Druckartikel: Aus Barcelona nach Bamberg

Aus Barcelona nach Bamberg


Autor: Sabine Weinbeer

Trossenfurt, Donnerstag, 28. März 2013

Der Trossenfurter Kunststudent Christopher Hartmann plant seine erste Ausstellung. Sie findet im Café "Kunstpause" in der Domstadt statt. Der 20-Jährige aus dem Steigerwald sieht Spanien als seine neue Heimat an.
Noch allerhand zu tun hat Christopher Hartmann bis zur Vernissage am Freitag, 5. April. Ehe seine Ausstellung in Bamberg eröffnet wird, müssen alle Gemälde wieder auf die Keilrahmen. Für den Transport von Barcelona nach Trossenfurt mussten sie demontiert werden. Foto: sw


Einen besonderen Heimaturlaub verbringt derzeit Christopher Hartmann in seinem Elternhaus in Trossenfurt. Der Kunststudent bereitet seine erste Ausstellung in Deutschland vor. Das Café "Kunstpause" in Bamberg zeigt vom 5. April bis 7. Juni eine Auswahl seiner Werke unter dem Titel "Instanta´neas", was so viel wie "Momentaufnahmen" bedeutet.

In Trossenfurt aufgewachsen

Christopher Hartmann ist 20 Jahre alt, doch er weiß genau, was er will und dass sein Leben der Kunst gehört. Mit fünf Geschwistern wuchs er in Trossenfurt auf. Mutter Patricia stammt aus Costa-Rica, und alle ihre Kinder sprechen fließend spanisch.

Neben der Sprache fühlte Christopher immer eine tiefe Sehnsucht nach südlichen Ländern.

Und als er als 15-Jähriger bei Gasteltern in Barcelona war, "habe ich mich dort gleich heimisch gefühlt", erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Trotz seiner unübersehbaren künstlerischen Begabung hatte er sich zunächst für das naturwissenschaftliche Gymnasium entschieden. "Eine klassische Fehlentscheidung", meint er heute - auch wenn er keine schlechten Noten hatte.

Studienplatz in Barcelona

In der Schule blieb ihm nur wenig Zeit für alles Musische. Doch stand für ihn fest, dass er anschließend Kunst studieren wird, "und zwar in Barcelona, das war klar", lächelt der 20-Jährige im Rückblick. So ganz einfach war das natürlich nicht, doch er bekam den Studienplatz.

Die Familie ist stolz auf seine Begabung, allerdings schlägt Christopher Hartmann ein bisschen aus der Art. "Mama zeichnet", erzählt er, aber die älteren Geschwister studierten Politikwissenschaften, Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften. Die Jüngste, Eva-Maria, geht noch zur Schule. Sie spielt eine tragende Rolle bei der anstehenden Ausstellung. Ihr hat der Künstler nämlich einen ganzen Bilderzyklus gewidmet und eines dieser Bilder ziert den Werbeflyer.

Christopher Hartmann kam am Palmsonntag aus Barcelona an - außerordentlich erleichtert, denn der Bildertransport war alles andere als unkompliziert. Schließlich sollte es ja auch so günstig wie möglich sein. Zu dem Zweck mussten alle Bilder von den Keilrahmen genommen werden. Jetzt sitzt der Kunststudent im Wohnzimmer der Eltern und tackert die Leinwände wieder auf die Rahmen. Die Vorfreude ist ihm anzusehen.

Fast schon ein Klassentreffen in Bamberg

Viele ehemalige Mitschüler aus dem Clavius-Gymnasium haben sich schon für die Ausstellung angekündigt. Der Student freut sich, dass er nach wie vor großen Rückhalt aus der Heimat hat. Dank E-Mail und sozialer Netzwerke halten junge Menschen heute Kontakt, auch wenn sie sich nach der Schule in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.

In den Steigerwald kommt Christopher Hartmann zwei oder dreimal im Jahr. Doch er macht keinen Hehl daraus, dass er seine neue Heimat in Barcelona gefunden hat. "Ich habe dort Freunde, viel Unterstützung und ein Umfeld, das meiner Kunst gut tut", erzählt er.

Dennoch wird er im Herbst sein Studium in Nottingham fortsetzen. "Das wird sicher ein schweres Jahr, aber die Kunstszene in Großbritannien ist einzigartig". Christopher Hartmann erhofft sich viele neue Impulse. Nach dem Bachelor will er an die Kunsthochschule Düsseldorf, doch langfristig sieht er sich wieder in Spanien.

Hartmanns Schwerpunkt ist die Malerei, in der Ausstellung in Bamberg zeigt er ausschließlich Gemälde. Im Studium jedoch befasst er sich mit der ganzen Palette künstlerischen Ausdrucks, seien es Skulpturen oder Installationen, die ihm besonders viel Spaß machen.

Auch malerisch entwickelt er sich weiter. Ziel seiner Malerei war bisher schon, Gefühle und Stimmungen sichtbar zu machen, sein neuer Zyklus wird noch intimer "und wohl sehr nackt", lächelt er. Auch mit der Ethik werde er darin spielen. Seine Anregungen dafür hat er von den feministischen Künstlerinnen der 60er Jahre, die nicht mehr nur den perfekten Körper zeigten.

Einfach gefragt

Christopher Hartmann, der in Spanien schon einige Ausstellungen mitgestaltet hat, ist dankbar, dass ihm das Café "Kunstpause" die Möglichkeit zur Präsentation bietet. "Ich bin letztes Jahr einfach mal rein und habe gefragt" - und wie schon so oft fand er freundliche Unterstützung.

Diese Unterstützung von anderen Menschen wertet er als Bestätigung dafür, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet. "Ich habe mehrere Pläne, um mein Ziel zu erreichen, und einer davon wird funktionieren", ist er überzeugt. Vielleicht helfen ihm dabei auch die Anlagen aus zwei Kulturen: "In der Arbeit bin ich sehr deutsch, der Rest ist südländisch".

Vernissage am 5. April

Die Ausstellung in Bamberg beginnt mit einer Vernissage am Freitag, 5. April, um 16.30 Uhr. Das Café "Kunstpause" liegt in der Hauptwachstraße 10.