Blaualgen im Kleidersee: Gefahr ist vorerst gebannt
Autor: Andreas Lösch
Augsfeld, Mittwoch, 26. Juli 2017
Die amtliche Warnung vor Cyanobakterien im Kleidersee bei Augsfeld gilt nicht mehr. Was hat es mit den auch Blaualgen genannten Bakterien auf sich?
Wenn sie nicht überhand nehmen, stellen sie im Grunde genommen kein Problem dar. Wenn aber die Temperaturen über einen längeren Zeitraum hoch und viele Nährstoffe im Wasser sind, können sie sich "explosionsartig" ausbreiten, wie Stephan Leitschuh vom Gesundheitsamt des Landratsamtes in Haßfurt erklärt.
Die Rede ist von Cyanobakterien, die vor allem unter der Bezeichnung "Blaualgen" weitläufig bekannt sind, weil sie zur Sommerzeit immer wieder Badeverbote etwa in Baggerseen verursachen, wie jüngst am Kleidersee bei Augsfeld. Dort ist die Gefahr seit gestern aber schon wieder gebannt - das vom Landratsamt Ende vergangener Woche festgestellte "massive Blaualgenwachstum" ist wegen der abgekühlten Wetterlage deutlich zurückgegangen. Wasserproben, die das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen diese Woche untersucht hat, haben "keinen Nachweis von gesundheitsschädigenden Toxinen sowie Cyanobakterien ergeben", teilte der stellvertretende Pressesprecher des Landratsamtes, Thomas Albert, mit. "Damit kann das verfügte Badeverbot wieder aufgehoben werden."
Wann droht Gefahr?
Die Gefahr, die von Blaualgen ausgehen kann, besteht laut Gesundheitsamt zum einen darin, dass einige Cyanobakterien giftige Wirkstoffe bilden, die bei Kontakt Reizungen der Haut, der Schleimhaut sowie an Augen und Ohren hervorrufen können. Bei Verschlucken des belasteten Wassers kann es zu Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen kommen. Stephan Leitschuh, zuständig für den Bereich Infektions- und Umwelthygiene am Gesundheitsamt Haßberge, erklärt, dass vor allem Kleinkinder betroffen sein können, die im Uferbereich mit der schlierigen "Algenblüte" (das sind meist durch Wind in einen Bereich des Sees getriebene, deutlich sichtbare Blaualgenschichten) in Kontakt kommen. Aber nicht nur Toxine stellen ein Risiko dar: Weil durch den Algenwuchs die "Sichttiefe deutlich verringert" wird, verschlechtert sich auch die allgemeine Bade-Sicherheit im See, etwa weil mögliche Hindernisse im Wasser nicht erkannt werden können.Blaualgen vermehren sich bei Wassertemperaturen um 27 Grad rasant, laut Leitschuh "teilen sie sich dann sehr schnell". Halten die Temperaturen länger an und sind auch noch reichlich Nährstoffe im Wasser, werden die Cyanobakterien zur echten Belastung. Gelangen zu viele Nitrate über Düngemittel in die Gewässer, haben die Bakterien leichtes Spiel. Das kann im schlimmsten Fall soweit führen, dass der ganze See kippt, wenn sich das Bakterienwachstum über einen längeren Zeitraum fortsetzt.
Von diesem Szenario war der Kleidersee weit entfernt, weil die zuletzt kühlen Temperaturen den Bakterien Einhalt geboten haben. Laut EU-Einstufung der Badegewässerqualität ist der Kleidersee nach Messungen in den Jahren 2013 bis 2016 mit "hervorragend" bewertet. Sofern keine Blaualgenpest den See heimsucht, gilt die Wasserqualität dort weiter als sehr hoch.