Barocktraum an der hellen Quelle: Zu Besuch im Schloss Weißenbrunn
Autor: Stephan Großmann
Weißenbrunn, Dienstag, 18. Juni 2019
Weit sind sie schon herumgekommen. Ihr Zuhause gefunden haben Pia Praetorius und ihr Mann Wolfgang Kropp nun im Schloss Weißenbrunn. Nicht allein des Wohnens wegen - die beiden haben noch viel vor mit dem alten Herrenhaus.
Nur die Vögel sind zu hören. Es ist die Ruhe, die Abgeschiedenheit und die Natur, in die sich Pia Pratorius und ihr Mann Wolfgang Kropp damals sofort verliebt hatten. Und natürlich das Schloss selbst. Das war vor drei Jahren. Seither haben die beiden geplant, saniert und gebaut, um dem barocken Landsitz aus dem frühen 18. Jahrhundert nicht nur einen neuen Anstrich zu verpassen, sondern wieder richtiges Leben einzuhauchen.
"Es war Zufall. Wir suchten ein besonderes Gebäude und haben es hier gefunden", erzählt Praetorius. Die gebürtige Thüringerin und der Zapfendorfer fühlten sich sofort heimisch in den Haßbergen. "Beruflich waren und sind wir immer wieder auch in Großstädten unterwegs. Umso mehr schätzen wir die Ruhe unseres Zuhauses", sagt Kropp. Wenn sie nicht gerade in ihren Arbeitszimmern sitzen oder Veranstaltungen wie die "Weißen Nächte" (siehe unten) planen, gestalten die beiden ihr vier Hektar großes Domizil oder erkunden die Gegend auf ihren Fahrrädern.
Gut aufgenommen worden
Von den Menschen in Weißenbrunn (Ort an der hellen Quelle) sind Praetorius und ihr Mann gut aufgenommen worden. "Sie freuen sich, dass das Schloss wieder dauerhaft bewohnt ist." Nicht zu vergessen: Mit der passionierten Kirchenmusikerin lebt auch die kulturelle Vielfalt im Eberner Stadtteil auf. Praetorius arbeitet stets weiter an ihrem großen Netzwerk, stellte Veranstaltungen auf die Beine und fördert die klassische Musik in den Haßbergen.
Das Epizentrum ihres künstlerischen Schaffensdranges befindet sich aber im Weißenbrunner Schloss. "Hier dreht sich vorwiegend alles um Musik. Das Tolle an dem Haus - die Aura von früher ist noch richtig spürbar." Tatsächlich taucht ein in die Welt barocker Kammermusik, wer über die Echtholzfußböden schreitet und die klassischen Klänge im ganzen Körper spürt - ohne, dass ein einziger Ton gespielt werden muss.
Das Haupthaus erstreckt sich über 16 Zimmer, verteilt auf etwa 600 Quadratmeter. Während im Erdgeschoss die Räumlichkeiten öffentlich zugänglich sind, befinden sich die Privatgemächer und Arbeitszimmer im ersten Stock. "Zum Glück haben wir endlich schnelles Internet, wenn es hier schon kaum Handyempfang gibt", sagt Kropp und schmunzelt. Wie viel Geld sie bisher schon in das denkmalgeschützte Anwesen gesteckt haben, verrät Praetorius nicht. "Aber Qualität hat ihren Preis."
Und die Schlossbesitzer wollen sich mitnichten auf dem bereits Vollbrachten ausruhen. Ein Kulturzentrum soll aus dem Schloss werden. Aktuell laufen die Planungen für einen Neubau, dort, wo die alten Stallungen und Scheunen stehen. Die Arbeiten sollen in ein bis zwei Jahren beginnen. Wie genau das Zentrum aussehen soll, steht noch nicht endgültig fest. Nur soviel: Neben einem Konzerthaus schwebt Praetorius auch ein gastronomischer Neubeginn vor. "Die Region bietet das Potenzial, Kultur und Kulinarisches zu verbinden." Damit schreibt sich die Geschichte des Schlosses eindrücklich fort.
Weißenbrunner Schloss lädt am Samstag, 29. Juni, zu "Weißen Nächten" ein
Die "Weißen Nächte" in St. Petersburg sind legendär. Die "Weißen Nächte" in Weißenbrunn gibt es zum ersten Mal. Auf die in weiß gekleideten Besucher wartet am Samstag, 29. Juni, ab 14 Uhr, im Schloss Weißenbrunn bei Ebern ein barocktypisch üppiges Fest mit Musik, Kindertheater und kulinarischen Köstlichkeiten aus der fränkischen Region.