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Birkenfeld feiert 1200. Jubiläum


Autor: Gerhard Schmidt

Birkenfeld, Mittwoch, 09. Juli 2014

Der kleine Gemeindeteil von Maroldsweisach kann auf eine große Geschichte zurückblicken, von der heute noch bedeutende Gebäude zeugen. Zwei Tage lang wird am 19. und 20. Juli gefeiert.
Das Dorf Birkenfeld feiert am Wochenende, 19. und 20.Juli, sein 1200-jähriges Bestehen. Fotos: Gerhard Schmidt


Der Maroldsweisacher Ortsteil Birkenfeld, der kleinste Marktflecken Bayerns, feiert sein 1200-jähriges Bestehen. Genauer gesagt, das Dorf feiert das 1200. Jahr seiner ersten Nennung in einer historischen Urkunde.Der kleine Ort liegt an der Ermetz und hatte bis zur Gemeindegebietsreform 1978 zu Ermershausen gehört. Wie alt die Siedlung tatsächlich ist, und auch wann die Kirche in Birkenfeld erbaut wurde, kann nicht genau festgelegt werden.

Am Samstag, 19., und Sonntag, 20. Juli, blickt der kleine Markt Birkenfeld, ein Gemeindeteil des Marktes Maroldsweisach, auf 1200 Jahre Bestehen zurück.

Samstag

Der Samstag wird im Mittelpunkt des Gemeindefeuerwehrtages von Maroldsweisach stehen. Um 14 Uhr treffen sich die Wehren aus dem Gemeindegebiet. Um 14.30 bis 16.30 Uhr sind Gaudi-Spiele auf dem auf dem Bolzplatz am Feuerwehrgerätehaus geplant.

Um 18 Uhr beginnt ein öffentlicher Teil mit Ansprachen von Kommandant Volker Neu, Bürgermeister Wolfram Thein (SPD), Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und der Feuerwehrobrigkeit. Es folgen Ehrungen verdienter Feuerwehrleute und die Siegerehrung der Gewinner bei den Geschicklichkeitsspielen vom Nachmittag. Ab 20 Uhr wird beim Live-Auftritt verschiedener Gruppen Akustik-Rock geboten.

Sonntag

Der Festsonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst im Schlosshof, in dem das gesamte Fest ablaufen wird. Der Posaunenchor Ermershausen, der "Sängerkranz" Birkenfeld und der Projektchor Birkenfeld werden den Festgottesdienst musikalisch umrahmen. Um 10.30 Uhr wird Philipp Graf zu Ortenburg als Hausherr die Grußworte eröffnen. Nach Grußworten durch den Maroldsweisacher Bürgermeister Wolfram Thein und den Ermershäuser Bürgermeister Günter Pfeiffer (FW) wird gegen 10.45 Uhr Schirmherr Landrat Wilhelm Schneider einen historischen Markt eröffnen. Umrahmt wird dieser Teil vom Posaunenchor Ermershausen, dem "Sängerkranz" Birkenfeld und den Böllerschützen Pfaffenfang aus der Oberpfalz. Ab 13.30 Uhr spielen die "Weisachtaler" aus Maroldsweisach. Um 14 Uhr werden Freiherr Karl Friedrich von Hutten aus Schlüchtern und Dr. hist. Volker Rössner, ein gebürtiger Maroldsweisacher, Festansprachen halten. Anschließend finden Ehrungen statt.

Zur Geschichte

Birkenfeld liegt im früher heiß umstrittenen Grenzgebiet der Franken, Thüringer und Wenden. In einer Urkunde aus dem Jahr 814 wird von der Übergabe des Gutes an das Kloster Fulda berichtet. 860 wurde Graf Erpho, später die Grafen von Wildburg als Besitzer des Lehens Birkenfeld genannt. 460 Jahre später wurde das Schloss (das alte Schloss) Birkenfeld "frei eigen Gut" der Zollner von Rottenstein.

Der Name Hutten taucht erstmals 1492 auf, als ein Johann Conrad von Hutten das Dorf und Schloss von den Zollnern von Birkenfeld erwarb und 1494 ein neues Schloss baute. Ein Ritter Bernhard von Hutten bekannte sich sehr bald zur Reformation und baute 1520 die Kirche von Birkenfeld, die 1887 erneut umgebaut wurde. Dieser Bernhard von Hutten hielt Kontakt zu seinem Vetter, dem Reichsritter Ulrich von Hutten und hatte den bekannten Kämpfer wiederholt in seinen Mauern beherbergt.

Im Jahr 1738 ließ Johann Philipp Friedrich von Hutten zum vörderen Frankenberg, Erbherr von Frankenberg, Birkenfeld, Walchenfeld, Ermershausen, Dippach, Ippesheim, Reusch, Nenzenheim, Geckenheim, markgräflich Brandenburgischer Kammerherr und Justizrat das baufällige Schloss einlegen und zu einer bequemen adligen Wohnung wieder aufbauen.

Handwerker aus Ebern

Der Schlossaufbau erfolgte nach den Plänen des hochfürstlich Brandenburgschen Landbauinspektors Johann David Steingruber. Die Leitung der Maurer- und Steinmetzarbeiten oblagen dem Eberner Bürgermeister Johann Georg Danzer. Ein weiterer Eberner, Johann Ender, fertigte die Zimmereiarbeiten.
Mit dem Tod des Ritterhauptmanns Johann Philipp Friedrich von Hutten erlosch die männliche Linie der Hutten zu Birkenfeld.

Stätten der Muse

Die neue Schlossbesitzerin wurde Freifrau Juliane von Wöllwarth, eine begeisterte Naturfreundin. Birkenfeld verdankt ihr mancherlei Anlagen und Alleen, die zum Teil heute noch erhalten sind. Dazu gehörten der "Sternschuss", der "Julienhain" oberhalb der Weidachsmühle, das "Gesundheitsbrünnlein" und der ehemalige Laufbrunnen an der Dorfstraße, der heute nicht mehr besteht. 1841 vermählte sich die Enkelin Juliane von Wöllwarth mit dem Grafen und erblichen Reichsrat der Krone Bayern, Franz Carl zu Ortenburg auf Schloss Tambach bei Coburg. Seit dieser Zeit ist das Schloss Birkenfeld im Besitz der Ortenburg.

Kirche aus dem 16. Jahrhundert

Aus einem Schreiben des Ermershäuser Pfarrers Bucharius Ewe und aus dem Testament des Bernhard von Hutten lässt sich ablesen, dass dieser als Erbauer der Kirche von Birkenfeld gelten kann. Demnach wäre das Gotteshaus zwischen 1520 und 1539, dem Todesjahr von Hutten gebaut worden. Der damalige Pfarrer Mildenberger schreibt, dass die Kirche in Birkenfeld auf Befehl und Anordnung der Herrschaft Johann Ernst von Hutten 1700 neu erbaut wurde. Als man 1723 Reparaturen am Dach des Kirchturms vornahm, wurden ein Schreiben und eine Silbermünze aus dem Jahr 1548 entdeckt.

1751/52 wurden von der Firma Meyer aus Coburg die Glocken umgegossen. 1789 wurde dann eine Orgel beschafft. 1887/1888 entstand die Kirche in ihrer heutigen Form. Der kleine Kirchturm mit Zwiebeldach wurde durch einen schlankeren und höheren Turm ersetzt. Von der alten Kirche blieben nur die Grund- und die Umfassungsmauern stehen. Die neue Kirche kostete damals 13.000 Mark, wozu Graf Friedrich zu Ortenburg 2000 Mark spendete. Die protestantischen Kirchengemeinden um Birkenfeld sammelten nochmals 6712 Mark und 35 Pfennig. Zusätzliche Stiftungen erbrachten 1000 Mark. Der Rest wurde durch Kirchenumlagen innerhalb von 15 Jahren getilgt.
1886 wurde eine neue Orgel angeschafft. 1957 kamen noch zwei Glocken hinzu, sodass heute ein Vierfachgeläut vorhanden ist.

Birkenfeld gehörte früher zur Urpfarrei Pfarrweisach. 1232 wird erwähnt, dass Birkenfeld mit sieben anderen Gemeinden vom Kaplan in Ermershausen betreut wird und auch zur dortigen Kapelle gehörte. 1520 wurde Birkenfeld zur eigenen Pfarrei. Zum Kirchensprengel Birkenfeld zählten damals noch die herrschaftliche Petersmühle (heute Neumühle), Winhausen, Blitzenhaug, Obersulzbach, Ziegelhütte und die Brettermühle. Dippach, das früher zu Schweinshaupten gehörte, wurde nach Birkenfeld umgepfarrt. 1821 kam dann Birkenfeld als Filiale wieder nach Ermershausen.

Die Schule

Die Schulentwicklung in Birkenfeld begann im Jahr 1580, als die Herrschaft der Reformation zugetan war und wohl auch eine erste Schule einrichtete. Damals ist der "Schulhandwerker" Barthell Bernhardt nachweisbar, der neben seiner Lehrertätigkeit noch das Schneiderhandwerk bei der Schlossherrschaft ausübte. Der Anstellung ging in jener Zeit ein Examen des Bewerbers durch den herrschaftlichen Gerichtsaktuar im Schreiben, Rechnen und der Katechismus-Lehre sowie eine Prüfung im Gotteshaus im Orgelspiel, Singen und Predigtlesen vor der versammelten Gemeinde voraus.

Aus der alten Zeit wurde auch von einer Kirchenkapelle und einem Singchor unter Leitung des Schulmeisters berichtet. In Birkenfeld liegt eine Schulordnung von 1802 vor, nach der wöchentlich in der Sommerzeit nur an zwei Tagen unterrichtet wurde. Außer an den Haupt- und Osterfeiertagen gab es überhaupt keine Ferien.
Die Instandhaltung des Schulgebäudes wurde Jahrzehnte aus den "Heiligen" bezahlt, wie die Kirchenstiftsrechnungen hießen. Früher waren es die "Heiligenrechnungen" und später die "Gotteshausrechnungen", die vom Schulmeister aufgezeichnet wurden.

Vor 1807 soll ein Schulhaus am "Industriegarten" gestanden haben, ehe ein neues Schulhaus entstand. 103 Jahre diente das Gebäude als Schule, ehe 1911 an der Stelle des Armenhauses am Steinweg das dritte, das "neue Schulhaus" entstand. Die Submission vom 9. Juli 1910 ist von Bürgermeister Hofmann noch mit "Marktgemeindeverwaltung" unterschrieben. Letzter Lehrer an der Birkenfelder Schule bis zur Auflösung 1972 war Otmar Steuter. Heute gehen die Kinder aus Birkenfeld in die Grund- und Mittelschule nach Maroldsweisach.