Ruinen in den Haßbergen bestaunen: Historische Ausflugsziele mit Kindern entdecken
Autor: Claudia Lindenlaub-Sauer
Deutschland, Dienstag, 14. Februar 2023
Auch in dem Gebiet der fränkischen Haßberge lebten vor vielen Jahrhunderten Ritter und Adelige in prächtigen Burgen und Anwesen. Heute sind diese meist nur noch als Ruinen erhalten, welche sich als regionales Ausflugsziel anbieten.
- Die Ruinen der Haßberge und ihre besondere Bedeutung
- Der Burgenkundliche Lehrpfad der Haßberge
- Ruine Altenstein, Gemeinde Maroldsweisach
- Burgruine Bramberg, Markt Burgpreppach
- Burgstall Gutenfels, Gemeinde Untermerzbach
Ursprünglich in den 90er Jahren als Projekt zum Schutz vandalismusgeschädigter Denkmäler im Bereich der fränkischen Haßberge gegründet, entwickelte sich der "Burgenkundliche Lehrpfad Haßberge" zu einem Kultur-touristischen Erfolg, der auch außerhalb der Region an Beliebtheit gewann. Jahrhundertealte Wahrzeichen und Symbole einer vergangenen Weltordnung finden sich heute an zahlreichen Orten Deutschlands, manchmal sind diese sogar näher als man denkt.
Die Ruinen der Haßberge und ihre besondere Bedeutung
In Deutschland gibt es laut grober Schätzung rund 25.000 Burgen und ungefähr 10.000 Burgruinen. Auch wenn Thüringen als das Bundesland mit der höchsten Schlösser-Dichte Europas gilt, so sind in dem unterfränkischen Gebiet der Haßberge doch etliche Burgruinen erhalten, welche bis heute sehenswerte und bildungsbedeutende Ausflugsziele sind, die auch gerne von Familien mit Kindern besucht werden und zu einer Reise in die Vergangenheit einladen. Die meisten Burgruinen im "Burgenkundlichen Lehrpfad Haßberge" sind gut zugänglich und größtenteils erschlossen, festes Schuhwerk wird jedoch empfohlen. Das Gebiet, das heute den Deutschen Burgenwinkel betrifft, gehörte früher zum Hochstift und später dem Bistum Würzburg, welches sich im Hochmittelalter sogar bis ins Fichtelgebirge ausdehnte. Auf Geheiß von König Heinrich II. wurde 1007 jedoch das Bistum Bamberg gegründet und Würzburg bekam nun einen ungeliebten Nachbarn, mit dem es eifrig in Wettstreit trat. Die Burgruinen im Gebiet des Burgenkundlichen Lehrpfad zeugen von einer spannenden Geschichte. Insgesamt zählen sieben Wehrbauten zum "Burgenkundlichen Lehrpfad" der Haßberge, die älteste davon ist wohl die Burgruine Bramberg, die allerdings aufgrund der Errichtung eines Steinbruchs aus den 1950er Jahren zusätzlich zerstört wurde. Besonders ist weiter auch die Burgruine Rotenhan nahe der Stadt Ebern. Diese gehörte zum Typ der seltenen Felsenburgen, wo die Burg nicht nur um, sondern auch auf und in dem Felsen errichtet wurde. Die Aushöhlung der Sandsteinfelsen für Korridore, Treppen oder Zisternen bedeutete einen hohen und kostenintensiven Aufwand für die Bauherren. Auch die Burgruine Teufelsstein wurde aus dem Fels gehauen, wenngleich diese Burg weniger bedeutend war, als die Burgen Lichtenstein, Altenstein, Raueneck, Königsberg und Bettenburg.
Diese Burgen entstanden ungefähr um 1200 und sind heute noch ein exemplarisches Beispiel für die gesellschaftliche und politische Bedeutung der Außenposten, welche von Adeligen und Rittern geführt wurden. Sie alle entsprachen dem zeitgenössischen Baustil einer typischen stauferischen Burganlage mit Bergfried, Palas, Ringmauer und Kapelle, das Baumaterial dieser Burgen bestand größtenteils aus Buckelquadern. Eine weitere Gemeinsamkeit dieser Burgen war ein quadratischer Bergfried, der auf die besondere Zugehörigkeit dieser Burgen zum Hochstift Würzburg hinweist, dagegen besitzt die Königsburg in Königsberg einen Rundturm, der auf den besonderen Status des Burgherren als Kaisertreueren Gefolgsmann verweist. Eine weitere Besonderheit der fränkischen Burgen stellt das sogenannte "Ganerbentum" dar, das bedeutet die bewusste, lehensmäßige und besitzrechtliche Aufteilung einzelner Burgen unter mehrere Familien durch das Bistum Würzburg. Baulich wurden diese Burgen vor allem durch die Einbauten von turmartigen Wohnbauten und Kemenaten hervorgehoben, wie eine kleine Burg in einer etwas größeren Anlage, was heute vor allem die vielen Gewölbekeller innerhalb der Ruinen erklärt.
Eine besondere Bedeutung erlangten die Burgen der Haßberge gegen Ende des Mittelalters, als von etwa 1420 bis 1440 Hussiten aus dem Böhmerland wiederholt einfielen und Städte und Dörfer den Plünderungen zum Opfer fielen. Nun erlangten die Burgen wieder eine gewisse Bedeutung als Befestigungsanlage und oft war die Burg der letzte Zufluchtsort der Bevölkerung. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erlebten einige Burgen der Haßberge noch einmal eine Spätblüte unter der Reichsritterschaft, dies war eine politische Sondergruppierung und war dem Kaiser direkt unterstellt, hier ist vor allem der Ritterkanton Baunach zu erwähnen. Das Ende der meisten Haßberger Burgen kam nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648), sowie der Verlagerung der Amtssitze in leichter erreichbare Städte und Täler.
Der Burgenkundliche Lehrpfad der Haßberge
Im Laufe der Jahrhunderte waren die meisten Burgruinen nur noch Steinbruch für die Anwohner, oft finden sich heute noch zweitvermauerte Burgsteine in umliegenden Kirchen oder Hausbauten. Erst im 18. Jahrhundert kam wieder das Interesse an der eigenen Vergangenheit auf und man besann sich auf die Geschichte. Die Mittelaltereuphorie traf auch das Gebiet des heutigen Burgwinkels, hier ließ der Truchseß von Wetzhausen zu Ehren der Ritterschaft sogar einen Landschaftspark und eine künstliche Burgruine erstellen, er gründete eine eigene Tafelrunde, der zahlreiche Literaten und Philosophen angehörten, wie Gustav Schwab, Jean-Paul, Friedrich Schelling, Ludwig Spohr, Henrich Voss und auch der junge Friedrich Rückert.
Bequem reisen mit der Deutschen Bahn - Info & BuchungDie meisten Burgen waren jedoch Mitte des 20. Jahrhunderts so marode und zum Teil sogar einsturzgefährdet, sodass Landkreis und Freistaat etwas unternehmen mussten. Die Methoden waren mitunter so skurril, man begann einige der Burgen schlichtweg zu verstecken, weil dies den effektivsten Schutz darstellen sollte. Dem war jedoch nicht so und die Ruinen wurden durch vandalistisches Verhalten weiter geschädigt, auch bargen sie selbst eine große Gefahr für die Teilnehmer selbst, da die Ruinen größtenteils noch unbefestigt waren.