Auszeichnung bescheinigt "Arbeitsreife"
Autor: Redaktion
Voccawind, Freitag, 27. Oktober 2017
Das Integrationsprojekt der Diakonie Bamberg-Forchheim auf dem Zeilberg bei Voccawind erhält den Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken
"Arbeitsreif" ist das Projekt der Diakonie Bamberg-Forchheim betitelt, das jetzt mit dem Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken in der Kategorie "Arbeit" ausgezeichnet wurde. Dies geht aus einer Mitteilung der Diakonie hervor. Im Rahmen des Zeilberger Integrationsprojektes (ZIP) der Diakonie und in Kooperation mit dem Jobcenter Haßberge werden dort junge Menschen mit psychischen Erkrankungen auf eine Ausbildung und den Arbeitsmarkt vorbereitet.
"Viele junge Menschen sind mit den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt überfordert", weiß Andrea Wolfer, die das ZIP leitet. "Die Qualitätsanforderungen der Berufswelt steigen und mit diesem Anstieg nimmt auch die Zahl derer zu, die an solchen Hürden hängen bleiben." Hinzu kämen noch schwierige Familienverhältnisse oder Drogenmissbrauch. "Wir haben im Zeilberger Integrationsprojekt die Möglichkeit, unsere Klienten nicht nur in Sachen Arbeit zu unterstützen, sondern sie auch mit unserem Team ambulant zu betreuen."
Begleitet von einem Casemanager
Seit 2013 gibt es das Projekt "Arbeitsreif", das das ZIP-Team in enger Abstimmung mit dem Jobcenter Haßberge durchführt. Ein speziell geschulter Casemanager begleitet dort die jungen Menschen; bei der Diakonie Bamberg-Forchheim übernehmen neben den Hauptamtlichen auch ehrenamtliche Mitarbeitende die Begleitung der Klienten. "Junge Menschen mit Einschränkungen brauchen kurze, unkomplizierte Wege", ist Andrea Wolfer überzeugt. Eine schnelle Hilfestellung sei wichtig, damit die jungen Menschen nicht erneut überfordert würden und sich zurückziehen. "Das gelingt uns durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern: Von gesetzlichen Betreuern über Fachärzte bis hin zur Schuldnerberatung sind hier viele Einrichtungen und Experten einbezogen." Das ZIP bietet den jungen Menschen einen Ort, an dem sie Menschen in einem geschützten Rahmen begegnen können, sinnvolle Beschäftigung, aber auch bezahlte Arbeit finden und sich gleichzeitig fachkundig begleitet wissen. Andrea Wolfer und ihr Team ermöglichen ihnen, sich wieder an einen geregelten Alltag zu gewöhnen, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und den ersten Schritt Richtung erster Arbeitsmarkt zu gehen. Den Rhythmus bestimmen die Klienten - jeder, wie er kann. Dieser Ansatz hat Erfolg: "Durch die Förderung bei ‚Arbeitsreif‘ konnten vier junge Menschen eine reguläre Ausbildung beginnen, vier Teilnehmer haben wir in eine spezielle medizinisch-berufliche Rehabilitation weitergeleitet und für die Klienten, die durch die vorliegenden Persönlichkeitsstörungen nicht in der Lage sind auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bestehen, kämpfen wir für die Schaffung von geschützten passgenauen Nischenarbeitsplätzen."
"Leben pur"
Solche Arbeitsplätze finden sich auch auf und rund um den Zeilberg. Hinter dem sehr sachlich klingenden Namen "Zeilberger Integrationsprojekt" steckt Leben pur: ein Biergarten, ein Cateringservice, Raumvermietung, Gartenarbeiten, Entrümpelungsdienste, einfache Tätigkeiten in der Industriemontage, eine kleine Schreinerei und ein Team, das mit viel Herz, Tatkraft und Verstand Menschen jeglichen Alters betreut und begleitet, die psychisch erkrankt sind. Das i-Tüpfelchen auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach ist der liebevoll eingerichtete Flohmarkt, in dem die Biergarten-Besucher auf Schatzsuche gehen können.Um hier noch mehr Angebote schaffen zu können, steht kommendes Jahr der Ausbau der Gastronomie auf dem Zeilberg baulich, wie auch inhaltlich an. Geplant ist dabei die Erweiterung der Küche und des Gastraumes, in dem später bis zu 40 Personen bewirtet werden sollen. Der Anbau erfolgt als stufenloser Holzrahmenbau mit Lärchenholzschalung sowie großflächigen und raumhohen Fenstern. Um den Biergarten familienfreundlich und attraktiv zu gestalten, sollen ergänzende und für den vorhandenen Hang geeignete Außenspielgeräte mit besonderem Charakter installiert werden: Ein Waldhaus mit Höhlencharakter als Unterschlupf, ein Klettertrichter mit Kletter-Hangelstange und ein Minihochseilgarten.
Ende Oktober hat der Steuerkreis der LAG Haßberge den Förderantrag der Diakonie und damit eine Unterstützung aus dem Leader-Programm mit rund 65 000 Euro befürwortet. Begründung des Steuerkreises: Der Diakonie-Biergarten auf dem Zeilberg sei ein "Kleinod, das Potenzial hat".
Die geschätzten Kosten des Umbau- und Erwartungsmaßnahmen liegen laut Leader-Aktionsgruppe bei 195 000 Euro. Für den Umbau des Gastraumes sind 135 000 Euro eingeplant, 20 000 Euro soll in die Innenausstattung investiert werden. Die Gestaltung des Spielplatzes schluckt 30 000 Euro und für Maßnahmen in der Öffentlichkeitsarbeit sind 10 000 Euro veranschlagt. Das Projekt wird zu 40 Prozent mit Fördermitteln aus dem Leader-Programm unterstützt.
Die reduzierte Förderung ergibt sich aus der Tatsache, dass in einem gewissen Umfang im Biergarten Einnahmen erzielt werden. Die restlichen Kosten deckt die Diakonie Bamberg-Forchheim als Projektträger mit Eigenmitteln und Spenden.