Das ganze Dort steht in der Bütt
Autor: Günther Geiling
Neubrunn, Montag, 29. Januar 2018
In Neubrunn ist Fasching jedermanns Sache. Die Beiträge sind denn auch mit viel Lokalkolorit gewürzt
           
Während in vielen Orten Karnevalsvereine und besondere Gruppen Faschingsprogramme gestalten, ist bei der "Heilig-Länder-Fosenacht" in Neubrunn das ganze Dorf auf den Beinen. Höhepunkte sind der Gaudiwurm am Faschingsdienstag und die Büttensitzungen, von denen die erste am Wochenende stattfand. Von der "Bambini-Tanzgruppe" über eine eigene Band bis zu dem "Rentner-Ehepaar Schmitt" sind dabei alle Generationen vertreten. In der "Heilig-Länder-Halle" herrschte deswegen ausgelassene Stimmung und ging es richtig rund. 
Mit dem Mini-Gardetanz und der Büttenrede von Emma Kandler, die sich freute, "Prinzessin" zu sein, erfolgte der Auftakt, bei dem sich dann Kalle Derra und Emil Rödel als "Dorfpolizisten" als richtige Nachwuchskünstler zeigten. In den abgelegenen Heiligen Ländern, "wo Kriminalität fast noch ein Fremdwort ist, werden aber Strolche und Diebe nicht vermisst. In Neubrun haben es schwer die Schlawiner, früher gab es ja die Polizeidiener. Wenn was nicht passt, läuft's aus dem Ruder. Der Stretz Heinz, er sieht's - er ist ein Guter. Geht ihm im Dorf mal was zu weit, hebt er den Finger von Zeit zu Zeit." Aber auch auf Ausflügen ging es bei der Frauengruppe rund und will Johanna sofort nach Hause mitteilen. "Für die, die sind daheim geblieben, wird von ihr Whatsapp geschrieben. Als sie das will, ertönt ein Schrei, wo kann denn nur mein Handy sei? Verloren gings, sie weiß nicht wo, vielleicht im Zug, vielleicht am Klo."
  
  
"Großer Wandel in der Prärie"
 
Die zwei Originale Hanni Derra und Wolfgang Schorr kamen diesmal schon mit der richtigen Musikuntermalung als "Winnetou und Old Shatterhand" auf die Bühne, berichteten aus ihrem Wigwam, aber auch aus den "Twin Towers" von Neubrunn, aus denen sie die Politik in den Heiligen Ländern beobachteten. "Großer Wandel in der Prärie - Stamm der Schwarzfuß-Indianer wird immer kleiner. Ältesten-Rat verlor viele alte schwarze Füße. Auch der mit den Bienen tanzt, ist weg. Die SPD hat ihre Gemeinderäte fast verdoppelt und die CSU halbiert. Sachen gibt es bei uns in Bayern." Den Häuptling entdeckten sie als eine "ganz besondere Rothaut seit seiner Geburt und Rothäute und Schwarzfußindianer reiten nicht immer neben, sondern auf dem Kriegspfad gegeneinander."Diese neue Rollenverteilung sah sie auch noch an anderer Stelle "Heilige Prärie hat neuen spirituellen Mann, einen Pfarrer aus Polen. Aber Winnetou hört, ist Frau und kommt aus Russland!" "Wie kommst du darauf?" wunderte sich Old Shatterhand und Winnetou meinte "Alle sagen: Pfarrer ist Russin .." - "der ist nicht Russin, der heißt Ruusiin."
In diesem Zusammenhang kam man auch noch auf die Spuren von "hungrigen Wiesel", dem ehemaligen Pfarrer, der dem Glücksspiel des "Schafskopf" frönte und vermisst werde. Da erinnerte man sich eines alten Indianer-Sprichwortes "Liebe geht durch den Magen und der Duft von totem Schwein und saurem Kraut lag in der Luft und zog bis nach Aschaffenburg." Daraufhin habe das "hungrige Wiesel Witterung aufgenommen, erlag dem Lockruf und gab seinem Pferd die Sporen. Erst mit vollem Bauch wurde das Kriegsbeil begraben."
Die Stimmung im Dorfwirtshaus spiegelte der "Neubrunner Frauenstammtisch" in den Saal. "Wenn die Frauen freitags zum Stammtsich renna und die Männer den Samstag als ihren Tag nenna. Fürs Kinner machen bleibt da keine Zeit, drum ist die Schulschließung auch nicht mehr weit. Drum nehmts euch zu Herzen, packt amal an, dass für Neubrunn die Schule erhalten bleiben kann!"
  
  
"Neubrunn ohne Festla, des geht echt nicht"
 
Da stand dann die Frage, was heuer mit dem Weihnachtsmarkt war. "Es war ein ewiges Hin und Her und die Buden blieben am Sonntag dann leer. Neubrunn ohna Festla, des geht echt nicht, drum ham mir heuer a gutes Ersatzprogramm kricht. Ein Wintersonnwendfeuer, das gibt nicht bei jedem, das rief unsere Neubrunner Feuerwehr ins Leben." Und selbst vom "heiligen "Wallfahrtsort Vierzehnheiligen" taten sie erzähl, "weil sogar im heiligen Haus muss mer sich mit die Männer rumquäl. Der Stretzn Anja wars im Zimmer noch heiß, drum zog sie aus ihren ganzen Scheiß. Sie hatte nur noch ihr Höschen an, plötzlich stand im Zimmer ein wildfremder Mann."
Eine tolle Musikeinlage bot dann Fabian Schmitt, der erst tief stapelte "ob ich was bring? Ich kann a bissela was sing." Mit seinen Reimtexten brachte er den Saal aber zum Mitmachen und Toben "wer fragt uns immer Löcher in den Bauch?" und alle riefen spontan "Günther Jauch". "Wer predigt in Neubrunn ständig vor sich hin?" - "der Rusin".
  
  Sitzung wird wiederholt
 
Geo Stubenraurach erzählte von seinen Krankheiten, seinem körperlichen Umfang und Diätvorschlägen und das "Ehepaar Schmitt" hatte Theater mit der Finanzierung seines nächsten Urlaubes. Aber auch die "Funkmariechen" Anna-Lena Rudolph und Pauline Berninger begeistern die Zuschauer genauso wie die die "Neubrunner Garde" und die Tanzeinlagen der "Lustigen Weiber aus Neubrunn", des "AH-Balletts" und der "Neubrunner Fußballer" waren auch nicht ohne. Ein musikalischer Höhepunkt war ohne Zweifel der Auftritt der Band "Vielschicht". Wer diese tollen Auftritte nicht miterlebt hat, für den gibt es noch eine zweite Sitzung am Samstag den 3. Februar um 19 Uhr in der "Heilig-Länder-Halle" in Neubrunn.