Druckartikel: Damit Frauen nicht zu Opfern werden

Damit Frauen nicht zu Opfern werden


Autor: Helmut Will

Hofheim i. UFr., Dienstag, 10. November 2015

Auf Initiative der Opferhilfe-Organisation "Weisser Ring" und der Gleichstellungsstelle beim Landratsamt Haßberge findet in Hofheim ein Selbstverteidigungskurs statt. 35 Frauen lernen, wie man sich vor Übergriffen schützt.
Harald Rögner Mitte, zeigt zwei Teilnehmerinnen Abwehrtechniken, mit denen man sich wirkungsvoll gegen Angriffe wehren kann.  Foto: Helmut Will


Der Zuspruch für Selbstverteidigungskurse des "Weissen Rings" in enger Kooperation mit der Gleichstellungsstelle beim Landratsamt Haßberge ist groß. Seit dem Jahr 2012 wird jährlich ein solcher Kurs angeboten, in Hofheim ist das heuer der vierte in Folge. 35 Frauen im Alter von 16 bis etwa 55 Jahren hatten sich angemeldet. Sie kommen aus ziemlich allen Teilen des Landkreises Haßberge.

Aus Rudendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Ebelsbach, kommt Ronja Reitz. Sie ist Auszubildende, 17 Jahre alt und nimmt zum ersten Mal an einem Selbstverteidigungskurs teil. "Ich bin auf dem Weg von meiner Arbeit nach Hause mit dem Zug unterwegs und muss auch eine gewisse Strecke oft in der Dunkelheit gehen", sagt Ronja. Sie gesteht, dass sie sich hierbei, vor allem wenn keine weiteren Personen in der Nähe sind, schon mal "recht mulmig" fühlt. Das war für sie Grund sich zu diesem Kurs zu melden. "Ich denke schon, dass man sich ein Stück sicherer fühlt, wenn man an so einem Kurs teilgenommen hat. Jedenfalls erhoffe ich mir von diesem Kurs, dass nachher mein Sicherheitsgefühl etwas steigt", sagt Ronja Reitz.

Am Montag begrüßte in der Einfachturnhalle für die Grund- und Mittelschule in Hofheim der für den Landkreis Haßberge zuständige Außenstellenleiter des "Weissen Ring", Helmut Will, mit Christine Stühler von der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes Haßberge, die Teilnehmerinnen. Beide werteten die starke Nachfrage als beleg für den bedarf an derartigen Kursen. Man sei auf dem richtigen Weg.


Kompetenter Leiter

"Mit Harald Rögner, dem Trainer der deutschen Nationalmannschaft in Kickboxen und Kampfrichter auf internationaler Ebene haben wir sicher eine kompetente Kursleitung gefunden", sind sich Will und Stühler einig.
Kursleiter Harald Rögner von der gleichnamigen Kampfsportschule in Ebern hatte sich Unterstützung in Person seiner Kampfsportkollegin Beate Otto, Trägerin des Blaugurtes, mitgebracht. Rögner selbst war mehrfach Kickbox-Weltmeister und ist Träger des Schwarzgurtes und des 9. Dan. Das ist die höchste Stufe, die man erreichen kann im Kickboxen.

In einigen Punkten, so bemerkte Christine Stühler, hätten die Gleichstellungsstelle und der "Weisse Ring" in ihrer Präventionsarbeit gemeinsame Punkte mit dem Ziel Menschen in Not oder in bedrohlichen oder aussichtslosen Situationen Hilfe anzubieten.
"Trotz wesentlicher Fortschritte in den letzten Jahren ist die Gleichstellung von Frauen und Männern noch nicht gelungen", sagte Christine Stühler. Die Gleichstellungsstelle sei mit anderen Institutionen vernetzt, um Kontakte herzustellen, je nachdem was nötig erscheint.

Der "Weisse Ring" helfe nicht nur Opfern nach Straftaten sondern leistet auch Präventionsarbeit. Ein Selbstverteidigungskurs für Frauen gehört dazu, damit sich diese in einer für sie bedrohlichen Situation selbst helfen können, sei es auch nur um den Angreifer für den Moment zu schocken, um sich danach in Sicherheit bringen zu können. Will stellte den "Weissen Ring", die einzig bundesweit tätige Opferhilfsorganisation, in kurzen Worten vor und nannte die Aufgaben und Hilfsmöglichkeiten, welche die Organisation den Opfern von Straf- und Gewalttaten bietet.

Er forderte die Teilnehmerinnen dazu auf, sich nicht zu scheuen, sich nach einer Straftat beim "Weissen Ring" Hilfe zu holen. "Den Mitarbeitern des Weissen Ring ist nichts fremd, was an Straf- und Gewalttaten geschieht und sie werden versuchen, allen Hilfesuchenden kompetent, schnell und unbürokratisch zu helfen", sagte Will.


Unliebsame Erfahrungen

Sophia Schmitt kommt aus Hofheim. Die 33-jährige Hausfrau sagt, dass sie gerne jogge. Das sei ihr mitunter manchmal erst in den Abend- und Dämmerungsstunden möglich. "Da komme ich auch schon mal an dunklen Ecken vorbei, wobei mir nicht ganz wohl in meiner Haut ist", sagt sie. Als junges Mädchen habe sie schon einen Selbstverteidigungskurs besucht. "Einmal", berichtet sie, "wurde ich an meinem Urlaubsort von Männern bedrängt, wobei glücklicher Weise zu keinen Übergriffen gekommen ist." Nun möchte sich die junge Frau mit dem fünfstündigen Kurs wappnen.

Harald Rögner sagte: "Es kommt darauf an Techniken zu vermitteln, mit denen Sie sich wirkungsvoll wehren können, um sich so einen Freiraum zu verschaffen, der es ihnen ermöglicht, wegzulaufen und Hilfe zu holen".
Paarweise übten die Teilnehmerinnen verschiedene Abwehrtechniken, wobei Harald Rögner und Beate Otto entsprechende Hilfestellungen und Tipps gaben. Die Frauen waren konzentriert bei der Sache . hw