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Chorgesang: Eine Labsal für die Seele


Autor: Helmut Will

Maroldsweisach, Donnerstag, 01. Oktober 2015

Mit Christine Kettler-Pohl schwingt eien Österreicherin beim Gesangverein "Concordia" in Maroldsweisach den Taktstock. Die Aktiven vertreten mehrere Generationen und singen einträchtig ein Loblied auf den Chorgesang.
Christine Kettler-Pohl ist die Dirigentin des Gesangvereins "Concordia" Maroldsweisach. Fotos: Helmut Will


Ob morgens unter der Dusche oder unterwegs im Auto: Singen befreit. Menschen singen aus Freude oder aus Trauer, um eine höhere Macht zu preisen oder irdisches Unglück zu beklagen. "Hab einsam auch mich gehärmet, im bangem düsteren Mut, und habe wieder gesungen, und habe wieder gesungen, und alles, alles war wieder gut", beschrieb der Dichter und Naturforscher Adalbert von Chamisso (1781 bis 1838) die Auswirkung des Chorgesangs. Singen ist Jogging für die Seele, hilft bei seelischen Verwirrungen, wie mitunter in wissenschaftlichen Publikationen zu lesen ist. Singen ist, da sind sich die Vertreter aller Stimmlagen einig, eine Labsal für die Seele. Gesungen wird natürlich auch beim Gesangsverein "Concordia Maroldsweisach." Und wie!


Bei der Probenstunde

Es ist ein Dienstagabend, als die Aktiven des Gesangvereins, bei dem eine Österreicherin den Taktstock schwingt, sich wie allwöchentlich zur Chorprobe im "Alten Rathaus" von Maroldsweisach, in direkter Nachbarschaft der Brauerei Hartleb treffen.

Der Chor besteht, so Vorsitzende Gertrud Hepp, die seit 2004 an der Spitze der "Concordia" steht, aus 35 Aktiven, 25 davon sind weiblich und, so fährt sie mit Stolz in der geschulten Stimme fort: "Im Jahr 2018 wird er 150 Jahre alt." Eines ist ihr noch wichtig: "Ich freue mich, wenn neue Sängerinnen und Sänger zu uns kommen, denn vom Gesang profitiert Atem, Herz und Blutdruck, die Stimmung und menschliche Kontakte auch."

So nach und nach treffen die "Sangesschwestern- und Brüder" ein. Natürlich ist auch die Chorleiterin zur Stelle. Christine Kettler-Pohl, die aus der Steiermark kommt, leitet die "Concordia" seit neun Jahren. "Ich habe die kirchenmusikalische C-Prüfung", sagt die Leiterin, die sich einst auf Anfrage der Vorsitzenden entschieden hat, die Leitung des Chores zu übernehmen. Sie sagt, dass sie sehr engagierte Leute vorgefunden habe, von denen sich viele neben dem Chorgesang auch anderweitig in der Gemeinde einbringen. "Sogar unser Zweiter Bürgermeister (Harald Deringer, CSU; Anm. d.Red.) ist dabei."

Gerne arbeite sie mit den Sängerinnen und Sängern, versichert Christine Kettler-Pohl, und es sei ein ganz besonderes Ereignis für sie gewesen, als sie mit "ihrem Chor" im letzten Jahr in Wien zur goldenen Hochzeit ihrer Eltern aufgetreten ist. "An Wertungssingen nehmen wir nicht teil", sagt seine auf Nachfrage. Ihr, wie auch den Mitgliedern des Chores, komme es eher darauf an, durch ihren Gesang die Menschen vor Ort zu erfreuen und das bei den verschiedensten Anlässen.


Mehrere Generationen vereint

Die "Concordia" sei auch vom Altersdurchschnitt recht gut besetzt. "Von 30 bis 83 Jahren ist alles dabei", lacht die sympathische Chorleiterin. "Wir sind vom Alter her so aufgestellt, dass sich bei uns, auch weil wir Lieder für Jung und Alt singen, jeder wohlfühlen kann", sagt Christine im Hinblick auf jene, die sich mit dem Gedanken tragen dem Chor beizutreten.

Begeistert vom Chorgesang ist die in Böhmen geborene Seniorin Anni Wildenberger, die seit 1946 in Maroldsweisach lebt. "Wenn das nicht wäre, hätte ich es nicht so lang ausgehalten", lacht die 83-Jährige. Angefangen hat die Dame mit der Alt-Stimme bei der "Liedertafel Hafenpreppach." "Singen gibt mir Mut und Freude, ich fühle mich nach jeder Probe und nach jedem Auftritt zufrieden", sagt die Seniorin des Gesangvereins "Concordia" und fährt fort: "Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre mitsingen kann."


Singendes Ehepaar

Wesentlich jünger ist das Ehepaar Torsten (27) und Tamara (34) Welz, die mit Leib und Seele dabei sind."Die beiden verpassen fast nie eine Chorprobe", sagt die Vorsitzende des Gesangvereins, Gertrud Hepp. Seit 2010 bzw. 2011 sind sie bei der "Concordia."
Tamara erzählt, dass sie, nachdem sie nach Maroldsweisach gekommen war, Anschluss ans Vereinsleben suchte. "Da habe ich eine gute Möglichkeit beim Gesangverein gesehen, auch deshalb, weil ich gerne singe." Das Singen hat ihren Mann Torsten schon in frühen Jahren geprägt. "Mein Opa hat schon gesungen und irgendwie bin ich dann auch dazu gekommen", erklärt er. Er spielt außerdem noch in einer Band und meint, dass das eine das andere nicht ausschließen muss. Beide sind sich einig: "Die Sängerinnen und Sänger in unserer Gruppe sind klasse, und Abwechslung gibt in der Chorgemeinschaft genug."
Nachwuchs müsse her, denn es wäre schade, wenn der Chor mangels Sängern aufgeben müsste. "Soweit wird es sicher nicht kommen", zeigt sich Tamara Welz überzeugt.

Während sie noch spricht, ist im ersten Stock des Alten Rathauses bereits Gesumme zu hören, was immer wieder unterbrochen wird. Chorleiterin Christine Kettler-Pohl hat zum Einsingen gebeten. Hoch konzentriert steht Jung und Alt im Probenraum einträchtig nebeneinander, lauscht den Tönen, die Christine ihrem Keyboard entlockt, und achtet präzise auf die Einsätze. Die Stimmbänder werden "warm gemacht", damit sie n schließlich klar und hell erklingen können.