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Brezel meets Baklawa: Arabische Lebensmittel im Landkreis Haßberge


Autor: Lisa Kieslinger

Haßfurt, Donnerstag, 18. August 2016

In dem Laden "Aleppo" in Haßfurt gibt es Lebensmittel aus dem arabischen Raum. Auch viele deutsche Kunden kommen vorbei und kaufen besonders Süßwaren.
Der Lebensmittelmarkt "Aleppo" in Haßfurt soll Begegnungsraum für deutsche und ausländische Mitbürger sein. So ist zumindest das Konzept. Foto: Lisa Kieslinger


Aleppo - eine Stadt im Norden Syriens, die der andauernde Bürgerkrieg gezeichnet hat. Völlig zerstörte Häuser, Explosionen, Schießereien und Menschen, die mit purer Angst in den Augen um ihr Leben rennen: Das sind die Bilder, die wir immer wieder in den Nachrichten zu sehen bekommen.

Umso mehr überrascht dieser Tage ein Schild gegenüber des alten Haßfurter Rathauses: "Aleppo - arabischer und orientalischer Lebensmittelmarkt". Mohamed Jouma sitzt hinter der Kasse und spricht mit ein paar Kunden. Er ist in Haßfurt mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung sesshaft und hat im Februar den Laden eröffnet. Eigentlich wollte er mit seinem Lebensmittelmarkt nach Bamberg. Doch dann entschied er sich für Haßfurt. "Hier gibt es noch nichts. Die Leute müssten entweder nach Bamberg oder nach Schweinfurt fahren, um arabische Produkte zu bekommen", erklärt der 35-Jährige.


Arabische Süßwaren made in Franken

Der Platz in dem kleinen Laden ist perfekt ausgenutzt: Weiße Regale ragen bis knapp unter die Decke, alle Fächer sind voll. Gewürze, Olivenöl, Tee, Kaffee und natürlich die berühmten Süßwaren wie Baklawa dürfen nicht fehlen.
"Besonders meine deutschen Kunden kaufen viel Süßwaren", erzählt Jouma. Und das hat ihn auf eine Idee gebracht: Warum sollte man das nicht professioneller aufziehen? Gesagt, Getan. Im September will der 35-jährige Syrer seine eigene Bäckerei in Bischberg eröffnen. "Arabische Süßwaren made in Franken", scherzt er. 23 unterschiedliche Produkte soll es geben - alles Handarbeit.

Und seine Pläne reichen noch weiter: Gleichzeitig mit der Bäckerei will Jouma in Ebern einen zusätzlichen Laden eröffnen. Dort und in Haßfurt sollen dann auch die arabischen Süßwaren zu erhalten sein. Doch nicht nur die: Mohamed Jouma will in seinen Läden deutsches und arabisches Essen anbieten. "Dafür arbeite ich mit der Naturbäckerei Oppelt zusammen", erklärt er. Das kompromisslose Bio-Konzept des Untersteinbacher Bäckermeisters gefiel ihm und die beiden wurden einig: Ab September heißt es dann also für Ebern und Haßfurt: Brezel meets Baklawa.


Integration war früher einfacher

Der 35-jährige Syrer will mit seinen Läden einen Teil zur Integration beitragen. Er gehört zu den Unternehmern mit Migrationshintergrund, die, wie die Bertelsmann-Stiftung vor Kurzem meldete, in Deutschland 1,3 Millionen Arbeitsplätze schufen. Er kam vor zwölf Jahren als Student nach Deutschland. Der Sprachkurs in Dresden und Bremen erlaubte ihm das Betriebswirtschaftsstudium und das Studium wiederum die Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. "Am Anfang war es nicht einfach. Ich musste alles alleine packen", erzählt der Betriebswirtschaftler. Deutsche Freunde haben ihn unterstützt und motiviert. Dafür sei er heute noch sehr dankbar. "Mir haben damals sehr viele geholfen und ihnen war egal, dass ich Ausländer war."

Die Integration, die er als Student erlebte, sei wesentlich leichter gewesen, als das, was Asylbewerber aktuell mitmachen. "Deutschland ist jetzt überlastet. Niemand weiß, wie man damit umgehen soll. Heute braucht die Integration viel mehr Energie, Einsatz und Geduld als damals bei mir."

Mit seinen Läden will er etwas helfen: Zusammen einkaufen, sich austauschen und vielleicht am Ende einen Kaffee zusammen trinken. So funktioniert Integration für Jouma. Neben deutschen Mitarbeitern will er ausländischen Mitbürgern eine Chance geben. Das sei oft nicht einfach, führt er aus.


Integration auf dem Arbeitsmarkt

Momentan sucht er für seinen Laden in Haßfurt jemanden. Er würde gerne einen Asylbewerber einstellen. Doch die Sprachbarriere und die Arbeitsmentalität machen das schwierig. In Deutschland ist vieles streng geregelt, so etwas wie die Mülltrennung ist für Asylbewerber oft fremd. "Die Integration im Arbeitsmarkt ist nicht so leicht für Arbeitgeber", meint der 35-Jährige und spricht die Mehrkosten an, die er durch ungelernte Kräfte haben würde - da würde er sich vom Staat finanzielle Unterstützung wünschen.

Wie ist Mohamed auf den Namen "Aleppo" gekommen? Aleppo ist seine Lieblingsstadt. Er ist dort aufgewachsen und hat dort studiert. "In Aleppo gab es einen kilometerlangen Basar, da war ich immer sehr gerne. Eines Tages hat ein Brand alles zerstört", erzählt er.

Die Bilder von Aleppo im Fernsehen zu sehen, macht dem 35-Jährigen schwer zu schaffen. "Ich wollte meiner Stadt, die es so schwer hat, hier in Deutschland etwas widmen."