Besuch beim Hundefriseur
Autor: Katja Müller
Haßfurt, Freitag, 16. Juni 2017
Beim Besuch eines Hundefriseurs kommt es nicht nur auf den Schnitt an, sondern vor allem auf die richtige Behandlung.
Für den Friseur seines Vertrauens nimmt man schon mal eine längere Wegstrecke in Kauf - sowohl für sich selbst als auch für den Hund. Deshalb ist Manuela Ditl mit ihrer Yorkshire-Hündin Luna aus Lauter bei Baunach bis nach Haßfurt zu "Tanja's Hundesalon" gefahren. Denn hier hat sie ein gutes Gefühl. "Das schaut besser aus und dem Hund gehts auch besser", ist die Hundebesitzerin überzeugt.
Bis vor kurzem hat Tanja Heide ihren Hundesalon in Ebelsbach betrieben, ist vor wenigen Wochen aber der besseren Lage wegen in die Haßfurter Innenstadt gezogen. Der frühere Standort in Ebelsbach war für Stammkundin Ditl zwar näher, aber: "Für einen guten Friseur fährt man schon mal weiter", findet die Hundebesitzerin. Ihre Luna bekommt alle acht bis zehn Wochen das Fell geschoren.
Angeleint auf den Tisch
Luna ist also ein Profi und entsprechend routiniert lässt die zweijährige Hundedame die Prozedur über sich ergehen. Zuerst fixiert Tanja Heide Luna locker an Hals und Taille mit einer Hundeleine auf dem Tisch. Dann packt sie ihr Arbeitsgerät aus, eine Schermaschine. "Die ist wie mein verlängerter Arm", erklärt Heide lachend. Luna sieht zwar nicht sonderlich erfreut aus, hält aber brav still, bis ihr kleiner Körper kurz geschoren ist. Es folgt die Gesichtspflege mit Kamm, Schere - und Haargel. "So kann ich die Längen besser angleichen", erklärt Tanja Heide. Ist sie eigentlich schon mal von einem Hund gebissen werden? "Nur zwei Mal in 18 Jahren", sagt Heide ein wenig stolz.
Ja, die Beziehung zwischen Hund und Hundefriseur ist eine sensible. Das weiß auch Ute Horbach aus Königsberg. Die Verhaltensberaterin und Hundeerzieherin hat schon Hunde erlebt, die sich nach einem Besuch beim Hundefriseur nicht mehr anfassen ließen. "Es ist ein Vertrauensbruch, wenn der Hundemensch seinen Hund an einem Ort lässt, wo er nicht gut behandelt wird", erklärt Ute Horbach.
Ohne Zwang und Schmerz
Was macht denn eine gute Hundefriseurin aus? "Sie sollte sanft arbeiten, wenig bis gar nicht fixieren sowie viel Zeit und Geduld aufbringen", findet die Verhaltensberaterin. Und noch einen Tipp hat die Hundeerzieherin parat: Hunde, die bisher immer dichtes Fell getragen hätten, sollten besser in zwei Etappen geschoren werden. "Wir hatten schon Hunde in der Praxis, die total irritiert waren, auf einmal den Wind auf der Haut zu spüren", erklärt Horbach. Überhaupt hält sie wenig davon, Hunde aus ästhetischen Gründen zum Friseur zu zwingen. Aber aus Gründen der Fellpflege oder wenn sie dem Tieren im Sommer sehr heiß wird, "ist es okay".
Das passt auch zu Tanja Heides Berufsverständnis: "Ich schneide viel lieber Mischlinge als Rassehunde für Ausstellungen", erklärt sie. Die 46-Jährige aus Oberschwappach hat 1999 damit begonnen, ihre eigenen Hunde zu verschönern. Nachdem sie immer wieder auf die "schönen Frisuren" ihrer Vierbeiner angesprochen wurde, begann sie, auch die Hunde von Freunden und Nachbarn zu scheren. 2001 besuchte sie einen mehrtägigen Lehrgang zur Hundefriseurin. Danach nahm ihre Friseur-Karriere immer mehr an Fahrt auf. 2008 richtete sie sich in Knetzgau ihren ersten Salon ein, 2013 zog sie damit nach Ebelsbach und vor kurzem nach Haßfurt. "Eigentlich bin ich gelernte Bäckereiverkäuferin", erzählt Tanja Heide mit einem breiten Lächeln. "Dass ich einmal als Hundefriseurin meinen Lebensunterhalt verdiene, hätte ich nicht gedacht."
Tipps für Hundebesitzer
Rat Der Beruf Hundefriseur oder "Groomer" (vom Englischen "to groom": pflegen) ist kein gesetzlich anerkannter Ausbildungsberuf. Halter sollten sich beim Erstbesuch erkundigen, was ein rassegerechter Schnitt für den Hund ist. Ein guter Hundefriseur weiß, dass die rassebedingte Beschaffenheit des Fells bei der Pflege berücksichtigt werden muss und schlägt eine "natürliche" Frisur vor, die der Rasse entspricht.
Hinweis Die Sommerhitze macht vor allem Hunden mit dichtem Fell zu schaffen - sie können nicht schwitzen! Eine Schur kann Erleichterung bringen. Danach sollte das Tier nicht sofort in die pralle Sonne: Sonnenbrandgefahr! dpa/km