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Berufsschule Haßfurt hat eine zweite Klasse für junge Flüchtlinge eingerichtet


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Sonntag, 03. Mai 2015

Ein verführerischer Duft zieht von der Aula her durch die Haßfurter Berufsschule - drinnen geht es kunterbunt zu. Die Schüler haben ein internationales Buffet aufgebaut und Gäste dazu eingeladen. Sie selbst kommen wie die Speisen "aus aller Herren Länder". An der Haßfurter Berufsschule werden zahlreiche junge Flüchtlinge unterrichtet.
Eine kulinarische Reise zwischen Börek aus Kurdistan und fränkischem Zwiebelkuchen bot das Buffet, das beim gemeinsamen Kochen von deutschen und Schülern aus den Asyl-Klassen entstanden ist.


Die kulturelle Vielfalt am Heinrich-Thein-Berufsschulzentrum in Haßfurt ist durch die Berufsintegrationsklasse für die jungen Flüchtlinge enorm gewachsen. Nachdem inzwischen eine zweite solche Klasse angelaufen ist, besuchte der Landrat Wilhelm Schneider (CSU) mit Vertretern der Kreisverwaltung erneut die Berufsschule, um sich über den Ablauf und weiteren Bedarf zu informieren.

Die Kreisverwaltung arbeitet eng mit den Schulleitern Heidrun Görtler, Jochen Brüggemann und Joachim Sagstetter zusammen, um möglichst vielen jungen Asylsuchenden die Möglichkeit zum Berufsschulbesuch zu bieten. Auch von der zweiten Klasse ist Bianca Olerich als verantwortliche Lehrkraft sehr beeindruckt. Alle Schüler sind sehr bemüht und leistungsbereit.

20 Schüler in der neuen Klasse

Natürlich sind die Klassen alles andere als homogen.

Auch in der neuen Klasse gibt es drei Schüler, die zunächst alphabetisiert werden müssen; ebenso sind aber auch junge Leute vertreten, die in ihrer Heimat eine höhere Schule besucht oder sogar ein Studium begonnen hatten. Manche haben auch eine Berufsausbildung abgeschlossen; ein Schneider ist beispielsweise unter ihnen.

Wie die erste hat auch die zweite Klasse, die offiziell das Kürzel BIJVH trägt, 20 Schüler. Die 17 jungen Männer und drei Frauen sind zwischen 17 und 26 Jahre alt. Elf von ihnen stammen aus Äthiopien, fünf aus Somalia, zwei aus Eritrea und zwei aus Afghanistan. Drei Schüler sind sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus der Jugendhilfe Eltmann.

Die Sprachfortschritte der ersten Klasse, die im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, sind merklich. "Allerdings geht das in Schüben", erklärt Bianca Olerich. "Um Weihnachten dachten wir schon, es geht nichts vorwärts", aber dann gab es doch wieder große Fortschritte.

Eine Rede gehalten

Abdulwahab Makki, ein junger Konditor aus Syrien, hat neulich sogar bei einer Veranstaltung der Regierung von Unterfranken in Würzburg eine Rede gehalten. "Unsere Schüler bemühen sich, auch untereinander deutsch zu sprechen", beobachtet Olerich.

Setareh kommt aus dem Iran. "Sterne" bedeutet ihr Name, doch in ihrer Heimat fühlte sie sich nicht als Stern, sondern diskriminiert. Mit dem falschen Glauben und als Frau waren ihr viele Möglichkeiten verschlossen, die Universität musste sie wieder verlassen. Sie hat in den zwei Jahren schon relativ gut deutsch gelernt, aber sie ist sehr kritisch mit sich selbst: "Das muss noch viel besser werden".

Ihre Muttersprache ist Farsi, auch ein bisschen englisch hat sie noch im Iran gelernt. Sie kann sich mit Arabern, Kurden und Afghanen verständigen, so fungiert sie auch als Dolmetscherin. Das muntere Grüppchen um sie ist gut gelaunt und erzählt gern (auf ein Foto möchten sie dann aber lieber nicht). Momeina aus Syrien ist erst 17 Jahre; sie kam mit ihrer Familie. Der 18-jährige Nawid aus Afghanistan dagegen ist alleine unterwegs. Sie alle freuen sich über die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, die Sprache zu lernen, denn ihr Ziel ist es, einen Beruf zu erlernen.

Gekocht und gebacken

Zusammen mit Zerihun und Senait aus Äthiopien und den anderen haben sie alle gemeinsam mit den Schülerinnen der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung den ganzen Vormittag über gekocht und gebacken. Als Landrat Wilhelm Schneider, Kreiskämmerer Markus Fröhlich und die Lehrkräfte die Aula betreten, duftet es nach Börek und fränkischem Zwiebelkuchen "In unseren Küchen herrschte beste Stimmung", erklärt Edeltrud Spiegel, Leiterin der Berufsfachschule.