Druckartikel: Auch in Ebelsbach fehlt einmal die Jugend

Auch in Ebelsbach fehlt einmal die Jugend


Autor: Christian Ziegler

, Donnerstag, 17. November 2011

Der Rückgang von jungen Arbeitskräften wird auch im Raum Ebelsbach spürbar werden. Mit dem Thema der Bevölkerungsentwicklung befasste sich der Ebelsbacher Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwochabend. Herbert Tekles stellte die Ergebnisse seines Gutachtens für den Landkreis vor.
Dr. Herbert Tekles erläuterte die Ergebnisse seines Gutachtens für Ebelsbach dem Gemeinderat. Foto: cz


Demographie war das beherrschende Thema der Ebelsbacher Gemeinderatssitzung. "Demographische Effekte auf den Arbeitsmarkt" diesen sperrigen Titel trug der Vortrag von Herbert Tekles. Sein Institut übernahm ein Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Haßberge, und die Ebelsbacher Ergebnisse trug er in der Sitzugn vor. Tekles sprach von gravierenden Auswirkungen des demographischen Wandel auf die Arbeitswelt. Gleichzeitig beruhigte er die Ebelsbacher Räte: "Ebelsbach hat hervorragende Perspektiven, und auch junge Menschen haben hier hervorragende Perspektiven."

"Gigantischer Rückgang"


Eingangs zeigte er auf, dass es einen "gigantischen Rückgang bei den jungen Menschen unter sechs Jahren gibt" - dafür immer mehr ältere Menschen.

"Ein Drittel pro Generation fehlt an Geburten." Bleiben Geburten- und Wegzugsraten gleich, prognostiziert Tekles landkreisweit einen langsamen, aber stetigen Rückgang der Einwohnerzahl.
Problematisch für die Region sei der Wegzug junger Menschen. "18- bis 25-Jährige ziehen hier weg, und nur die wenigsten kommen wieder."
Vor allem bei Menschen mit hohem Bildungsabschluss sei der Entschluss wegzuziehen sehr hoch, erläuterte Tekles. Alleine in Ebelsbach liegt der Prozentsatz der Jugendlichen, die diesen Entschluss gefasst haben, bei 29,6 Prozent. 29 Prozent sind noch unentschlossen, hier gelte es anzusetzen und Perspektiven aufzuzeigen.
Für die Wirtschaft wird es große Veränderungen geben prognostizierte Tekles. "Jetzt haben wir zwei Phänomene die aufeinander treffen, zum einen gehen eine große Menge älterer Menschen in Ruhestand und zum anderen kommen keine jüngeren nach." Er warnte: "Junge Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt Mangelware werden."

Unternehmen könnten abwandern


Somit ergeben sich laut Tekles zwei Extremszenarien für den Landkreis. Das eine: Unternehmen können offene Arbeitsplätze nicht mehr besetzen und beginnen daher abzuwandern. Dies führt zu Infrastrukturproblemen, zum Abfluss von Kaufkraft und zu Leerständen in den Gemeinden. Gleichzeitig wird eine solche Region für Neuansiedlungen von Betrieben weniger attraktiv. "In letzter Konsequenz würde das zu einer massiven Armutsgefährdung führen."
Szenario 2: Das Ansiedeln der 10 000 benötigten Arbeitskräfte aus dem Nicht-EU-Ausland. Das bedeutete soziale Probleme. "Es gibt dort ganz andere familiäre Muster und auch abweichende Verhaltensmuster."
Es bilden sich Subkulturen und soziale Spannungen. Familien können in andere Gegenden abwandern.
Letztlich werde man sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen bewegen, urteilte Tekles. Dennoch müsse der Entwicklung gegengesteuert werden. Die Möglichkeiten sind laut Tekles: Familienfreundlichkeit, Verhinderung des Abzugs von jungen Leuten, bis hin zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit.