund 400 Bäume schafft der Vollernter am Tag.

Die Rundgangteilnehmer konnten sich davon überzeugen, dass das achträdrige Maschinenmonster dem Bodenschutzgesetz entsprechend und bestandsschonend arbeitet. Denn darauf kommt es laut Meiners an, dass kein Schaden an den Bäumen verursacht wird, die stehen bleiben. Wichtig dabei sei es, dass die Maschine zum geeigneten Zeitpunkt und mit gekonnter Handhabung eingesetzt wird.

Wolfgang Meiners bestätigte der Firma Reith, die seit über 20 Jahren Partner der Gemeinde Ermershausen ist, in diesen Punkten beste Arbeitsweise.


Schnelle Reaktionen erforderlich

Die Vermarktungssituation, so meinten die Forstfachleute, sei starken Schwankungen unterworfen, auf die man jeweils schnell reagieren müsse. Derzeit sei der Absatz von Buchen schlecht, also mache man keine Buchen um. Mit von Käfern (Buchdruckern und Kupferstechern) befallenem Holz, das möglichst schnell aus dem Wald entfernt werden müsse, habe man im Ermershäuser Wald nur geringe Probleme, nicht zuletzt wegen der gut funktionierenden Kontrolle.

Meiners Credo lautet: "Saubere Waldwirtschaft ist das A und O". Das bedeute für der Ermershäuser Wald seit Jahrzehnten, dass Wert gelegt wird auf gemischte Bewaldung mit verschiedenen Baumarten wie Fichte, Kiefer, Buche und Eiche und verschiedenen alten Bäumen darin, wobei jeweils auch die Bodenbeschaffenheit berücksichtigt werde.


Abschied von der Fichte

In einem Altbestand nahe dem Schattenbiotop erläuterten Meiners und Jürgen Hahn den aktuellen Handlungsbedarf. Infolge des Klimawandels mit der Erhöhung der Durchschnittstemperatur müsse man davon ausgehen, dass die Fichte auf Dauer aus dem Wald verschwinden wird. Notwendig sei, umzusteuern und klimastabile und klimatolerantere Baumarten zu bevorzugen. Dazu gehören nach Darstellung von Meiners und Hahn Eiche, Tanne und neu die Douglasie, die auch aus der Tiefe Wasser ziehen können.

Derzeit verjünge sich der Wald zwar von selbst, doch meist mit Buchen. Es gelte aber, deren Ansiedelung einzugrenzen. Bei diesen Maßnahmen spiele der Jagdpächter eine entscheidende Rolle mit. Hahn hob lobend hervor, dass mit dem derzeitigen Jagdpächter Norbert Friedrich in diese Hinsicht eine sehr gute Zusammenarbeit möglich sei.


Einsatz von Pflanztrupps

"Das Klima rennt uns davon" warnte Jürgen Hahn und kündigte an, dass ab Herbst Pflanztrupps, allesamt Frauen aus dem Dorf, entsprechend pflanzen werden, besonders auch die selbst gezogenen Weißtannen aus dem eigenen Wald.

Um Rückekosten in einem schlecht erschlossenen Waldstück einzusparen, wird die Gemeinde im Herbst darüber entscheiden, einen etwa 300 Meter langen Erdweg zu befestigen. Dabei kam zur Sprache, dass man eine kostengünstige Variante einer förderfähigen teureren vorziehen sollte, weil die Bereitstellung von Fördermitteln zunehmend unsicher wird.


Stellenabbau droht

Schließlich kam noch zur Sprache, dass im Zuge einer Reform mit Stellenabbau in der Forstverwaltung der Gemeindewald nicht mehr wie bisher von der amtlichen Forstverwaltung betreut werden soll. Ein Gespräch der unterfränkischen Bürgermeister - es geht dabei fast ausschließlich um Unterfranken - in München mit Minister Brunner hat nach Aussage von Bürgermeister Pfeiffer wenig Klarheit gebracht, was jetzt werden soll. Die Gemeinden wären weiterhin bereit, 60 Prozent der Personalkosten zu tragen. Die Gemeinde Ermershausen wünscht sich nach der Stimmung aller weiterhin die Versorgung wie bisher durch die amtliche Forstverwaltung