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Bundesaufgaben werden von Ebern aus erledigt


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 05. März 2015

Mit dem Umzug von Nürnberg nach Ebern wird die Landesbaudirektion eine selbstständige Behörde, die vom Landkreis Haßberge aus die Hochbau-Aufträge des Bundes in Bayern zentral verwaltet. 100 Arbeitsstellen werden geschaffen.
Diese beiden einstigen Kompaniegebäude sind als Standort für die künftige Landesbaudirektion im Gespräch. Zuvor hatte der (Noch-?)Eigentümer, IHK-Präsident Otto Kirchner aus Königsberg, zunächst ein Fußball-Internat und danach eine künstlerische Talentschmiede im Zusammenhang mit den Bayreuther Wagner-Festspielen in Betracht gezogen.  Foto: Ralf Kestel


Da haben sich manche die Augen gerieben: In Ebern wollten viele zunächst nicht glauben, dass eine komplette Unterabteilung der Autobahndirektion Nordbayern ins einstigen Kasernengelände umziehen soll. In Nürnberg staunten die Mitarbeiter eben dieser Behörde nicht weniger (schlecht) und schauten erst einmal auf Landkarten nach, wo Ebern denn überhaupt liegt.

100 neue Dienstposten in der einstigen Kreisstadt, die durch Bundeswehr- und Verwaltungsreform in den zurückliegenden 15 Jahren mächtig "gerupft" wurde. Die Freude in der Stadt ist groß, wie sich an den Kommentaren auf Facebook und aus Stellungnahmen von Geschäftsleuten ablesen lässt (siehe gesonderter Bericht unten).

Dass dabei Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Mitarbeiter verlagert werden, zeigt ein Blick in den Aufgabenbe
reich der Landesbaudirektion. Die koordiniert als Fachaufsicht die zivilen und militärischen Hochbauaufgaben des Bundes in Bayern. Die Landesbaudirektion passt also auf, dass den 20 Staatlichen Bauämtern im Freistaat bei der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen, die sie im Auftrag des Bundes ausführen, kein Fehler passiert. Sie verwaltet die Aufträge des Bundes in Bayern. Das für den Landkreis Haßberge zuständige Staatliche Bauamt sitzt in Schweinfurt.

Das Spektrum der Bauaufgaben ist dabei breit gefächert und reicht von Infrastruktureinrichtungen, Verwaltungsbauten, Unterkunftsgebäuden, Maschinenhallen und Werkstätten über Fahrzeugwaschanlagen, Heizzentralen, Krankenhäuser und Sportzentren bis zu Schulen; selbst Flugplätze, Hotelanlagen und Kirchen zählen dazu.

Seit 2006 ist die Landesbaudirektion der Autobahndirektion Nordbayern, einer zentralen Landesbehörde, angegliedert. Diese plant, baut und betreibt die Autobahnen in Nordbayern. Die Landesbaudirektion hat mit Autobahnen aber nichts zu tun.

Um die Bedeutung der Landesbaudirektion zu stärken, soll sie künftig als selbstständige Behörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums geführt werden. Laut Innenstaatssekretär Gerhard Eck ist "der Standort Ebern ideal für die Ansiedlung der Landesbaudirektion".

Insgesamt hat die Landesdirektion in Bayern dann zwei Standorte: München (bleibt bestehen) und Ebern, wo auch die Zentrale untergebracht werden soll. Ein Zeitplan für den Umzug steht noch nicht fest.

Stimmen zur angekündigten Behördenverlagerung

Herbert Stang, Apotheker und Ex-Stadtrat: "Ich kann es noch gar nicht glauben und hoffe sehr, dass es auch wahr wird. 100 neue, noch dazu qualifizierte Arbeitsplätze in Ebern wären ein Segen. Es wäre vielleicht ein adäquater Ersatz für den Verlust von Standortverwaltung (StOV) und Amtsgericht. Viele nette und tüchtige Menschen sind über die StOV nach Ebern gekommen (und geblieben). An 100 neuen Arbeitsplätzen hängen auch viele Familien, und Ebern hat für diese doch einiges zu bieten. Es könnten deshalb nicht nur die Geschäftswelt profitieren, sondern auch die Schulen, die Kommune, die Infrastruktur. Neue Leute haben auch neue Ideen."

Sebastian Stastny,
Bruder des gleichnamigen Geschäftsinhabers in Ebern und Ex-Stadtrat: "Super-Nachricht für Ebern und den Landkreis Haßberge, das mit der Behördenverlagerung und den über 100 Arbeitsplätzen. Steffen Vogel hat völlig recht: Es zeigt Größe und Souveränität, dass die Staatsregierung bewiesenermaßen nicht nach dem Parteibuch des ortsansässigen Bürgermeisters, sondern nach Bedarf entscheidet - und den hat die strukturschwache Region Ebern nun einmal dringend. Es zeigt sich, wie wichtig trotzdem die persönlichen Kontakte von Politikern zueinander sind. Ich freue mich sehr für unser Ebern."

Jürgen Stahl, Restaurant- und Hoteleigentümer, Gastwirten-Sprecher: "Das ist ein positives Signal für die Zukunft der Stadt Ebern: Es freut mich sehr, dass wir mit der Behördenverlagerung mit 100 Stellen zum Zuge gekommen sind. Das bedeutet als Gewerbetreibender auch ein Stück Sicherheit und macht Lust, in Ebern zu investieren.Es wird sicher nicht von heut' auf morgen passieren, aber für die Perspektive Eberns ist es ein guter Baustein."

Katrin Heber, Geschäftsführerin des Landhotels/Restaurants "Stadl" in unmittelbarer Nachbarschaft zum künftigen Behördenstandort: "Das sind doch gute neue Neuigkeiten. Grundsätzlich halten wir sehr viel davon, und freuen uns darüber - denn wenn sich immer mehr im Gewerbepark Alte Kaserne tut, kann es nur gut für die Stadt Ebern sein, und für uns natürlich auch, egal ob im Hotel- oder Restaurantbereich, wir profitieren alle davon ... Und das ist schön. Wir sind gespannt und hoffen, dass es bald losgeht."

Christian Poli, Restaurant-/Hoteleigentümer und Ex-Stadtrat: "Ein Traum. Schön, dass Ebern nicht ganz vergessen wurde. In der momentanen Zeit hätten wir nichts Besseres bekommen können. Ein gutes Zeichen, dass nicht alles nach Haßfurt kommt. Jetzt hat Landtagsabgeordneter Steffen Vogel vorgelegt, vielleicht zieht ja auch unsere Bundestagsabgeordnete noch nach.Ich sehe auf jeden Fall nicht nur für die Gastronomie positive Auswirkungen." RK