Druckartikel: Beruf und Schule rücken in Knetzgau zusammen

Beruf und Schule rücken in Knetzgau zusammen


Autor: Roland Mayer

Knetzgau, Dienstag, 26. Februar 2013

Zum ersten Mal fand am Wochenende die "Praktika" statt, die Berufsorientierungsmesse der Dreiberg-Schule. Im Vereinsheim des Motorsportclubs präsentierten Schüler der achten Klasse die Ergebnisse ihrer Erfahrungen, die sie in Betrieben sammelten.
Laura Baiersdorfer zeigte Fingerfertigkeit und demonstrierte den staunenden Besuchern, wie man eine Hochsteckfrisur erstellt.Alle Fotos: Roland Mayer


Laura, die in einem Friseursalon arbeitete, hatte sich etwas ausgedacht: Sie zeigte geschickt eine Hochsteckfrisur. Eine Frau vom Fach - selbst ausgebildete Friseurin - bescheinigte der Achtklässerin erstaunliche Fertigkeiten. Doch Laura ist sich noch unschlüssig: "Der Beruf wäre was für mich, aber ob ich's mache, weiß ich noch nicht."

Auch Emily hatte sich entschieden, an ihrem Stand eine praktische Tätigkeit vorzuführen. Als Floristin hatte sie im Blumenladen in Westheim gearbeitet. Bei der "Praktika" zeigte sie, wie man einen Kranz bindet. Ihr hat der Beruf gefallen, doch im nächsten halben Jahr will sie im Kindergarten schnuppern, ob ihr der Beruf der Kinderpflegerin zusagt. Dort hat Lea ihren Praxistag absolviert. Sie hat mit den Kindern gespielt, gebastelt und geturnt und ihnen Geschichten vorgelesen. Die Arbeit im Kindergarten habe ihr viel Spaß gemacht, erzählt sie.

Ein Marktplatz an Möglichkeiten

Es ist genau das, was das neue Berufsorientierungsnetzwerk will: einen Marktplatz der Möglichkeiten vorstellen. Jeder Schüler hatte einen Stand aufgebaut und gestaltet, an dem er über seinen Praxisbetrieb, den Beruf sowie die betriebliche Lernaufgabe informierte.

Das Netzwerk ist eingebettet in ein Gesamtkonzept und ein zusätzliches Angebot für Schulen. Bei jedem Jugendlichen wird zu Beginn das persönliche Potenzial festgestellt, dann folgen die kontinuierlichen Praxistage nach intensiver Vorbereitung und einem einwöchigen Einführungspraktikum in örtlichen Betrieben.

Damit wollen Schule und Betrieb die Übergangsquote in duale Ausbildung erhöhen und die Betriebe für die Fähigkeiten der Hauptschüler erwärmen. Im Gegensatz zum bisherigen Betriebspraktikum arbeiteten die Schüler kontinuierlich seit Oktober jeweils donnerstags einen Tag pro Woche im Betrieb. Sie sammelten Erfahrungen und Informationen, die im Unterricht ausgewertet und bearbeitet wurden. Gerade die Regelmäßigkeit lässt die Jugendlichen die betriebliche Realität mit allen Facetten nachhaltiger kennenlernen als in einem zweiwöchigen Praktikum.

Viele neue Eindrücke kommen ins Blickfeld und müssen verarbeitet werden

Und auch, wenn es nur ein Tag in der Woche ist: Für die Schüler ist der Wechsel Schule-Betrieb eine Herausforderung. Es heißt, sich an fremde Menschen, neue Tätigkeiten und einen anderen Tagesrhythmus zu gewöhnen. Die intensive Betreuung erfolgte gemeinsam durch BFZ, Schule und Betrieb.

Daher sind nun Spannriegel, Pfetten, Ortgang für den Achtklässler Philipp keine Fremdwörter mehr. Er arbeitete in der Zimmerei Markfelder in Wohnau. Als betriebliche Lernaufgabe hatte er das Modell eines Dachstuhls gebaut und mit den Fachbegriffen beschriftet. Das sah gut aus.

Rektorin Hannelore Glass eröffnete die Messe, und auch Bürgermeister Stefan Paulus und Pasqualina Leone von den BFZ (Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft) in Schweinfurt wandten sich an die Anwesenden. Sie waren sich einig: Die Jugendlichen entwickeln Reife, indem sie selbstständig sein, Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit zeigen müssen.

Netzwerkbetreuerin Bettina Schmidt vom BFZ, Lehrer, Eltern und Betriebe achteten alle miteinander darauf, dass Tätigkeiten, Erfahrungen und berufskundliche Erkenntnisse in einer Mappe dokumentiert wurden. Und Schmidt sowie der jeweilige Praktikumsbetreuer aus den Betrieben halfen auch jedem Schüler dabei, die betriebliche Lernaufgabe (ein Thema aus dem Praktikum) so aufzubereiten, dass es präsentationsfähig war. So verzierten die Stände Plakate, Powerpoint-Präsentationen, Werkzeug, Geräte, Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial.

Hannelore Glass ist es, wie sie deutlich machte, ein großes Anliegen, die Schüler ausbildungsfähig zu machen. Mit dem Praxistag gehe man einen großen Schritt dahin. Und solch ein Projekt sei nur so erfolgreich, weil alle Beteiligten sich eingebracht hätten. Das beeindruckte Glass.

Bürgermeister Stefan Paulus sah das Geld der Gemeinde in Schule und Bildung gut investiert. Er zeigte sich angetan vom Idealismus und Engagement der Schüler, die ihre Chancen verbessert hätten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Paulus gab sich überzeugt, dass die Schüler einen passenden Beruf finden.

Pasqualina Leone vom BFZ unterstrich die gute Zusammenarbeit des Kooperationspartners mit der Schule. Es gebe keine bessere Berufsorientierung als Praxiserfahrungen.