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Biergarten-Tradition in Ebern lebt wieder auf


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Dienstag, 24. Juni 2014

Die Gastwirtschaft Streitsgarten in Ebern war schon Turnlokal und Kegelbahn. Ab Dienstag lädt der Biergarten an der Südeinfahrt wieder zum Besuch ein. Der Biergarten war auch eine der ersten "Telefonzellen" in der Stadt.
Zusammen mit Tochter Sophie (links) und Elfi Will (rechts) nahm Pater Rudolf Theiler die Weihe vor. Fotos: Ralf Kestel


"Turner, auf zum Streite! Tretet in die Bahn. Kraft und Mut geleite, uns zum Sieg hinan!" Diese Sportlerhymne hatte für Eberns Turner vor Jahrzehnten eine doppelsinnige Bedeutung. Sie hatte ihren Turnsaal im Streitsgarten, einer Traditionsgaststätte in der Südeinfahrt zur Stadt, die als "beheizbare und überdachte Wirtschaftshalle" seit 1850 belegt ist.

Nach mehreren Pächterwechseln und zuletzt einer Ruhepause von fast einem halben Jahr hat der Biergarten seit Dienstag wieder geöffnet. In enger Zusammenarbeit mit dem Eigentümer Thomas Streit hat die neue Pächterin Elfi Will, die über große Erfahrung in der Gastronomie verfügt, sowohl die Immobilie wie auch das Konzept sprichwörtlich "aufgemöbelt".

Traum verwirklicht

Für die gebürtige Losbergsgereutherin, eine geborene Leyh, wird nach eigener Darstellung "ein Traum" wahr: Ein Gasthaus mit

kleiner Karte und wechselnden Gerichten, "damit es nicht langweilig wird". Jetzt zur Sommerszeit stehen Brotzeiten auf dem Plan, wobei Elfi Will nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft zu ihrem letzten Arbeitsplatz, dem Partyservice Streit, nutzt.

"Ich danke meiner Familie für die große Unterstützung", meinte sie bei der Einweihung am Montagabend, die Pater Rudolf Theiler vornahm, der bei Segnung sagte, dass "Zusammensitzen zutiefst christlich ist".

Kindheitserinnerungen

Der Fußweg zur Gastwirtschaft glich für Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) einem Marsch in die eigene Geschichte. "Als Kinder sind wir jeden Sonntag nach dem Gottesdienst mit dem Vater hier gelandet. Da gab's ein Bluna und die roten Nüsschen aus dem Glas." Deswegen war das Stadtoberhaupt froh, dass der Betrieb wieder unter dem ursprünglichen Namen firmiert.

Auch hatte Hennemann jüngst nach seiner Wahl zum Bürgermeister noch zur Party dorthin - damals noch "Strikers" - eingeladen. Hennemann: "Nach Italiener, Bierkneipe, halb Spielhölle haben wir nun wieder einen fränkischen Biergarten und so ein Konzept mit kleinen Brotzeiten hat gefehlt", startete er eine Marktanalyse.

Dazu gehört noch mehr, wie sich Eigentümer Thomas Streit erinnert. "Das war mal Heimstatt für die TV-Turnier, und eine Kegelbahn gab's auch." Stets das Ohr am Kunden? "1958 hatten wir hier eines der ersten Telefone in der Stadt.

Es folgten mehrere Pächter. Namen wie Neikes, Schohe, Alfredo sowie Heinz und Wolfgang Greubel, die rund 20 Jahre die Gastwirtschaft führten, sind vielen Ebernern noch geläufig. "Auch unter dem Namen Domino ist der Streitsgarten gut gelaufen," weiß Thomas Streit. Unter dem alten Namen hofft er zusammen mit Elfi Will auf eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.

Damit sind aber nicht die Zeiten gemeint, da der Vorstand des TV Ebern anno 1951 den Zustand im Turnlokal, dem Streitsgarten, eingehend erläuterte und vorschlug, dass der Verein die Kosten für die Anfertigung von fünf Fensterläden in Höhe von 25 DM übernehmen soll, wenn der Eigentümer Streit das Holz hierfür zur Verfügung stellt, wie es in der Chronik des Vereins nachzulesen ist.