"Böhmisches Fieber" in der Stadt
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 28. März 2016
In der Stadthalle in Haßfurt lieferten Augsfelder Musiker ein dreistündiges Programm ab, das die Zuhörer verzückte.
"Aus Böhmen kommt die Musik" heißt es in einer berühmten Polka. Ein Botschafter dieser traditionellen, aber auch der neuen böhmischen und mährischen Blasmusik, ist die Blaskapelle "Böhmisches Fieber" aus Augsfeld. Bei ihrem "Böhmischen Abend" in der Stadthalle in Haßfurt begeisterten die Musiker unter der Leitung von Florian Unkauf ihre Zuhörer mit einem abwechslungseichen, dreistündigen Programm und erhielten neben den vielen Bravo- und Zugaberufen auch tosenden Applaus.
Dass die 20 Musiker und die beiden Sänger Sonja Vollmuth und Michael Selig auf so hohem Niveau musizieren und singen, liegt daran, dass sie sich mit Haut und Haar respektive ihren Instrumenten und Stimmen der böhmisch-mährischen Musik verschrieben haben und diese jedes Jahr neu perfektionieren.
Wunderbarer Klang
Aber auch der Dirigent Florian Unkauf hat einen großen Anteil am wunderbaren Klang des Blasorchesters. "Unter ihm haben wir weitere Fortschritte gemacht", erzählte der bisherige Vorsitzende Matthias Waltes, der sein Amt nun an Martin Kleinhenz übergeben hat. Florian Unkauf wiederum führt den Erfolg des Orchesters vor allem auf die intensiven Probenwochenenden vor jedem böhmischen Abend zurück. "Wir haben stets hervorragende Dozenten für alle Register und in den Einzelproben gehen wir in die Details", sagte er. Als Dirigent legt er großen Wert auf die Programmauswahl. Daneben sind für ihn die Intonation, die Stilistik und die Phrasierung der Melodiebögen besonders wichtig. Diese drei Elemente sind charakteristisch für das "Böhmische Fieber".
Nicht nur, dass die Register aufeinander "hörten" und sich so ein äußerst harmonischer Gesamtklang entfaltete. Auch die Stimmung der Instrumente war perfekt, so dass sich vom ersten Ton an ein Hörgenuss einstellte. Die Flügelhöner und Trompeten erklangen wie aus einem Guss, mal zart und weich, mal kräftig und scharf - je nach Charakter der Kompositionen. Toller Klang der Tenorhörner und Baritone, warm und samtig kamen besonders die solistischen Passagen zur Geltung. Die leichtfüßigen Bässe, die markanten Posaunen, die quirligen Klarinetten und das den Rhythmus bestimmende Schlagzeug vervollkommneten den böhmisch-mährischen Klang.
Simon Ehnes führte humorvoll durch den Abend, stellte die technisch teils sehr anspruchsvollen Stücke böhmischer beziehungsweise tschechischer Komponisten, aber auch von Ernst Mosch, Helmut Kassner, Michael Klostermann, Timo Dellweg, Alexander Pfluger oder Frank Pleyer vor.
Königsberger Komponist zu Gast
Er begrüßte persönlich den Komponisten Klaus Rambacher aus Königsberg im Publikum, der die Blaskapelle Hofstetten dirigiert und dessen Stück "Wenn wir Musikanten feiern" das "Böhmische Fieber" ihm zu Ehren intonierte. Die "Original" böhmischen Polkas und volkstümlichen Lieder, Walzer und Märsche aus dem Egerland und die "neuen" Weisen präsentierten die Musiker mit so großer Spielfreude. Zwischendurch ließen Sonja Vollmuth und Michael Selig ihre schönen Stimmen mit herrlichen Liedern wie "Liebe fürs ganze Leben", "So ein schöner Tag", "Kleines Ungarmädel du" oder "Du mein Egerländer Musikant" erklingen.
Für ihr Gänsehaut erzeugendes Solo in dem Lied "The Rose" erhielt Sonja Vollmuth besonders viel Beifall, auch wenn es nicht zum böhmisch-mährischen Repertoire zählt.Weitere Glanzpunkte waren die Solodarbietungen von Philipp Görtler, Florian Unkauf und Marco Reinwand beim "Posaunenexpress" sowie des Baritonisten Martin Kleinhenz beim Slowrock "Brennende Herzen". Erstmals musizierte ein Teil der Blaskapelle auch in der verkleinerten mährischen Besetzung, wobei Florian Unkauf selbst zum Tenorhorn griff und der Flügelhornist Michael Philipp zusammen mit dem Tenorhornisten Stefan Heidenreich die "Alfova-Polka" zum Besten gab. Für den langen Schlussapplaus revanchierten sich die Musiker mit drei Zugaben.