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Bahnstrecke Ebern-Bamberg: 5000 Schwellen und ein seltenes Kraut


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Donnerstag, 27. August 2020

Die Bahnstrecke Ebern-Bamberg ist gesperrt. Ein 1,3 Kilometer langer Streckenabschnitt bei Manndorf wird erneuert. Als Ersatz sind Busse unterwegs.
Das Gleisbett am Übergang Manndorf wird zurzeit erneuert, die alten Stahlschwellen und -schienen werden ersetzt. Foto: Eckehard Kiesewetter


Mit den Hupsignalen des Agilis-Zugs haben sich viele der Anrainer der Bahnstrecke Ebern-Bamberg bis heute nicht angefreundet. Deshalb sind die Menschen im Reckendorfer Gemeindeteil Manndorf auch gar nicht traurig darüber, dass jetzt für einige Wochen keine Züge verkehren.

Sie nehmen dafür, wie sie den Mitarbeitern der Erfurter Firma Rohde versichert haben, sogar bereitwillig Baustellenlärm in Kauf. Und der ist gar nicht mal so unerheblich, sind Bauleiter Ingo Aßmann und seine Männer doch mit Zweiwegebagger, Planierraupen, Stopfmaschine Schotterpflug und Kleinmaschinen angerückt. Seit Mitte des Monats rumort es nahezu rund um die Uhr. Sie erneuern die Gleisanlage zwischen Kilometer 10 900 und Kilometer 9600 und den Bahnübergang am Behelfshalt. Laut Deutscher Bahn sind nebenher Kabeltief- und Entwässerungsarbeiten fällig.

Gerade mal 1,3 Kilometer lang ist die Neubaustrecke und doch werden hier beachtliche Massen bewegt. Jeder Meter Schiene wiegt 50 Kilo und jede der 2000 Betonschwellen, welche die Vorgänger aus Stahl ersetzen, bringt es auf 250 Kilogramm. Die ältesten Schwellen, die er hier entdeckt hat, tragen die Jahreszahl 1926, berichtet der Bauleiter aus Dessau. Teile des Bahnkörpers haben fast 100 Jahre lang ihren Dienst getan.

Ein geschütztes Gewächs

Doch warum werden die Gleise ausgerechnet auf dem kurzen Streckenabschnitt im Bereich Manndorf ausgetauscht? Hatten nicht erst vor wenigen Jahren Gleiserneuerungsmaßnahmen auf der Strecke stattgefunden?

Das erklärt sich mit einer Auflage der Naturschutzbehörden. Sie hatten Angaben zufolge seinerzeit die Arbeiten in diesem Bereich unterbunden, weil dort eine seltene (sämtlichen angesprochenen Informanten namentlich unbekannte) Pflanze nachgewiesen worden war.

"Im Ortsbereich hat die Bahn schon früher auf Gift verzichtet", erklärt Ingo Aßmann. "Deshalb ist das Kraut nur dort gewachsen." Fünf Jahre habe es gedauert, bis es sich nun auf umliegende Flächen weiterverbreitet hat. So konnte jetzt der Lückenschluss in Angriff genommen werden, ohne mit dem Artenschutz in Konflikt zu geraten.

Schienenersatzverkehr

Bis Mittwoch, 2. September, wird es dauern, bis wieder erste Züge durch den Baunachgrund rattern und bis das Agilis-Bähnchen wieder seine Hupzeichen an den unbeschrankten Übergängen gibt.

Während der Bauarbeiten, genauer gesagt bis Dienstag, 8. September, 5.50 Uhr, hat die Betreiberfirma einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. In Ebern startet und endet der Bus am Parkplatz Mittelschule. Wegen der Straßensperrung in Hallstadt kann die Haltestelle in der Stadtmitte nicht angefahren werden. Stattdessen hält der Bus am Hallstadter Bahnhof.

Den genauen Ersatzfahrplan finden Sie unter www.agilis.de/wp-content/uploads/2020/07/agilis-SEV-Bamberg_Ebern_11.8-08.09.20.pdf.