Druckartikel: Besonderer Sud zum Zehnjährigen

Besonderer Sud zum Zehnjährigen


Autor: Janina Reuter

Ebern, Donnerstag, 22. Februar 2018

Die Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach feiern im April. Dafür haben nun einige Vereinsmitglieder mit Braumeister Jürgen Fischer das Festbier gebraut.
Beim Bierbrauen gibt es immer etwas zu tun: Auch wenn viele Arbeitsschritte mittlerweile technisiert sind, gilt es, alles im Blick zu behalten; von rechts im Bild sind Braumeister Jürgen Fischer mit Simon Gerstenkorn, Stefan Plott und Sebastian Wagner von den Fleisch- und Wurstfreunden Ebern-Heubach.Janina Reuter


Nicht am Schlachtkessel, sondern ausnahmsweise am Braukessel stand am Mittwoch eine kleine Abordnung der Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach. Schon am Morgen war sie im Sudhaus von Jürgen Fischer in Freudeneck im Nachbarlandkreis Bamberg eingerückt, um mit ihm ihren eigenen "Jubiläums-Sud" herzustellen. Schließlich darf ein süffiges Helles beim großen Festwochenende vom 13. bis 15. April in Heubach nicht fehlen.
Auf die Idee, ihr eigenes Jubiläumsbier zu brauen, sind die Wurstfreunde eigentlich eher zufällig gekommen. "Wir wollten hier beim Jürgen unser Bier für das Fest bestellen, und da sind wir irgendwie darauf gekommen, dass wir ja eine Art Sonder-Sud brauen und wir beim Brauen dabei sein und mit anpacken könnten", erklärt Sebastian Wagner.
Wie das Bier aussehen und schmecken soll, davon haben die Wurstfreunde schon eine ganz genaue Vorstellung: "Es soll ein helles, klares, leicht herbes und feinhopfiges Vollbier werden - an der Zahl 25 Hektoliter davon", sagt Zweiter Vorsitzender Stefan Plott. Braumeister Jürgen Fischer sorgt mit der richtigen Rezeptur und seinem Know-how dafür, dass genau das am Ende auch herauskommt. "Ich bin schon gespannt, wie unser Festbier schmecken wird", sagt Simon Gerstenkorn von den Fleisch- und Wurstfreunden.
Am Anfang des Brauens steht das Malz, das zunächst geschrotet werden muss. Erst danach beginnt mit dem Maischen der eigentliche Brauprozess.
Jürgen Fischer füllt den Braukessel mit Wasser, das dann auf eine bestimmte Temperatur erhitzt wird. Anschließend kommt das zuvor geschrotete Malz hinzu und wird eingerührt, so dass sich Schrot und Wasser vermischen. Die so entstandene Maische wird nun auf eine bestimmte Temperatur erhitzt. Bei der sogenannten Verzuckerungsrast wird durch Enzyme die Malzstärke in Malzzucker umgesetzt, der die Grundlage für die spätere Vergärung ist.
Als dieser Vorgang beendet ist, geht es im Läuterbottich an das Abmaischen und Läutern. Dabei wird der Malztreber vom flüssigen, vergärbaren Teil der Maische getrennt. "Der flüssige Teil der Maische ist die Würze", erklärt Jürgen Fischer. Schließlich wiegen die Wurstfreunde den nun benötigten Hopfen ab. Sie geben den feinen Aromahopfen zur Würze hinzu. Dieser Sud muss dann 90 Minuten lange kochen, bevor er auf fünf Grad heruntergekühlt und mit Hefe versetzt wird, die dann den Zucker in Alkohol und Kohlenstoffdioxid aufspaltet.
"So um die acht Stunden muss man für einen Sud schon einplanen. Das heißt, wir sind hier locker noch bis heute Abend beschäftigt", stellt der Braumeister am Vormittag fest.
In den kommenden sieben Tagen findet die Hauptgärung statt, wonach das Jubiläumsbier dann noch rund sechs Wochen gelagert wird und schließlich rechtzeitig zum Festwochenende in Heubach trinkfertig ist. Die Fleisch- und Wurstfreunde haben schon angemeldet, zwischendurch natürlich noch einmal in Freudeneck vorbeizukommen, um das Jubiläumsbier vorher zu probieren.
So ganz ohne Wurst und Fleisch geht es bei den Fleisch- und Wurstfreunden dann doch nicht. Sie haben frisches Fleisch mitgebracht, um zu Mittag ein paar frische Bratwürste zuzubereiten. Auch der Grill samt Kohle steht im Handumdrehen im Hof der Brauerei bereit. Also nehmen die Wurstfreunde neben dem Sudhaus nun auch den Schlachtraum von Jürgen Fischer ein, drehen das Fleisch durch den Fleischwolf und machen frische Bratwürste, die dann direkt auf den Grill wandern und für Stärkung sorgen.


Zur Vereinsgründung

So manch einer wird sich fragen, wie man auf die Idee kommt, einen Verein für Fleisch- und Wurstliebhaber zu gründen. Auch diese Idee war dem Zufall geschuldet - und einer Feuerwehrübung. "Eigentlich war es eher eine Schnapsidee bei einer Feuerwehrübung. Der Ursprung liegt darin, dass wir bei der besagten Übung keine Kaffeelöffel zur Verfügung hatten. Ein späteres Gründungsmitglied unseres Vereins griff dann kurzerhand zur Bratwurst, mit der er den Kaffee umgerührt hat. Daraus entstand dann die Idee, die Fleisch- und Wurstfreunde zu gründen, was wir am 7. November 2008 mit 25 Gründungsmitgliedern gemacht haben", erinnert sich Sebastian Wagner.
"Eigentlich sollte das nur ein lockerer Zusammenschluss eher im Freundeskreis sein. Wir wurden am Anfang von der Öffentlichkeit etwas belächelt. Ganz zu unserer Überraschung hatten wir aber ein Vierteljahr nach der Gründung schon 100 Mitglieder. Derzeit sind es schließlich um die 330", berichtet Stefan Plott.
Dies ist gar nicht so verwunderlich, denn der Verein setzt sich schließlich für den Erhalt der fränkischen Fleisch- und Wurstkultur ein, wobei auch die Pflege der Traditionen und Bräuche bei Herstellung und Verzehr von Fleisch und Wurst eine Rolle spielt. Als Beispiel sei hier die Hausschlachtung im ländlichen Raum genannt, die sich immer mehr auf dem Rückzug befindet.
Um dieses Ziel einzuhalten, finden über das Jahr verteilt viele Veranstaltungen statt, ob vereinsintern oder öffentlich. Das Bratwurstfest am Muttertag im Eberner Rathaushof gehört schon seit Jahren fest zum Eberner Veranstaltungskalender. Hier können auch exotische, ausgefallene Bratwurstsorten verköstigt werden. Jedes Jahr im März widmet der Verein einen ganzen Tag der fränkischen Hausschlachtung mit allem, was dazugehört. Dieses vereinsinterne Fest bildet den Jahresauftakt im Vereinsleben. Darüber hinaus setzt sich der Verein auch dafür ein, die Kirchweih in Ebern wieder aufleben zu lassen, und zwar mit dem Kirchweihtanz, den es seit 2011 gibt.


Das Festwochenende

Für ihr Festwochenende vom 13. bis 15. April versprechen die Fleisch- und Wurstfreunde ein abwechslungsreiches Programm im beheizten Festzelt am "Haus der Bäuerin" in Heubach. Den Auftakt bildet am Freitag, 13. April, zu Mittag das Kesselfleischessen. Am Abend laden die Wurstfreunde bei DJ-Party und Barbetrieb zum Feiern ein. Am Samstag, 14. April, gibt es Haxen. Die Gäste dürfen sich auf eine kleine Comedy-Einlage des "Singenden Metzgermeisters" freuen und die Corso-Band spielt zum Tanz auf, während am Sonntag, 15. April, nach Frühschoppen und Mittagessen der Festumzug durch Heubach wohl ein Höhepunkt des Festwochenendes werden wird.