Aufnahme und Annahme sind in Eltmann eins
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Dienstag, 07. Juli 2015
Die neue Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe St. Josef in Eltmann schafft in einer neuen Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beste Voraussetzungen für junge Ausländer. Ein "Tag der offenen Tür" zeigte dies.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlug die Kinder- und Jugendhilfe St. Josef, die nun schon seit mehr als 125 Jahren in Eltmann besteht. Sie feierte ihr Sommerfest diesmal verbunden war mit einem "Tag der offenen Tür" in der neuen Wohngruppe für "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge". In ihr werden derzeit zwölf Jugendliche und junge Erwachsene betreut.
Im Festgottesdienst zum Auftakt sprach Pfarrer Thomas Klemm über das Leben des Hl. Josef, der Namensgeber für die Einrichtung sei. Die Buben und Mädchen aus dem Kindergarten St. Josef unter Leitung von Karin Unsleber gestalteten den Gottesdienst mit und der Projektchor aus Lauter sorgte für die musikalische Begleitung.
Der Leiter der Einrichtung, Martin Gehring, sprach vom "heißesten Fest der Kinder- und Jugendhilfe". Er berichtete, dass er als 15-Jähriger im Jahre 1974, als Deutschland Weltmeister wurde, von Fußballern wie Franz Beckenbauer, Berti
Weitere Aufnahmen
Der Heimleiter spielte damit auf die zahlreichen Asylbewerber an, die man in letzter Zeit aufgenommen habe. Viele würden in den nächsten Wochen und Monaten noch kommen und auch im Landkreis Haßberge werde sich hier noch einiges tun. "Auch wir werden weiter solche Jugendliche aufnehmen, aber in angemieteten Wohnungen. Die nächste Wohngruppe wird nächste Woche in Ebelsbach eröffnet."
Martin Gehring würdigte in diesem Zusammenhang auch die Jugendlichen seiner Einrichtung. "Sie haben nämlich die Jugendlichen aus den anderen Ländern echt toll aufgenommen. Seine Anerkennung galt auch seinen Mitarbeitern, welche die Flut von Neuaufnahmen hervorragend bewältigt hätten, und den Bürgern, die ebenfalls diesen jungen Menschen freundlich begegnen und sie in unsere Gemeinschaft mit aufnehmen würden.
Damit sich die Besucher sich ein Bild von der neuen Wohngruppe verschaffen konnten, war ein Shuttle-Verkehr zu dem Haus in der Stadt eingerichtet. In diesem Haus sind vier Zweibett- und zwei Einzelzimmer mit Küche, großem Essbereich, Wohnzimmer und Sanitäranlagen eingerichtet. Dazu kommt noch ein großer Außenbereich mit Garten, Kellerräume mit der Möglichkeit, etwas für seine Fitness zu tun, sowie ein Büro und Nachtbereitschaftszimmer.
Die jungen Erwachsenen kommen aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Pakistan, Irak und Nigeria und sind zwischen 14 und 18 Jahre alt.
Fünf Betreuer sind derzeit für sie tätig. Sie bieten Hilfestellung bei Behördengängen wie Asylantrag, Vormundschaftsgutachten, Alltagsbegleitung und beim Erlernen kultureller Aspekte, beim Einkauf, Ablauf und Begleitung beim Arztbesuch. Aber auch nachts ist ein Betreuer vor Ort.
Die Sprache als Schlüssel
Als wichtigste Aufgabe nennt Diplom-Pädagoge Peter Rödelmaier das Erlernen der deutschen Sprache. Dies geschehe durch Benennen von Gegenständen und einfachen Satzstrukturen. Auch Wörter- und Bilderbücher würden zur Verfügung gestellt und natürlich bestehe auch der Einsatz von Internetbüchern online für Übersetzungen. Auch Asylbewerber mit längerem Aufenthalt hier in Deutschland hätten schon große Fortschritte gemacht und seien auch gerne behilflich bei "Dolmetscherdiensten".
Im Moment besuchen vier Schüler die Berufsschule in Haßfurt, ein Schüler ist sogar als "Gastschüler" am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt, ein Schüler besucht die Mittelschule und sechs Schüler gehen noch einer internen Beschulung in der Einrichtung selbst nach. Für diese interne Beschulung steht in der offenen Ganztagesschule der "Georg-Göpfert-Mittelschule" eigens eine Lehrkraft zur Verfügung.
Das Angebot ist sehr vielseitig von Erlernen der deutschen Sprache über einen elementaren Mathematikunterricht bis hin zum lateinischen Alphabet. Vorträge über das Herkunftsland und Exkursionen, bei welchen Alltagssituationen erklärt und geübt werden, fehlen ebenfalls nicht. Auch für die Betreuer und Erzieher ist das eine Herausforderung.
Ein besonderes Ziel sei es bei allem, die jungen Erwachsenen zu selbstständiger Verantwortung anzuleiten, was auch für eine Haushaltsführung gelte. Hierzu gehörten Dienste wie Tisch decken, Flur kehren, die Küche in Ordnung halten, aber auch Wäsche waschen und trocknen. In gemeinsamen Gruppengesprächen würden dabei alle Belange der Gruppe und der einzelnen Mitglieder besprochen und auch abgestimmt, wer wann was koche.
"Auch viele Freizeitangebote werden unterbreitet, die vom Schwimmbadbesuch über Shopping und Zoobesuch bis hin zu dem fast immer gewünschten Fußballspielen reichen. Es wird auch nach Möglichkeiten gesucht, die Jugendlichen bei Interesse an örtliche Vereine wie der SG Eltmann anzubinden", betonte Peter Rödelmaier. Außerdem erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, ihren Glauben so weit wie möglich auszuleben, was z.B. das Fasten während des Ramadans beinhaltet.
Die Besucher des Sommerfestes hatten auch die Möglichkeit die neue "Kellerkneipe" der Kinder- und Jugendhilfe St. Josef zu besichtigen und außerdem gab es Ausstellungen und für die Jugendlichen zahlreiche Aktionen wie das Steigen-Lassen eines "Wunschballons".