Bürgermeister steht allein im Wald
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 11. Oktober 2017
Eberns Stadträte setzen bei Aufforstungsplänen östlich von Siegelfeld schnell die Säge an.
Bei der jüngsten Stadtratssitzung erntete Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) erstmals richtig Widerspruch, als es um die Lösung für einen Radweg nach Jesserndorf ging. Bei der Bauausschuss-Sitzung am Mittwochabend wurde ihm gar die Gefolgschaft verweigert: Der Plan des Stadtförsters und der Verwaltung, auf einer Wiese östlich von Siegelfeld einen Wald hochzuziehen, erntete heftigen Widerspruch.
Den Grund für diese "Mini-Rebellion" lieferten Anwohner. So wähnte eine Nachbarin ihr Grundstück beeinträchtigt.
Ein Argument, dem sich 6 der acht Stadträte anschlossen, so dass nur noch Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD) für die angedachte Aufforstung stimmte.
Manfred Fausten (CSU) meinte, dass "der Schattenwurf das Haus entwertet". Auch Zweiter Bürgermeister Harald Pascher (FDP) würde sich "eingeengt fühlen, wenn der Wald so nahe rückt".
Rainer Kaffer (JL) versetzte sich ebenfalls in die Lage der Nachbarn. "Die können draußen gar nicht mehr grillen wegen der Gefahr des Funkenfluges." Auch werde der Lichteinfall vermindert. "Wir haben doch noch ganz anderen Flächen, die sich aufforsten lassen", fand Kaffer.
Stimmt nicht, beschied ihn der Bürgermeister. Diese Fläche eigene sich, da schon von Wald umgeben. Allerdings merkte Hennemann auch an, dass im Flächennutzungsplan das Areal für landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen sei und einer Aufforstung freizuhalten. "Der Forst trägt dem aber Rechnung, dass die bestehende Hecke als Biotop erhalten bleibt. " Die Hecke werde sogar verbreitert und am Rand nur ein Waldsaum vorgesehen, schon wegen des Biotops."
Vom geplanten Mischwald gehe keine Gefahr aus, da die Abstände eingehalten werden und der Außenbereich nicht höher werde als die vorhandene Hecke. "Und der Lichteinfall wird auch nicht eingeschränkt, da für diesen Nordhang Eiche, Ahorn und Kirsche vorgesehen sind."
Die Überzeugungsversuche fruchteten nicht. "Wenn die Abstände nicht größer werden, kann ich nicht zustimmen", erklärte Brunhilde Giegold (SPD) und auch Markus Fausten (CSU) mochte die Notwendigkeit für einen Wald dieser Stelle nicht erkennen. "Ich würde mich da nicht wohlfühlen."
Entsprechend wurde der Antrag des Bürgermeisters auf Zustimmung gefällt, noch ehe der erste Baum gepflanzt wurde.
Wie problematisch Anträge auf Aufforstung sind, hat auch das Landratsamt schon bewiesen, da seit 2013 östlich der einstigen Bahnlinie auf Höhe des Autohauses Sorg so ein Vorhaben beantragt war.
Zunächst in Bausch und Bogen abgelehnt, genehmigte das Landratsamt nun eine Aufforstung im Naturpark-Bereich, wobei etwa ein Drittel des Gebiets als Magerwiese angelegt werden muss.