Bildhauer zeigen dem Main das Gesicht
Autor: Sabine Meißner
Untersteinbach, Donnerstag, 17. Juli 2014
Ein Internationales Steinbildhauersymposium findet in Hallstadt unter dem Titel "Flussgesichter am Obermain" statt. Zu den Teilnehmern gehört neben elf Bildhauern aus Italien, Bulgarien, Tschechien und Österreich auch Manfred Reinhart aus Rauhenebrach.
Wenn ein Fluss eine Figur wäre, wie würde er oder sie aussehen? Das war die Fragestellung, und das wollen die zwölf Künstler seit einer Woche herausfinden. Unter freiem Himmel fertigen sie große Skulpturen aus Sandsteinblöcken von bis zu drei Kubikmetern an. Bis zum 26. Juli werden die Steinbildhauer auf einem Freigelände vor den Toren Bambergs diesen Sandsteinblöcken, die zum Teil aus der Region Haßberge stammen, ihre "Gesichter" verleihen.
Steine aus den Haßbergen
Das Unternehmen "Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser" stellte die zu bearbeitenden Steine für die zwölf Künstler aus fünf Ländern zur Verfügung.
"Die Steine stammen unter anderem aus Brüchen in den Haßbergen", bestätigte Geschäftsführer Martin Graser auf Anfrage unserer Redaktion.
Für die Skulpturen werden laut Graser weiß-grauer Mainsandstein aus dem Ebelsbachtal sowie Trebgaster Sandstein aus der Nähe von Bayreuth, Postaer Sandstein aus der Sächsischen Schweiz und Leistädter Sandstein aus der Pfalz nahe Bad Dürkheim verwendet. Die Auswahl sei im Zusammenwirken mit dem künstlerischen Leiter des Symposiums, dem Bildhauer Albrecht Volk, vorgenommen worden.
Während Manfred Reinhart für sein "Flussgesicht" einen acht Tonnen schweren Trebgaster Buntsandstein bearbeitet, wird Rosa Brunner aus Bamberg aus einem ebenso großen Postaer Sandstein eine riesige "Muschel" schaffen. Diese Skulpturen werden in Bad Staffelstein und Breitengüßbach ihre Standorte finden. Für Ebelsbachtaler Mainsandstein haben sich die italienischen Teilnehmer entschieden, dass deren Kunstwerke in Memmelsdorf, Hallstadt und Bischberg aufgestellt werden sollen. Durch die Teilnahme von Rosa Brunner gibt es einen weiteren Bezugspunkt zur Region Haßberge.
Die Bamberger Künstlerin war kürzlich im Zeiler Hexenturm mit der Ausstellung "bluemerant" zu sehen. Sie ist, so wie Reinhart und alle anderen Bildhauer, täglich zwischen acht bis zehn Stunden auf dem Gelände des Symposiums tätig, um die künstlerische Arbeit termingerecht fertigzustellen. Trotz körperlicher Anstrengung, künstlerischem Geschick und fachlicher Erfahrung gibt es dabei Hindernisse zu überwinden, wie etwa das regnerische Wetter der ersten Tage, Störungen am Werkzeug oder der eigenen Gesundheit.
Mann und Frau vereint
Dennoch herrsche eine schöpferische, kameradschaftliche Atmosphäre, die in geselliger Runde am Abend Raum für Erfahrungsaustausch biete. Davon berichtete Reinhart beim Besuch unserer Redaktion am Dienstagabend. Er präsentierte das Ergebnis seiner Arbeit: "Ein Teil der Skulptur ist heute fertig geworden." Der Main an der Wiesener Brücke bei Staffelstein war vorab als Standort "für seinen Main" ausgewählt worden, direkt am Mainradweg mit Blick auf die "Blaue Brücke”, Staffelberg und Main.
Die Fragestellung, wie der Main wohl aussehen würde, habe Reinhart veranlasst, den Fluss personifiziert als einen männlichen Teil und einen weiblichen darzustellen. Ein Sockel, auf dem beide Figuren miteinander verbunden sind, soll laut Reinhart den Zusammenfluss symbolisieren. Da der Stein eine natürliche Maserung enthält, die sich untereinander fortsetzt, werde eine Verbindung als "fließende Bewegung" geschaffen. "Mitten in einer Weggabelung bei Staffelstein wird die fertiggestellte Skulptur stehen", erklärte der Bildhauer. Ein bereits gepflanzter Baum stehe mittig und werde eine "ganz interessante Komposition ergeben".
Dass der Künstler aus Rauhenebrach während des Symposiums mit ausländischen Kollegen zusammen arbeitet, sei für ihn nichts Neues. "Ich war mehrere Jahre in Carrara und Florenz in Italien", berichtete er. Dabei hätten sich für Reinhart viele Kontakte ergeben, und einige seiner Künstlerkollegen, darunter sein "ehemaliger Professor", seien jetzt beim Symposium dabei.
"Der Main" von Reinhart ist also fertiggestellt. Den zweiten Teil des Symposiums widmet Reinhart dem weiblichen Teil der Skulptur. Spätestens am Samstag, 26. Juli, kann sich jeder vom Ergebnis der Arbeiten überzeugen. Wer Lust hat, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen, kann das bis dahin schon jeden Tag tun.