Bei Ebern: Schlauer Damm-Bauer ist am Werk
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 22. Februar 2017
An der Baunach hat sich zwischen Heubach und Eyrichshof ein weiteres Exemplar eingenistet und seinen Bau per neuem Staudamm geflutet.
In Bamberg rückten die Mitarbeiter des Gartenbauamtes vergangene Woche mit dem Betonmischer an. Im Hain drohte ein Dammbruch und eine Springflut für Klein Venedig, da ein Biber einen Damm unterhöhlt hatte, der zu brechen drohte. "Bei uns gibt es zwar auch Probleme, aber die haben wir alle schnell im Griff", sagt Wolfgang Lappe, Biber-Experte und ehrenamtlicher Außendienstmitarbeiter der Naturschutz-Behörde am Landratsamt.
"Wir in Unterfranken wissen, wo die Biber auftauchen, weil seit 2001 einmal im Jahr eine Kartierung durch die Bezirksregierung in Würzburg erfolgt." Gäbe es die in Oberfranken, hätte man die Gefahr im Bamberger Hain auch früher erkannt, ist sich Lappe sicher.
Vier ehrenamtliche Beobachter
Lappe ist einer von vier ehrenamtlichen Biber-Beobachtern im Landkreis, die an den Ufern der Flüsse und Bäche entlang streifen und das Treiben des eifrigen Nagers beobachten - und auch eingreifen, wenn es sein muss. "Entnahme" lautet hierbei die Zauberformel.Grundsätzlich erfreut sich Lappe an den wachsenden Populationen des Tieres, das in Bayern als ausgestorben galt, entlang der Gewässer, für die er zuständig ist. 2002 wurden erstmals wieder Biberquartiere im Landkreis festgestellt - bei Sand und Gleusdorf.
Laut Homepage des Landratsamtes wurden 2008 zehn Biberreviere gezählt. "Aktuell sind für 2016 im Landkreis Haßberge 70 Reviere registriert. Die Biberzahl je Revier beträgt zwischen vier und sechs Tieren". teilte dazu Landratsamtssprecher Thomas Albert mit.
Etliche Verkehrsopfer
230 bis 250 Exemplare schätzt Wolfgang Lappe. "Es gibt auch ein hohe Sterblichkeit." Allein in seinem Beritt, entlang von Baunach (zwischen Manndorf und Gemeinfeld), Rodach (Schenkenau bis Schloss Wiesen), Itz (von Mürsbach bis Schenkenau), Alster (Truschenhof bis Setzelsdorf), Weisach (Kraisdorf bis Allertshausen), Albersdorfer Mühlbach und Merzbach), verzeichnete der einstige Bundeswehrsoldat sechs Verkehrsopfer. Der größte Feind des zweitgrößten Nagetieres der Erde sind neben Autos die Artgenossen selber, da die Nachkommen ihre Elterntiere "rausbeißen" und danach ihre Reviere verteidigen sowie Parasiten in einem Bau, weswegen es sich auch mehrere Höhlen anlegt.
Gefällte Bäumen entlang der Flüsse stören Lappe nicht. "Die Weiden sind sowieso nicht viel wert und gehören außerdem dem Freistaat. Einfach liegen lassen, bis sie abgenagt sind. Wer meint, wertvolle Obstgehölze in der Nähe zu haben, muss sie halt einzäunen."