Druckartikel: Besser da als im Fitnessstudio

Besser da als im Fitnessstudio


Autor: Brigitte Krause

Oberaurach, Sonntag, 03. Sept. 2017

Im Wald selbst sein Holz zu holen, davon geht für viele Menschen ein besonderer Reiz aus. Jetzt beginnt die Saison, die Forstämter haben vorgesorgt.


Jahre her: "Ich hab die dürra Baam a weggemacht," empfing ihn sein Gegenüber strahlend. Hans Stark dachte, ihn trifft der Schlag.

Die "dürra Baam" waren Lärchen, die er teuer hatte entasten lassen, damit sie bei der Holzernte einmal gut Geld einbringen. Sie waren dem Holzmachen zum Opfer gefallen. Der Leiter des Universitätsforstamtes Sailershausen kann so manche Anekdote aus seinen über drei Berufsjahrzehnten erzählen. In den "Geisrangen" bei Rednershof/Kreuzthal lässt er nur die "handverlesenen" Privatleute, die hier die gelb gepunkteten Stämmchen herausholen dürfen, ein gelbes Band bedeutet: "Stehen lassen!"


Selbstwerber pflegen den Wald

Das funktioniert prima mit den Selbstwerbern, den Privatleuten, die selbst Brennholz im Wald ernten dürfen. Die Fläche wird einmal kostbare Eichen tragen. Stark bilanziert: "Die pflegen unseren Wald, und wir sind froh über den Rückhalt in der Bevölkerung für unseren Wald." Die Selbstwerber führen wichtige Pflegemaßnahmen aus.
Freilich kann man im Bereich des Universitätsforstamtes auch sein Polterholz an der Forststraße kaufen, das man dann daheim weiter zerlegt.

Diese Angebote gibt es ebenso im Bereich des Staatsforstbetriebs Ebrach, der weite Teile des Steigerwaldes im Landkreis Haßberge betreut. Oberhalb von Fatschenbrunn ist ein Kilometer Forstweg quasi Einkaufsstraße. Für Industrie, Sägewerke, Groß- und Kleinwerber liegen verschiedene Sortimente, die "Polter", bereit. Selbstwerber dürfen sich auch ihr Holz aus dem Wald holen.


Dienstleister für den Forstbetrieb

Die Gebrüder Manuel und Günther Schneider, der eine Harvester-Fahrer der andere Rückezuglenker, sind hier seit gut drei Wochen zugange und schaffen über die Rückegassen das gekennzeichnete Holz an die Forststraße. Entastet und in etwa vier bis sechs Meter große Stücke geschnitten, liegt es frisch am Wegrand. Daniel Steuer, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Ebrach, nennt ein wichtiges Prinzip: "Holz ist eine verderbliche Ware. Wir machen nicht Kleinholz, das nicht vorher schon verkauft wurde."

Am Telefon hat Steuer schon die bange Frage gehört: "Ich brauch' des Jahr kein Holz, flieg ich da jetzt von der Liste?" Dazu stellt er klar, dass es im Staatsforst keine Willkür gibt, sondern der Wirtschaftsbetrieb über sein elektronisches Buchungssystem eine Kundenliste führt und daher zentrale Anmeldung im Vorfeld erbittet. Wer sich neu anmeldet, der bekommt eine Kundennummer, unter der er geführt wird. Der Staatsforst hat etwa 2500 Kleinkunden. Pro Jahr melden sich zwischen 700 und 1000 Holzwerber. Sie werden möglichst passend auf die Waldabteile verteilt. Steuer betont: "Wir versuchen, jeden Kundenwunsch zu erfüllen."


Nur mit Schutzausrüstung und Motorsägenschein

Ob großer Staatsforst oder beschaulicher Universitätsforst. Mit Flipflops kommt keiner in den Wald. Seit 2013 muss jeder Holzwerber Schutzausrüstung und Motorsägenschein haben; Geräte dürfen nur mit biologisch abbaubarem Sonderkraftstoff betrieben werden. Forstwirtschaftsmeister Richard Engert (Stegaurach) ist im Staatsforst Einsatzleiter: "Eigentlich sind alle gut ausgerüstet". Anders als früher. Als er 1975 anfing, gab's keine Schnittschutzhosen, da war man mit dem Blaumann im Wald. Die neuen Standards hätten ihn damals vielleicht davor bewahrt, sich mit der Motorsäge böse am Knie zu verletzen.

Bei Hans Stark muss jeder, der in den Wald will, ein Merkblatt unterschreiben. Es ist Usus in der FSC-Zertifizierungsgruppe Franken, der Sailershausen angehört mit Haßfurt, Eltmann und der Bürgerspital-Stiftung Bamberg. Er und seine Revierleiter Björn Lieblein in Buch und Bernd Hölzner (Mariaburghausen) haben ein Auge drauf. "In den Wald dürfen sie noch allein, aber sobald einer die Säge anmacht, müssen sie zu zweit sein", beschreibt Stark die allgegenwärtige Unfallgefahr.


Nachfrage geht zurück

Was die Forstleute übereinstimmend berichten: Die Holz-Nachfrage sinkt. Die Leute werden älter, sind beruflich belastet; man kauft heute eben gerne auch beim Brennholzhändler; einige haben sich seit gut 15 Jahren im Landkreis etabliert.

Aber auch milde Winter und der Ölpreis haben die Nachfrage sinken lassen. Hans Stark rechnet vor, dass sich momentan der Ster Holz nicht rentiert, "aber lass' das Öl auf 55 Cent den Liter steigen, dann sieht es anders aus." Er selbst würde um nichts in der Welt auf sein Abenteuer Wald verzichten, "die gesunde Luft, die schöne Tätigkeit - das ist viel schöner als am Computer rumzuklimpern". Das Geld fürs Fitnessstudio hat man sich gespart.