Druckartikel: Autofahrer bekommen ihre Chance

Autofahrer bekommen ihre Chance


Autor: Peter Schmieder

Zeil am Main, Donnerstag, 12. Mai 2016

Die unbefriedigende Situation in der Altstadt stand im Blickpunkt der Zeiler Bürgerversammlung. Und die Schulden der Stadt.
Momentan ist die Zeiler Ortsdurchfahrt eine Staatsstraße. Wenn es nach Bürgermeister Stadelmann geht, soll sich das ändern und die Straße herabgestuft werden. Dann hätte die Stadt mehr Handhabe bei der Regelung des Verkehrs. In der Hauptstraße gibt es Probleme wegen der parkenden Autos.  Foto: Peter Schmieder


Im Zuge der Bürgerversammlungen in allen Stadtteilen kam der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) am Mittwochabend in die "Hauptstadt", wie sein Amtsvorgänger Christoph Winkler Zeil scherzhaft bezeichnete. Etwas enttäuscht zeigte sich Stadelmann, dass die Zahl an interessierten Bürgern im Vergleich zu den anderen Orten eher gering war, zumindest prozentual gesehen.

Dafür freute er sich, dass auch die zwei früheren Bürgermeister Erich Geßner und Christoph Winkler im Schützensaal der Brauereigaststätte Göller saßen. Als er auf den hohen Schuldenstand der Stadt zu sprechen kam, bemerkte Stadelmann scherzhaft: "Ich könnte jetzt sagen: Ihr habt's verbrochen und ich muss sie jetzt abbauen. Aber das wäre falsch." Christoph Winkler entgegnete darauf: "Einer muss es ja machen."

Auch im weiteren Verlauf spielten die Schulden der Stadt eine Rolle.

Stadelmann berichtete, das Vorhaben, einen Teil der Schulden abzubauen, sei an einem Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen gescheitert, da die Stadt eine hohe Summe alter Steuern zurückzahlen musste. "Das trifft einen wie ein Keulenschlag", meinte Stadelmann.


Frage der Lebensqualität

Außerdem verteidigte er, dass die Stadt mit der Bibliothek und dem Schwimmbad zwei öffentliche Einrichtungen betreibt, die die Stadt Geld kosten. Aber hierdurch werde auch die Lebensqualität gesteigert. Angelegt wurden diese, als die Stadt noch mehr Geld hatte, weil erfolgreiche Unternehmen wie beispielsweise die Zuckerfabrik angesiedelt waren und fleißig Gewerbesteuer zahlten. "Die Gretchenfrage müssen wir uns dann stellen, wenn eine Generalsanierung des Schwimmbades ansteht. Dann geht's in die Millionen."

Zur Sanierung der Straßen sagte der Bürgermeister: "Es ist immer wieder Thema. Und zu Recht." So sei in der Vergangenheit schon einiges gemacht worden, dennoch gebe es noch viele Schlaglöcher. "Wir müssen dran bleiben", sagte er.


Straßenverlauf

Ein weiterer Punkt, der mit Straßensanierungen in Zusammenhang steht, ist der Verlauf der Staatsstraße 2447, der ehemaligen B 26. Momentan sind die Ortsdurchfahrten von Zeil und Ziegelanger sowie die Straße zwischen den beiden Orten, die Staatsstraße. Der Stadt hingegen gehört die Umgehungsstraße. Stadelmann erklärte, er würde sich einen Tausch mit dem Straßenbauamt wünschen, so dass die "Zuckerstraße" zur Staatsstraße wird und die Stadt selbst die Verantwortung für ihre Ortsdurchfahrten bekäme. Das würde dem Stadtrat auch mehr Handhabe bei der Regelung des Verkehrs geben. "Das Straßenbauamt wäre dazu bereit, aber sie nehmen nur eine intakte Straße von uns", sagte der Bürgermeister. Also wäre einiges an Sanierungen nötig, bevor die Straßen getauscht werden können. Im Zuge dessen werde über eine Begradigung der Straße nachgedacht, für die die Stadt eine Förderung erhalten könnte.

Im Zusammenhang mit der Ortsdurchfahrt kam Stadelmann auch auf die Parkplatzsituation in Zeil zu sprechen. Eigentlich sollten die Parkplätze an der Hauptstraße den Kunden der ansässigen Geschäfte zur Verfügung stehen, doch viel zu oft seien die Plätze von morgens bis abends mit dem gleichen Fahrzeug besetzt. Um dem entgegenzuwirken, wurden viele Parkplätze in Kurzparkzonen umgewandelt, in denen die Autos nur noch eine begrenzte Zeit stehen dürfen. Außerdem wird eine Parküberwachung eingeführt, so dass die Falschparker mit einem Strafzettel rechnen müssen.

Christoph Winkler äußerte sich skeptisch. Kurzparkzonen brächten keinen Erfolg, stattdessen sei ein Halteverbot nötig.

Stadelmann erklärte darauf, es sei durchaus möglich, dass der Versuch nicht funktioniere, aber er wolle es zumindest versuchen und den Leuten eine Chance lassen. "Die Regelung ist nicht in Stein gemeißelt", bekräftigte er.


Bequemlichkeit

Kritisiert wurde auch, dass es zwar in Städten wie Bamberg absolut normal sei, außerhalb zu parken und ein großes Stück zur Innenstadt zu laufen, in kleineren Städten aber kaum jemand bereit sei, wenige Schritte zu Fuß zu gehen.
Über den Zeiler Hafen berichtete Stadelmann, es gebe zwei Firmen, die dort ihre Anlagen erweitern wollen. Derzeit werde geprüft, welchen Teil der Kosten die Unternehmen selbst tragen müssen und wo die Verantwortung bei der Stadt liegt.
Kritik an den Finanzen der Stadt kam von Alfons Reichelt, der sagte: "Das Geld müsste doch da sein." Er brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, dass eine Kommune, die Schulden hat, in der Vergangenheit Fehler gemacht haben müsse - eine Aussage, der neben Thomas Stadelmann auch seine beiden Vorgänger heftig widersprachen. "Damit macht man es sich viel zu einfach", meinte Winkler. Der amtierende Bürgermeister Stadelmann verwies auf die große Zahl an verschuldeten Kommunen in Deutschland und meinte, es sei falsch, deren Bürgermeistern und Stadträten pauschal Vorwürfe zu machen.
Eine positive Meldung betraf das "Hetterichshaus" in der Zeiler Hauptstraße. In der kommenden Woche soll mit einem Teilabriss begonnen werden. Das Ziel ist es, den "Schandfleck der Stadt" bis zur 1000-Jahr-Feier 2018 beseitigt zu haben.
Eine weitere gute Nachricht betraf den Bau einer besser zugänglichen Behindertentoilette im Rudolf-Winkler-Haus. Dank eines Sponsors kann die Stadt das Projekt voraussichtlich ohne eigene Kosten verwirklichen. "Ihr werdet alle erfahren, von wem das Geld kommt, aber ich will die Spannung noch ein bisschen halten", sagte der Bürgermeister dazu.


Was passiert mit Zuckerareal?

Ein weiteres Thema war die Zukunft des Geländes der ehemaligen Zuckerfabrik. Stadelmann erklärte, im Nachhinein sei es vielleicht ein Fehler der Firma Südzucker gewesen, der die Fläche bis heute gehört, ihre Fabrik gleich nach der Schließung abzureißen. Hätte sie die Gebäude stehen lassen, bis ein neues Unternehmen dort hinzieht, hätten keine höheren Auflagen erfüllt werden müssen. Mittlerweile haben sich laut Stadelmann aber im betroffenen Bereich die Auflagen zum Hochwasserschutz erhöht. Durch den Abriss der Fabrik werde die Fläche wieder wie neues Bauland behandelt. Somit falle es der Firma Südzucker nun schwer, das Gelände einem anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen.