"Geldregen" auf der B303: Ehrliche Finderin gibt verlorenen Geldbeutel bei der Polizei ab
Autor: Helmut Will
Maroldsweisach, Dienstag, 21. Juli 2020
Gabriele Höll aus Altenstein hat Geld gefunden und bei der Polizei abgegeben. Der Besitzer staunte - und freute sich riesig.
"Es regnete Geld", sagt Gabriele Höll aus Altenstein und lacht dabei. Als sie mit ihrem Auto am 9. Juli gegen 19 Uhr von Altenstein in Richtung Bundesstraße 303 fuhr, wirbelte der Wind vor ihren Augen Geldscheine in die Höhe. Auf der Fahrbahn lag außerdem ein Geldbeutel.
Die 52-Jährige ist selbstständig, Kursleiterin für Yoga und Walken und war auf der Fahrt zu einem Kurs nach Coburg. "Ich traute meinen Augen nicht, als plötzlich vor mir Geldscheine durch die Luft flogen", schildert Gabriele Höll. Sie hat angehalten, die Geldscheine und diverse Papiere eingesammelt, was bei dem Wind gar nicht so leicht war. "Es war quasi schon ein Aufwärmtraining für meinen Yoga-Kurs in Coburg", erklärt die Sozialpädagogin.
Geldbeutel auf B303 verloren: Finderin aus Altenstein gibt Geld bei Polizei ab
Ihr war sofort klar, dass jemand seine Geldbörse verloren hatte. Was dachte sie, als sie das Geld einsammelte? Gabriele Höll runzelt ihre Stirne und betont: "Ich habe zu keiner Sekunde daran gedacht, dass ich das Geld behalten werde. Wäre ich glücklicher, wenn ich den nicht allzu hohen Geldbetrag behalten hätte?" Ein gutes Gewissen ist ihr wichtiger als das Geld. Nach ihren Worten war es ein dreistelliger Betrag, dabei waren noch Tankbelege und Papierstücke. Nachdem sie alles eingesammelt hatte, fuhr sie weiter in Richtung Coburg. "Vorsorglich habe ich aber die Polizei in Ebern angerufen und von meinem Fund erzählt, nicht dass ich noch Probleme bekommen würde, falls jemand meine Einsammelaktion bemerkt haben sollte."
Nach ihrem Kurs hat sie dann den Geldbeutel mit dem Inhalt zur Polizeiinspektion nach Ebern gebracht. "Dort wurde eine Fundanzeige aufgenommen, während sich der Beamte nebenbei über meine Arbeit als Yoga-Lehrerin erkundigte. Für mich war das auch ein gewisser Zeitaufwand, den ich aber gerne in Kauf genommen habe", so Gabriele Höll.
Polizeihauptkommissar Detlef Hauck, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Ebern, der zum 1. August Leiter der Polizei in Ebern wird, sagte zu diesem Fall: "Solche Geschichten fallen für mich persönlich in die Rubrik ,Kleine Freuden des Alltags'. Es ist immer wieder schön, auf ehrliche Menschen zu treffen, die mit ihrer Ehrlichkeit anderen Menschen eine Freude bereiten." Hauck freut sich auch, dass es seinen Kollegen möglich war, den Besitzer zu ermitteln und ihm seine Geldbörse samt Inhalt übergeben zu können. "Gesetzlich steht dem Finder gemäß Paragraf 991 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) bei einer Fundsache bis zu einem Wert von 500 Euro ein Finderlohn von fünf Prozent zu. Umso schöner ist es jedoch nach meinem Empfinden, wenn man heutzutage auch noch mit einem herzlichen Dankeschön belohnt werden kann", sagt Detlef Hauck.
Besitzer überglücklich: "Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet"
Bei dem Besitzer handelt es sich um Uwe Bornkessel aus Lendershausen. "Er hat mich angerufen und sich überschwänglich bei mir bedankt", erzählt Gabriele Höll, was sie gefreut und in ihrer Überzeugung bestätigt hat, richtig gehandelt zu haben. Bornkessel selbst beschreibt, dass er überrascht war, als er von der Polizei in Ebern die Nachricht erhalten habe, seine Geldbörse samt Inhalt sei von einer ehrlichen Finderin auf der Dienststelle abgegeben worden. "Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet", so der 54-Jährige. Er war an diesem Tag mit seinem Motorrad unterwegs, als er seine Geldbörse verlor. Er schildert, dass er nach einem Stopp in Ebern wohl die Tasche seiner Lederkombination, in die er den Geldbeutel steckte, nicht verschlossen habe. "Ich habe dann eine Runde im Itzgrund gedreht, bin nach Altenstein gefahren und dort fiel mir die Geldbörse aus der Tasche", sagt Uwe Bornkessel.
Als er den Verlust bemerkte, habe er sich mit dem Gedanken getragen, bei Fundbüros, die es entlang seiner Motorradtour in den Gemeinden gibt, nachzufragen. "Allerdings kam mir die Polizei in Ebern mit einem Anruf, dass meine Geldbörse dort abgegeben wurde, zuvor. Die Polizei konnte anhand eines in meiner Geldbörse vorgefundenen Beleges über eine Tankstelle meine Adresse ermitteln", freute sich Bornkessel. Er zeigte sich glücklich, dass Gabriele Höll so ehrlich war und seinen erst kurz zuvor gekauften Geldbeutel samt Inhalt bei der Polizei abgab. Er habe der Frau Höll einen Finderlohn angeboten, was sie jedoch mit den Worten abgelehnt habe: "Ich bin froh, dass ich helfen konnte, und hoffe, dass, sollte ich mal etwas verlieren und es gefunden wird, ich es auch wieder bekomme."