Druckartikel: Bemerkenswerte Lobeslieder auf den Dichter

Bemerkenswerte Lobeslieder auf den Dichter


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Freitag, 11. November 2016

Die Abschluss-Ausstellung über die vielfältigen Aktionen zum Leben des Dichters in Ebern begann mit einem Paukenschlag.


Hoppla, was war das denn? Schubertiade, Bilderausstellung, Premieren-Aufführung, Liederabend, Videovorführung, Lesung - alles war dabei. Der Eröffnungsabend zum "verRÜCKERTen Ebern" in der xaver-mayr-galerie geriet am Donnerstagabend zum multimedialen Kunstgenuss, dem Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) am Ende Großstadt-Niveau bescheinigte. "Und dass wir das in unserer Kleinstadt erleben dürfen", schwelgte der Bürgermeister in Begeisterung.

"Regional, original" lautete das Motto, das federführend Karin Meyer-Jungclaussen erarbeitet hatte. Aber ganz ohne großstädtische Unterstützung ging's doch nicht: Aus München war Gudrun Brückner, immerhin gebürtige Ebernerin, angereist, um den Abend mit ihrer Tastenkunst zu bereichern.

Und wie sie das tat. Zusammen mit "Kammersänger" Philipp Arnold, der sogar eine Eigenkomposition vorstellte, Tabea Grosser, die ihre Bewährungsprobe für ihren Berufswunsch, Opernsängerin, mit Bravour bestand, und Karin Meyer-Jungclaussen gestaltete Brückner einen wundervollen Abend, der nur einem gewidmet war: Friedrich Rückert, dessen Todestag sich heuer zum 150. Mal jährte.


Akustischer Kunstgenuss

Teils verträumt, teils verzagt, mal fröhlich, mal melancholisch schwebten die Melodien durch den Raum, wobei die Galerie eine bemerkenswerte Akustik aufweist. Neben Schubert-Vertonungen von Rückert-Gedichten untermalte die Pianist mit verträumten und improvisierten Melodie-Fantasien die Lesungen von Karin Meyer-Jungclaussen, aus deren Vortrag die leidenschaftliche Begeisterung für den "ollen Rückert", wie sie unsere Zeitung zitierte, heraus sprudelte.

Die Zuhörer stimmte sie zum Teil so nachdenklich, dass die erst wieder in eine andere Bewusstseins-Dimension zurückkehren mussten, um die Hände zum Beifall zu rühren.

Mit Inbrunst zeichnete die Organisatorin Rückerts Stationen während seiner zwölf Jahre in Ebern nach. Ein stimmungsvolles Video führte durch den Landschaftsgarten der Bettenburg, der Kammersänger Arnold auf Agnes Todesfeier. Als ob sie dabei gewesen wäre, plauderte Meyer-Jungclaussen vonder nächsten großen Liebe in der Specke, wo die Gastwirtstochter Rückert "ganz schön auflaufen ließ", was den Dichter in seinen Werken noch leidenschaftlicher werden ließ. "Die sind mit Erotik aufgeladen."

Zum "Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt" huschten die Finger von Gudrun Bruckner wie ein Wirbelwind über die Tasten, um beim Schlussvers zur Ruhe zu finden: "Hätt' ich nur meine Nadeln, ich wollte sie nicht tadeln."

Im Rahmen der Ausstellung sind Schülerarbeiten aus Gymnasium und Mittelschule sowie Bilder von Kinder des Jesserndorfer Kindergartens zu sehen.

Die nächster Veranstaltung im Rahmen der Rückert-Ausstellung findet schon am morgigen Sonntag statt: Dessen Nachkommen Christel und Klaus Rückert stellen zusammen mit Karl-Heinz Rebhan das Leben und Werk des Dichters und Orientalisten vor.