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Chaos durch Dauerregen in den Haßbergen hält an


Autor: Michael Will

Haßfurt, Sonntag, 02. Juni 2013

Durch starke Regenfälle am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag bleibt die Hochwasserlage im Landkreis Haßberge angespannt. Am Sonntag hatte sich die Lage in manchen Teilen des Landkreises etwas beruhigt. Anfang der kommenden Woche könnte sich die Situation aber wieder zuspitzen.
In Ebern war die Straße nach Sandhof überflutet.


Teilweise waren bis zu 70 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt. Die Wasserstände des Main stiegen weiter an, wie das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen mitteilte. An den Pegeln Trunstadt und Schweinfurt wurde am Samstag die Meldestufe 2 (von vier) erreicht. "Die Spitze ist für Anfang der Woche mit Meldestufe 3 vorausgesagt", heißt es. An der Baunach und der Itz war die Meldestufe 3 bereits am Samstag erreicht.

In den Haßbergen wurden in der Zeit von Donnerstag, 18 Uhr, bis Samstag, 14 Uhr, 60 Einsätze disponiert, teilte die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt, die auch für den Landkreis Haßberge zuständig ist, auf Anfrage mit. Die ILS war Freitag bis Mitternacht mit sechs Mitarbeitern besetzt.

Dramatisch war die Lage in Fischbach, wo ein Sturzbach bereits an Pfingsten Keller unter Wasser gesetzt hatte, nun drohten die Wassermassen erneut großen Sachschaden anzurichten, doch zum Glück war die Feuerwehr diesmal schneller.

Überflutete Keller, überschwemmte Fahrbahnen, abgerutschte Böschungen

"Die meisten Einsatzgründe waren überflutete Keller, überschwemmte Fahrbahnen und Gehwege, abgerutschte Böschungen und Hänge sowie umgestürzte Bäume, die von Straßen entfernt werden mussten", bilanzierte Schichtführer Manfred Brand am Samstagnachmittag. Vermehrt seien Einsätze im Bereich der Stadt Ebern und im Gemeindegebiet Rauhenebrach zu verzeichnen gewesen.

Auch in Oberaurach gilt weiterhin Hochwasser-Alarm. Ein Einsatzschwerpunkt war in Tretzendorf an den Fischweihern. Dort drohte die Aurach die Weiher zu überfluten, so dass große Wassermassen ins Dorf gelangen könnten. Die Feuerwehren versuchten deswegen mit Hilfe von Sandsäcken, die Aurach im Zaum zu halten. Am Sonntag ließ der Dauerregen nach, so dass Wasser wieder geregelt abfließen konnte. Die Fischteiche stehen aber weiterhin unter ständiger Beobachtung.

Um Häuser und über die Ufer tretende Bäche zu sichern, wurden von verschiedenen Feuerwehren, unter anderem beim THW Haßfurt sowie beim Bauhof Hofheim und Eltmann, Sandsäcke befüllt. Die gefüllten Sandsäcke wurden durch das THW, durch den Gerätewagen Logistik der Feuerwehr Haßfurt und verschiedene Feuerwehren zu den Einsatzstellen gebracht. Der Kreisbauhof sperrte die überschwemmten Straßen mit entsprechender Beschilderung. "Weiterhin wurde auch der Campingplatz in Sand geräumt", sagte Brand. Wohnwagen wurden durch Traktoren weggeschleppt.

Kuhherde bereitete Sorgen

Eine größere Kuhherde bereitete der Polizei Sorgen. Wie Herbert Bischoff von der Polizeiinspektion Haßfurt mitteilte, waren die Rinder ausgebüxt und zwischen Haßfurt und Wonfurt unterwegs. Der Besitzer habe später den Verlust von drei Rindern festgestellt. Unklar ist, ob sie noch umherirren oder im Hochwasser zu Tode kamen.

Ihre gewohnte Route musste nach Bischoffs Worten auch eine Gruppe Wallfahrer aus Pusselsheim im Landkreis Schweinfurt ändern, die am Wochenende nach Vierzehnheiligen unterwegs war. Zwischen Limbach und Eltmann sowie Ebelsbach und Stettfeld mussten die Gläubigen wegen Hochwassers Umwege in Kauf nehmen.

Am Tränkberg in Haßfurt und in Knetzgau an der Franz-Hofmann-Halle drohten Fahrzeuge von den Fluten umspült zu werden. Der Polizei gelang es gerade noch rechtzeitig, die Halter zu informieren, so dass diese ihre Autos in Sicherheit bringen konnten. Wegen Hangrutschen und umstürzender Bäume musste der Radweg bei Roßstadt gesperrt werden. Ebenso waren Teile der Bundesstraße 26 nicht befahrbar.

Straßensperrungen waren notwendig

Straßensperrungen waren auch im Bereich der Polizeiinspektion Ebern notwendig. So waren nach Angaben von Walter Herold die Verbindungsstraßen zwischen Fischbach und Höchstädten, Ebern und Sandhof, Rentweinsdorf und Lind sowie Sendelbach und Gräfenholz gesperrt. Ebenso gab es für Fahrzeuge zwischen Gleusdorf und Busendorf sowie Hemmendorf und Lahm kein Durchkommen zur Bundesstraße 4. Am Freitagabend war zudem die Straße zwischen Kraisdorf und Leuzendorf zeitweise überflutet und musste gesperrt werden. Erst nachdem Feuerwehr und Kreisbauhof die verstopften Abflüsse gesäubert hatten, floss das Wasser langsam ab.

Beim THW in Haßfurt wurden aufgrund der Wettervorhersage schon am Freitag knapp 3000 Sandsäcke gefüllt, wie Manuel März erklärte. Etwa 20 THW-Einsatzkräfte standen bis 23 Uhr in Bereitschaft, um Hilfe zu leisten. So mussten beispielsweise 600 Sandsäcke nach Kirchaich gebracht werden, wo ein Damm zu brechen drohte.

Mit blauem Auge davon gekommen

"Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen", bilanzierte Kreisbrandrat Ralf Dressel die Wettersituation am Wochenende. Das in Zusammenarbeit mit dem Landkreis, den Feuerwehren, dem THW und den Gemeinden ausgearbeitete Konzept sei aufgegangen. Demnach seien beim THW in Haßfurt rund 3000 Sandsäcke gefüllt auf Halde, ebenso mehrere Tonnen Sand. Bei den Feuerwehren im Landkreis seien 50.000 leere Sandsäcke deponiert, die bei Bedarf in Zusammenarbeit mit den örtlichen Bauhöfen und dem THW gefüllt und zu Einsatzstellen gebracht werden könnten.

Zahlreiche Feuerwehren sind nach Dressels Worten am Wochenende im Einsatz gewesen. So mussten unter anderem viele Keller leer gepumpt und umgestürzte Bäume beseitigt werden. "Wo es ging, haben wir versucht, die überörtlichen Straßen frei zu halten", so Dressel. Besonders dort, wo eine hohe Eigengefährdung der Rettungskräfte bestand (etwa vor Dippach, wo ein umgestürzter Baum die Fahrbahn blockiert und weitere Bäume nachzustürzen drohen), wurden die Straßen aber erst einmal gesperrt. Die Folgen des Unwetters werden dann in den nächsten Tagen beseitigt, wenn sich die Wetterlage bessert. Erst einmal sind aber weitere Regenschauer vorhergesagt.