Das Haßfurter Publikum zitterte, hoffte und litt mit
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 17. Sept. 2018
Schauspielerin Suzanne von Borsody zitierte die mexikanische Malerin Frida Kahlo. Es war ein Abend der großen Gefühle, die niemanden unberührt ließen.
Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Hass und Eifersucht standen bei der musikalischen Lesung im Rahmen des zweiten Literaturfestivals Haßfurt am Sonntagabend in der Stadthalle im Mittelpunkt. Denn die Schauspielerin Suzanne von Borsody ließ die berühmteste mexikanische Malerin Frida Kahlo zu Wort kommen, deren Leben von großen Gefühlen geprägt war. Das Trio "Azul" untermalte den intensiven Vortrag mit passender Musik, während eingeblendete Gemälde von Frida Kahlo deren Aussagen auch bildlich vor Augen führten.
"Ich bin wirklich sehr beeindruckt", sagte Karl-Heinz Hellwig aus Wonfurt, der als einer der wenigen Männer unter den 250 Gästen die Lesung besucht hatte. "Ich kenne Frida Kahlo, ihr Leben und ihre Bilder schon lange. Doch heute habe ich viele Details aus ihrem Leben erfahren, die ich noch nicht kannte", teilte er mit. "Suzanne von Borsody war ganz hervorragend, und so hat mich dieser Abend total berührt."
Lesung, Kunst und Musik
Auch Karin Kramer aus Haßfurt zeigte sich begeistert von den schauspielerischen Qualitäten von Suzanne von Borsody, die sich bei der Lesung offenbarten. "Ich habe die Lebensgeschichte von Frida Kahlo selbst gelesen und bin ganz fasziniert von ihrem Lebensmut und davon, wie sie ihre Liebe den Männern zu Füßen gelegt hat", erzählte sie. "Suzanne von Borsody hat sich den Schwingungen und Tonalitäten der Stimmungen von Frida Kahlo hervorragend angepasst, und auch der Zusammenhang zwischen den Texten, den Bildern und der Musik war sehr stimmig. Ich bin froh, dass ich diesen Abend ausgewählt habe, denn er hat mir sehr viel gegeben."
Bürgermeister Günther Werner hatte eingangs die Besucher willkommen geheißen und sie auch zu den kommenden Lesungen eingeladen. "Auch heuer kommen wieder sehr viele bekannte Autoren und Künstler nach Haßfurt, um uns in die Welt des Lesens einzuführen", sagte er. "Heute aber präsentieren wir Ihnen eine ganz besondere Kombination aus Lesung, Kunst und Musik. Dazu wünsche ich ihnen ganz viel Spaß!"
Körperliche und seelische Qualen
Spaß und Humor kamen bei der Lesung von Suzanne von Borsody nicht zu kurz, auch wenn das Leben der Frida Kahlo (1907 - 1954) auf den ersten Blick alles andere als "spaßig" war. Als Kind an Kinderlähmung erkrankt, wurde sie als junge Frau Opfer eines Busunglücks, bei der sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte. Dies zog lange Krankenhausaufenthalte, zahlreiche Operationen sowie das Tragen eines Ganzkörpergipses oder Stahlkorsetts mit sich. Auch wurde ihr später der rechte Unterschenkel amputiert.
Ihre körperlichen Qualen, zu denen mehrere Fehlgeburten zählten, aber auch ihre seelischen Qualen, unter anderem wegen der Untreue ihres Mannes Diego Rivera, verarbeitete sie in ihren Bildern, die zum mexikanischen Kulturgut erhoben wurden. Was sie erlebt und gefühlt hat, wird in ihren Gedichten, intimen und offenherzigen Briefen sowie Tagebucheinträgen deutlich, aus denen Suzanne von Borsody zitierte. Dabei ließ sie ihr Publikum mit Frida Kahlo mitzittern, mithoffen, mitleiden, aber auch über deren Humor lachen.
Große und kleine Gefühlsausbrüche
Suzanne von Borsody, gekleidet wie Frida Kahlo, mit Blumen im Haar, vermochte es, die Persönlichkeit der Malerin, ihre unbändige Lebensfreude, aber auch ihre innere Zerrissenheit zu vermitteln. Durch ihre wunderbare Sprache, dezente Mimik, große und kleinere Gefühlsausbrüche und durch ihren lebendigen, eindringlichen, einfühlsamen, verträumten und intensiven Vortrag zog sie die Zuhörer in ihren Bann.