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Bühnenzauber, Rathausmief und Zirkusluft in Kirchlauter


Autor: Günther Geiling

Kirchlauter, Mittwoch, 13. Januar 2016

Mit dem Stück "So ein Zirkus!" landet die Theatergruppe Kirchlauter im 36. Jahr beim Publikum einen großen Erfolg. Drei Aufführungen stehen noch an.
Sekretärin Silke Bond (Martina Freisinger) macht gemeinsame Sache mit Zirkusdirektorin Samira Shubandar (Natasha John; rechts). Foto: Günther Geiling


Kirchlauter"So ein Zirkus!" - Auf faulen Zauber, Verwünschungen, Voodoo und sprechende Geister ließen sich die Zuschauer ein, welche die ersten Vorstellungen der Theatergruppe Kirchlauter besuchten und dabei immer wieder auch mit möglichen Vorgängen in der Kommunalpolitik konfrontiert wurden. Die Schauspieler verstanden es bestens, darzustellen, wie Bürgermeister und Kollegen keine Skrupel haben, wenn es um ihre eigenen Interessen geht. Das Publikum spendete für die gelungene Inszenierung lang anhaltenden Beifall.


Im 36. Jahr aktiv

Die "Theatergruppe Kirchlauter" ging mit ihrem neuen Lustspiel "Immer dieser Zirkus" schon in ihr 36. Bühnenjahr und ist trotz dieses Alters sehr jung geblieben. Leiterin Marieanne Baum ist von Anfang an dabei und hatte auch diesmal keine Probleme die elf Rollen zu besetzen.
Von Anfang an dabei und damit schon 35 Jahre auf der Bühne war Arnold Kirchner, der diesmal in die Rolle des Zweiten Bürgermeisters Josef Sorge schlüpfte. Magda Stöhr (diesmal Frieda Säuberlich) war schon 20 Mal dabei. Weitere Bühnenjubiläen feierten Eva Genslein (zum zehnten Male als Souffleuse); Marieanne Baum agiert schon seit 30 Jahren als Souffleuse und Managerin der Gruppe. Aber auch andere Arbeiten dürfen nicht unterschätzt werden, wie die Gestaltung der Flyer und Eintrittskarten durch Harald Gehring, die gesamte Organisation (Eberhard Baum) oder der Kartenvorverkauf durch die Familie von Westberg.

Eberhard Baum sucht jedes Mal die Theaterstücke aus, und dann wird Ausschau gehalten, wer im Dorf für die eine oder andere Rolle noch in Frage kommt. Auf diese Weise stießen in diesem Jahr gleich drei junge Damen neu zur Theatergruppe, fühlten sich schnell eingebunden und gaben auf der Bühne ein gutes Bild ab. Es waren dies Stefanie Schmitt als Witwe Anna Meier, Marion Höllisch als Frau des Bürgermeisters (Monika Goldmann) und Natasha John als Zirkusdirektorin und Wahrsagerin Samira Shubandar.


Viel Arbeit im Hintergrund

Während sich die Schauspieler in vielen Proben auf die sechs Auftritte vorbereiteten, werkelten andere im Hintergrund.Wie gut, dass man mit Marc Veen hier einen Schreiner, mit Enrico Gehring einen Maler und mit Klaus Klemm einen guten Techniker hat, die auch diesmal wieder ein tolles Bühnenbild zauberten. Die Technik war diesmal aufwendig, da auch die Gedanken von Personen zum richtigen Zeitpunkt mit einer "Geisterstimme" eingespielt wurden.

Außerdem ist es immer wieder eine Herausforderung, die Bühne mit den entsprechenden Utensilien auszustatten oder die Kostüme zu fertigen und die Mimen zu schminken. Hier kann man aus einem großen Reservoir aus 36 Jahren schöpfen. "Mein Dachboden enthält sehr viele Utensilien, aus denen wir auswählen können und dabei immer wieder fündig werden. Das hat bisher immer gut geklappt und auch von den übrigen Theaterspielern wird hier viel zusammengetragen. Hier helfen alle mit. Unsere Kleider müssen wir nicht wie andere ausleihen", meinte Leiterin Marieanne Baum.
Als sich der Vorhang dann zum ersten Male öffnete, klappte alles bestens, und die Vorstellungen waren bisher alle bis auf den letzten Platz besetzt.


Bürgermeister ohne Skrupel

Bürgermeister Franz Goldmann (Roland Gehring) ist seit Jahren im Amt und er hat keine Skrupel, wenn es um seine Interessen und die seines Parteikollegen und Zweiten Bürgermeisters Josef Sorge (Arnold Kirchner) geht.. Aktuell habe es die beiden Politiker auf das Grundstück der Witwe Anna Meier abgesehen, doch diese will nicht verkaufen. Sie soll deshalb ins Altersheim abgeschoben werden.

Dann bringt die Opposition, alias Corinna Grüner (Justina Gehring), auch noch den Zirkus "Shubandar" mit seinem Winterlager auf diesem Grundstück unter. Die obersten Gemeindevertreter hatten das Areal aber bereits einem Investor versprochen, der ein Fast-Food-Lokal errichten will. Dabei hatte Zirkuschefin Samira Shubandar (Natasha John) vorher ohne Erfolg versucht, bei der Stadt eine Genehmigung für das Winterquartier zu bekommen.


Mit magischen Kräften

Sekretärin Silke Bond (Martina Freisinger), die gute, wenn auch nicht schlaueste Seele im Rathaus, ist derweil auf der Suche nach der großen Liebe und findet sie im Bauhofmitarbeiter Albert Huber (Klaus Klemm). Als sie ihn jedoch beim Haus der Bürgermeistergattin (Marion Höllisch) sieht, verbündet sie sich mit Shamira. Dies übergibt ihr eine verzauberte Voodoo-Puppe, mit der sie den Verflossenen beeinflussen kann.
Shamira setzt ihre Zauberkräfte auch beim Bürgermeister ein, der ab sofort die Gedanken anderer Leute hören kann. Auch der Zauber Bürgermeister wird mit einem Zauber belegt, sodass er für alle anderen unsichtbar wird. Und dann kommt auch noch Herr Amtmann (Rainer Pankratz) von der Dienstaufsichtsbehörde wegen einer Beschwerde ins Rathaus. Damit ist das Chaos perfekt!

Er trifft auf des Bürgermeisters Sohn (Thomas Klemm), der sich als "Stellvertreter des Stellvertreters" bezeichnet. Der Junior fällt dabei mit der bissigen Bemerkung auf, dass es seiner Ansicht nach ein "betreutes Wohnen für alte Bürgermeister" geben sollte.


Viel Gelegenheit zum Lachen

Die Zuschauer hatten jedenfalls bei diesem kommunalpolitischen Theater ihre helle Freude und lachten, was das Zeug hielt entsprechend dem Motto von Theaterautor Wolfgang Bräutigam "Das Leben ist ernst genug, bringt die Leute zum Lachen!" Dies ist mehr als gelungen.

Wolfgang Bräutigam ist kein Unbekannter. Die Kirchlauterer haben von ihm schon weitere Stück gespielt und einige seiner Stücke wurden auch schon über das Chiemgauer Volkstheater im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.

Leiterin Marieanne Baum ist nach den ersten Aufführungen "happy". "Ich bin mit den Aufführungen und vor allem der Leistung meiner Schauspieler sehr zufrieden. Jeder gibt auf der Bühne sein Bestes. Das spürt man! Auch bei den Zuschauern kam das Stück sehr gut an."


Noch drei Aufführungen

Davon können sich auch die Zuschauer bei den nächsten drei Aufführungen am Freitag, 15., Samstag, 16., und Sonntag, 17. Januar, überzeugen und sich über ein paar schöne und frohe Stunden freuen.
Ein Nebeneffekt der Veranstaltungen ist, dass die Theatergruppe der Reinerlös stets für gemeinnützige Organisationen, Vereine oder die Kirche spendet. Zig-Tausende sind dadurch schon "erspielt" worden und auch im letzten Jahr wurden 4000 Euro verteilt. Alle vier Jahre gibt es ein "Helferfest", und darauf dürfen sich die Beteiligten in diesem Jahr freuen.