Aufregung um Abfälle am See
Autor: Klaus Schmitt
Sand am Main, Donnerstag, 02. Februar 2017
Die Bürgerinitiative "Sand bleibt!" hat im Verfüllmaterial für den Baggersee Plastikteile und anderen Müll gefunden, der dort nicht hingehört.
In Sand ist aktuell auch die Zeit der Emotionen: Die beantragte Erweiterung der Kies- und Sandabbaufläche durch die Firma Dotterweich (SKD) wird seit Monaten leidenschaftlich diskutiert, von vielen Bürgern sowie der Gemeinde und vor allem von der Bürgerinitiative "Sand bleibt!" strikt abgelehnt. Und es geht auf die Bürgermeisterwahl zu. Am Sonntag, 9. April, wählen die Sander das Gemeindeoberhaupt.
Bisher gab es zwar keine Scharmützel, und es ist von einem fairen Wahlkampf auszugehen. Aber alle drei Kandidaten, sowohl der Amtsinhaber Bernhard Ruß (SPD) wie auch die Herausforderer Andrea Rippstein (CSU) und Jörg Kümmel (FSB), sahen sich in den Nominierungsversammlungen veranlasst, zum Thema Sand- und Kiesabbau Stellung zu beziehen. Alle drei lehnen eine Erweiterung ab, wie sie die Firma Dotterweich beantragt hat. Es ist ein heißes Thema in Sand.
Genehmigungsverfahren ruht
Das Genehmigungsverfahren für die beantragte Ausdehnung der Sand- und Kiesabbaufläche ruht derzeit. Das gab das Bergamt Nordbayern bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth am vergangenen Freitag bekannt. Die Firma möchte laut Bergamt-Mitteilung ihre Antragsunterlagen überarbeiten.In diese Phase platzte die Bürgerinitiative "Sand bleibt!" und legte den Medien im Landkreis Bilder vor, die zeigen, dass im Verfüllmaterial des aktuell betriebenen Sand- und Kiesabbaus der gleichen Firma Plastikteile und anderer Müll auftauchen, die dort nicht hingehören. Die Bürgerinitiative zieht sogar eine Parallele zum Umweltskandal in Roßstadt, der vor einigen Jahren Schlagzeilen gemacht und den Gesetzgeber dazu veranlasst hatte, die Verfüllung von Baggerseen gänzlich zu verbieten.
Altgenehmigungen legen vor
Allerdings gibt es so genannte Altgenehmigungen, wie Frank Pilhofer bestätigte; er ist beim Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen zuständig für den Landkreis Haßberge. Und der Baggersee in Sand, um den es geht, hat eine solche Genehmigung und wird verfüllt.Wir fragten bei den Behörden (Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt, Bergamt) sowie bei der Gemeinde in Sand nach, ob sie Kenntnis von den Verunreinigungen haben. Hatten sie nicht. Zuständig für die ordentliche und saubere Verfüllung und deren Kontrolle ist das Bergamt bei der Regierung in Bayreuth.
Die Gemeinde wurde aktiv. Um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen, ist Bürgermeister Ruß den Uferbereich mit zwei Mitarbeitern abgegangen, wie er mitteilte. Dabei seien verschiedene Verunreinigungen (Plastik, Teile von Altreifen, Bauschutt) festgestellt worden, die fotografisch dokumentiert wurden (die Bilder liegen der Redaktion vor).
Auf Nummer sicher
Da die Gemeinde auf Nummer sicher gehen wollte, informierte Ruß die Fachbehörden (Bergamt Bayreuth, Landratsamt Haßberge und Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen) über den Vorgang und bat um Überprüfung. Das Bergamt hat rasch reagiert und kontrolliert.Das Ergebnis seiner Untersuchungen lautet: "Auffälliges Bodenmaterial wurde dabei nicht gefunden. Die auf den Bildern dargestellten Plastikteile, Reifenteile und die Gewebefolie wurden von uns auch gefunden. Eine Verfüllung von Bauschutt konnte nicht festgestellt werden. Insgesamt bleibt festzustellen, dass vereinzelte Verunreinigungen (vereinzelte Bauschuttteile, Reifenteile, Folie, Plastikteile, Kaffeebecher, Zeitungsseiten, Fünf-Liter-Bierfass) gefunden wurden. Mengenmäßig ist der Anteil nicht auffällig und im Rahmen der bei Auffüllungen zu erwartenden Störstoffe. Eine Umweltgefahr ist davon nicht zu erwarten." Soweit das Bergamt.
Es hat nach eigenen Angaben die Firma aufgefordert, "das Ufer und die Böschungen abzusuchen und die Verunreinigungen zu entfernen. Die Reifenteile und die Folie waren der Firma schon bekannt. Eine Bergung war aber aufgrund der Witterungslage bislang nicht möglich", ließ das Bergamt die Gemeinde Sand wissen.
"Keine dramatische Geschichte"
Frank Pilhofer teilt nach einer ersten Inaugenscheinnahme die Einschätzung des Bergamtes. Das Ganze scheint nach seiner Ansicht "keine dramatische Geschichte" zu sein, erklärte er gestern auf Anfrage.Die Bürgerinitiative gibt sich damit nicht zufrieden. "Dass dieser Dreck ins Grundwasser kommt, ist eine Sauerei", unterstreicht die Bürgerinitiative. Der "Skandal" sei, dass dies über Monate offenbar unbemerkt geschehen könne.
Und was sagt die Firma? Geschäftsführer Thomas Dotterweich zeigt sich überrascht von den Funden, wie er im Gespräch mit deutlich macht. Er vermutet, dass Dritte den Müll dort abgelagert und für die Verunreinigungen gesorgt haben. Das große Gelände lasse sich nicht so sichern, dass niemand an den Baggersee kommt. Dotterweich: "Ich kann 40 bis 50 Hektar nicht komplett absperren."
Die Probleme, dass Dritte an den Seen Teile ablagern, "haben wir immer wieder". Er versichert aber, dass dann seine Firma tätig werde und solchen Unrat ordnungsgemäß entsorge.
Zur Verfüllung generell betont er: Alles, was verfüllt wird, werde entsprechend den Vorgaben überprüft. Sämtliches Material, das für die Verfüllung angeliefert wird, werde kontrolliert. Zuerst werde es auf einer Art Deponie begutachtet und dann, nachdem es als einwandfrei eingestuft worden ist, in den See gekippt.
Kann das Unternehmen sagen, dass alles Verfüllmaterial lückenlos kontrolliert wird? "Das ist sicher", erklärte Thomas Dotterweich auf Anfrage.