Druckartikel: Burgsanierung räumt auch mit alten Legenden auf

Burgsanierung räumt auch mit alten Legenden auf


Autor: Günter Flegel

Wohnau, Mittwoch, 15. Mai 2013

Joachim Zeune räumt auf dem Zabelstein im Steigerwald auf, und zwar nicht nur buchstäblich, sondern auch mit Sagen und Legenden. Was der Mittelalterforscher der Ruine entlockt, ist aber nicht weniger spannend als die romantischen Vorstellungen von den alten Rittersleut'.
Joachim Zeune ist in seinem Element: Er geht den Geheimnissen der Burgruine Zabelstein auf den Grund und findet Spannendes heraus.


Man muss fast ein wenig Angst haben um den Zabelstein, denn es sieht so aus, als würde er "einen Kopf kürzer gemacht". Aber Joachim Zeune hat nicht die Absicht, dem markanten Aussichtsberg im Nordsteigerwald ein paar von seinen 489 Metern zu klauen. Was der Mittelalterforscher tut, ist vielmehr tiefschürfend.

Folglich muss man auch um die Ruine ganz oben auf dem Berg keine Sorgen haben, auch wenn der Burgenforscher mit schwerem Gerät angerückt ist. So eine Ruine ist ja per Definition schon ruiniert, aber der Mittelalterexperte aus dem Allgäu verfolgt nur die besten Absichten: Er will den Verfall stoppen und nutzt die Gelegenheit, die Steine zum Sprechen zu bringen.

500.000 Euro

Rund eine halbe Million Euro lässt sich der Hausherr auf dem Zabelstein, die Bayerischen Staatsforsten, ein auf drei Jahre angelegtes Projekt kosten, das ähnlich wie Altenstein oder Schmachtenberg

im Landkreis Haßberge die einst mit großem Abstand mächtigste Burg im heutigen Landkreis Schweinfurt aus dem Dornröschenschlaf weckt. Tausende Wanderer finden jedes Jahr den Weg auf den Zabelstein, die meisten kommen wegen der frischen Luft und der schönen Aussicht vom Turm des Steigerwaldclubs. Ab 2017 werden sie noch tiefer blicken können. Zeunes Arbeit mit Bagger, Schaufel und Pinselchen hat das Zeug, den Steigerwald um eine Attraktion reicher zu machen.

Wo der Besucher bis jetzt nur Berge von Schutt und Mauerfragmente sieht, liegen für den Experten schon die einzelnen Bauphasen der Burg offen zu Tage. "Die Burg entstand im Hochmittelalter, im elften Jahrhundert, und wurde später insbesondere unter der Herrschaft der Würzburger Fürstbischöfe immer wieder erweitert und ausgebaut", erzählt Zeune.

Mächtiges Machtsymbol

Man muss sich den Berg ohne Bäume und ohne die Schutthügel vorstellen, die sich im Lauf der Jahrhunderte in der ehemaligen Burg und darum herum angesammelt haben. "Die Burg Zabelstein erhob sich zu ihrer Blütezeit als weithin sichtbares Symbol der Macht auf dem markanten Bergsporn", schildert Zeune. Damit hatten sich die kirchlichen und weltlichen Herren aus Würzburg nicht zuletzt auch ein mächtiges Bollwerk gegen ihre Erzfeinde aus Bamberg geschaffen: Bis hierher und nicht weiter.

Nach der Festung Marienberg war der Zabelstein die mächtigste Festung im Würzburger Herrschaftsbereich, so mächtig und so abschreckend, dass wohl nie um sie gekämpft wurde. Im Bauernkrieg gab die spärliche Besatzung ebenfalls kampflos auf, die Burg wurde geschliffen, später wieder aufgebaut und zuletzt im 17. Jahrhundert als Forstamt genutzt, ehe sie ein Brand und in der Folge die Nutzung als Steinbruch vollends zerstörten.

Zeitreise

An eine Restaurierung oder gar einen Wiederaufbau denken weder Zeune noch die Staatsforsten. Um den Berg nicht völlig auf den Kopf zu stellen, darf der Wissenschaftler auch nur oberflächlich graben. "Wir versuchen, alles zu erhalten und zu erschließen, was sichtbar ist, mehr nicht", sagt Zeune.

Sobald der Burgenforscher abzieht, werden ein Rundweg und Informationstafeln die Geschichte des Berges und seiner Burg plastisch machen. Der Zabelstein ist dann keinen Zentimeter niedriger, und doch kann der Besucher sehr tief blicken.