Druckartikel: Coca-Cola-Beschäftigte in Knetzgau legten die Arbeit nieder

Coca-Cola-Beschäftigte in Knetzgau legten die Arbeit nieder


Autor: Christian Licha

Knetzgau, Montag, 01. April 2019

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten forderte mit einem Warnstreik in Knetzgau eine bessere Bezahlung.
Durch Knetzgau bis zum Sportheim des TSV führte der Protestmarsch der streikenden Mitarbeiter des Coca-Cola-Werkes Knetzgau. Sie fordern eine bessere Bezahlung.  Christian Licha


Bereits ab 4 Uhr früh standen die Maschinen still. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rief am Montag zu einem Warnstreik im Coca-Cola-Werk Knetzgau auf. Auf rund 250 Streikende bezifferte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Böhm die Anzahl derer, die am Vormittag von der Industriestraße durch das ganze Dorf bis zum TSV-Sportheim in einem Protestmarsch ihren Unmut kundtaten. Dort war dann auch Frank Firsching, der Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Unterfranken, zu Gast, der die Anwesenden für ihr Engagement lobte, denn ohne Streik seien Lohnerhöhungen fast unerreichbar. Bis 14 Uhr wurde die Arbeit ausgesetzt.

Hintergrund für die Arbeitsniederlegung ist die kommende fünfte Verhandlung, bei der die Gewerkschaft für die rund 7800 Beschäftigten der Coca-Cola European Partner (CCEP) eine nach ihrer Ansicht moderate Forderung von 180 Euro monatlich als Festbetrag für alle Lohn- und Gehaltsstufen realisieren will. Wie der Geschäftsführer der NGG Unterfranken, Ibo Ocak, mitteilte, ist dieser Schritt notwendig, um endlich an das Niveau des Flächentarifvertrages für Erfrischungsgetränke und Mineralbrunnen in Bayern heranzukommen. "Coca-Cola liegt hier noch weit darunter", sagte der Gewerkschafter. Auch für die Auszubildenden in allen Ausbildungsjahren soll eine Erhöhung der Vergütung um 100 Euro erreicht werden.

Besonders verärgert zeigte sich Ocak, weil das Geschäftsergebnis der CCEP in 2018 im höchsten Maße positiv gewesen sei. Er bezifferte die Umsatzerhöhung in 2018 auf vier Prozent, die Betriebsgewinnsteigerung auf sieben Prozent und die Gewinnerhöhung je Aktie auf 8,5 Prozent. Mit dem Arbeitgeberangebot von 90 Euro mehr Lohn für ein Jahr und weitere 80 Euro im zweiten Jahr sieht der unterfränkische Gewerkschaftsboss die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung abgekoppelt. Außerdem wolle nach seiner Aussage die CCEP die Maschinenlaufzeit auf das Wochenende ausdehnen und so mehr Flexibilisierung am Wochenende erreichen.

Die CCEP respektiert, wie sie in einer Pressemitteilung erklärt, dass die NGG am Standort in Knetzgau von ihrem Recht auf Warnstreik Gebrauch macht. Die Gewerkschaft habe die dritte Runde der Tarifverhandlungen am 12. und 13. März abgebrochen, erklärte das Unternehmen, obwohl die angebotene Erhöhung der Eckentgelte zwischen 2,9 und 3,3 Prozent (2019) beziehungsweise zwischen 2,6 und 3,0 Prozent (2020) gelegen habe.

Weiter heißt es von Arbeitgeberseite, dass man eine vorzeitige Verlängerung der Tarifverträge Struktur, Arbeitszeit und Altersteilzeit über 2019 hinaus angeboten habe. Diese beinhalte unter anderem einen Anspruch auf Altersteilzeit ab 59 Jahren, einen Altersvorsorgebeitrag von 1000 Euro, weitere Erhöhung des Urlaubsgeldes und überdurchschnittliche Sozialpakete bei Restrukturierung. Gleichzeitig sollte auch eine saisonale Kapazitätsausweitung durch längere Anlagenlaufzeiten für ausgewählte Produktionsstandorte verhandelt werden. Brigitte Faust, Verhandlungsführerin der CCEP, wird mit folgenden Worten zitiert: "Längere Maschinenlaufzeiten wollen wir mit einem Personalaufbau und angepassten Schichtmodellen erreichen. Es geht nicht um eine Ausweitung der individuellen Jahresarbeitszeit des einzelnen Mitarbeiters." Die nächste Tarifverhandlungsrunde findet am 11. und 12. April statt.

Die Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH (CCEP DE) ist nach eigenen Angaben mit einem Absatzvolumen von 3,8 Milliarden Litern (2018) das größte deutsche Getränkeunternehmen. Sie ist für die Abfüllung sowie den Verkauf und Vertrieb von Coca-Cola-Markenprodukten in Deutschland verantwortlich. Die CCEP DE betreut rund 325 000 Handels- und Gastronomiekunden und beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter. Die CCEP DE ist Teil von Coca-Cola European Partners (CCEP), einem der führenden Konsumgüterhersteller in Europa. CCEP bedient über 300 Millionen Konsumenten in 13 Ländern mit einer breiten Auswahl von alkoholfreien Getränken.