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Buddeln für Rohre und Breitband


Autor: Helmut Will

Untermerzbach, Donnerstag, 12. März 2015

Die Gemeinde Untermerzbach investiert eine Menge Geld in zukunftsgerichtete Projekte. In den Gemeindeteilen Gereuth und Memmelsdorf erstattete der Bürgermeister Bericht. Die Ortsbewohner fanden wenig Ansatz für Kritik.
Im Februar 2014 begutachtete der Bauausschuss der Gemeinde Untermerzbach am Brunnen in Memmelsdorf die Baumaßnahme. Bei der Bürgerversammlung am Dienstag konnte er Vollzug melden. Foto: Helmut Will


Bei Bürgerversammlungen am Dienstag in der ehemaligen Schule in Memmelsdorf und am Mittwoch in der Gaststätte Greifenklau in Gereuth beleuchtete Untermerzbachs Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) die Arbeit des Gemeinderates. Insgesamt zeigten sich die Bürger mit dem Sachvortrag zufrieden. Nur vereinzelt wurde Kritik geübt. Wesentliche örtliche Probleme sind in beiden Gemeindeteilen offenbar nicht vorhanden.

Mittels einer Powerpoint-Präsentation führte der Bürgermeister die Bürger durch das zurückliegende Jahr. Das Trinkwasser in der Gemeinde sei recht gut. Damit es so bleibe, mussten an Hochbehälter und Brunnen Sanierungsarbeiten durchgeführt werden.

Da die Aufgaben der Trinkwasserversorgung immer umfangreicher werden und technische Anlagen komplex seien, stelle man in Zusammenwirken mit den Gemeinden Itzgrund und Großheirath einen Wasserwart ein.

Auch bei der Abwasserbeseitigung arbeite man mit dem Zweckverband Itzgrund zusammen. Rohrstränge in Ortsbereichen müssten saniert werden, teilweise sei das schon geschehen. Viel Geld habe die energetische Sanierung der Grundschule Untermerzbach gekostet, nun seien dort deutliche Einsparungen im Energieverbrauch zu erkennen. Habe man im Jahr 2009 noch 217 00 kWh verbraucht, waren das nach der Sanierung im Jahr 2014 nur noch 93 000. "Das ist eine Einsparung von 9000 Euro im Jahr", so Dietz. 160 000 Euro pro Jahr betrage der Anteil der Gemeinde am Kindergarten in Memmelsdorf.

Breitband kommt

Ganz neu sei, dass die Breitbandverkabelung im gesamten Gemeindegebiet mit mindestens 30 Mbit/s kommen wird. Baubeginn wäre das Frühjahr 2015. Die Gemeinde wird hier mit einem Eigenanteil von 82 000 Euro zur Kasse gebeten. Die Gesamtkosten bezifferte Helmut Dietz mit 817 000 Euro. Der Baubescheid liege vor. "Ich bin mir sicher, dass wir das in diesem Jahr umsetzen können", so der Bürgermeister.

Dietz ging auch auf die Energiewende im Landkreis ein, wobei Untermerzbach zusammen mit dem Energiekonzept Rodachtal auf ein eigenes Energiesparprogramm setze. In Zusammenhang mit der angekündigten drastischen Erhöhung der Müllgebühren berichtete der Bürgermeister, dass 142 Tonnen Müll pro Jahr in Untermerzbach anfallen. "Damit stehen wir im Vergleich mit anderen Gemeinden ziemlich weit vorne."

Ehrenamtliche Arbeit in vielen Bereichen funktioniere in der Gemeinde recht gut. Dazu trügen Vereine erheblich bei. Zum 31. Dezember 2014 hat der Schuldenstand der Gemeinde 1 084 300 Euro betragen. "Das sind 607 Euro pro Einwohner, der Landesdurchschnitt liegt bei 861 Euro", so der Bürgermeister.

Demographische Entwicklung

Dass die Bevölkerungsentwicklung seit dem Jahr 1991 kontinuierlich nach unten geht, führte der Bürgermeister anhand einer Grafik vor Augen. "Zum 30. Juni 2014 hatten wir aktuell 1.702 Einwohner, der Höchststand betrug 1991 knapp 1.900 Einwohner", so Dietz. Die Geburten hätten sich seit 2013 erfreulich entwickelt wo acht zu verzeichnen waren. "2014 hatten wir vierzehn Geburten, drei sind es bisher im Jahr 2015, wobei noch einige zu erwarten sind", sagte Dietz, was bei den Besuchern Erheiterung auslöste. "Woher weiß der das", so ein Versammlungsteilnehmer zu seinem Nachbarn.
Eine Gefahr sei die drohende Überalterung in der Gemeinde, bedauerlich die Leerstände von Wohnungen und Häusern. "Wir müssen uns anstrengen dem Ausbluten der Ortskerne entgegen zu wirken." Hier verwies Dietz er auf Förderprogramme der Gemeinde welche Bau- und Sanierungswilligen zu Gute kämen. Besonders Familien mit Kindern könnten auf eine deutliche Förderung hoffen. Mehr als 20 Leerstände gibt es in Memmelsdorf, etwa zehn in Gereuth. Mit der Initiative Rodachtal arbeite man bei der Gemeindeentwicklung und beim Tourismus zusammen. Stets müsse man sich Gedanken machen, wie die Gemeinde, ihre Ortsteile, attraktiver gestaltet werden können. Sehr gute Voraussetzungen seien schon vorhanden jedoch sollte sich jeder nach seinen Möglichkeiten einbringen, um das Dorfleben weiterhin abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Angedacht ist am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teilzunehmen.

Hinterlassenschaften von Hunden bewegten in Memmelsdorf die Gemüter. Ein Anwohner: "In meinem Rasen finde ich erschreckend viele Hundehaufen. Das kann nur sein, weil die Tiere wohl nachts frei umherlaufen." Auch andere Bürger pflichteten dem bei. Dem Bürgermeister macht das Problem ebenfalls Sorge, zumal es auch auf öffentlichen Flächen und auch auf Spielplätzen auftrete. "Ich kann nur an die Hundebesitzer appellieren, dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nicht passiert."

Raser unterwegs

Beklagt wurde, dass am Ortsausgang in Memmelsdorf Richtung Kadersmühle zu schnell gefahren werde. "100 Stundenkilometer sind da schon mal keine Seltenheit", schimpfte ein Anwohner. Kontrollen durch die Polizei wurden gefordert und zwar in den frühen Morgen- und Abendstunden.
Für Memmelsdorf könnte es demnächst ein eigenes Wappen geben. Der Vorschlag kam von Kreisheimatpfleger Günter Lipp.

Bei der Bürgerversammlung in Gereuth bemängelte Rolf Ospel aus Buch, dass kleine Feuerwehren, vorher vom Bürgermeister für ihre Arbeit gelobt, "herabgewürdigt" werden, indem der Kreisbrandrat die Anerkennung der Kommandanten verweigere. "Das halte ich für nicht richtig", so Ospel. Helmut Dietz entgegnete, dass der Kreisbrandrat entsprechend der Gesetzeslage handle, aber auf Bitten der Gemeinden die Anerkennung nicht mehr verweigere. So komme man den kleinen Wehren entgegen, auf die man nicht verzichten wolle. Auf Anfrage teilte der Kreisbrandmeister und federführender Kommandant in Untermerzbach, Ralph Morgenroth, mit, dass es in Untermerzbach diesbezüglich keine Probleme gebe. Auch Ortswehren mit weniger als 27 Aktiven bekämen ihren Kommandanten von Gemeinde und vom Kreisbrandrat bestätigt. Die Gemeinde stehe als oberster Dienstherr der Ortswehren dahinter. Morgenroth sagte, er freue sich über diese "Rückendeckung", da auch kleine Ortswehren gute und schnelle Arbeit leisten können.

Neues Leichenhaus?

Für Verärgerung sorgte das Abladen zweier Fuhren Reisig am Platz für das Johannisfeuer. "Ich wurde nicht gefragt, davon weiß ich nichts", sagte der Bürgermeister dazu. Den Platz für das Johannisfeuer wollen die Gereuther etwas "ebnen." Der Bürgermeister gab hierfür "grünes Licht." Etwas "Kritik", schwang in der Frage von Hans Klee mit, der den Bürgermeister nach dem Leichenhaus für Gereuth fragte. Dietz habe kurz nach seinem ersten Amtsantritt signalisiert, dass das Leichenhaus schon bald gebaut werde. "Bis heute hat sich nichts getan", so Hans Klee. Der Bürgermeister bat darum, im Hinblick auf die Finanzen noch etwas Geduld zu zeigen. "Wenn wir das stemmen können, wird es gebaut. Es ist nicht vergessen."