Attraktiver Wohnraum für Asylbewerber in Ebern
Autor: Johanna Eckert
Ebern, Dienstag, 25. Februar 2014
Die katholische Kirche in Ebern stellt das frühere Benefiziatenhaus für Migranten zur Verfügung. Der Landkreis ist der Mieter. In dem Gebäude werden voraussichtlich zwei Asylanten-Familien Platz finden.
Vertreter der katholischen Kirchengemeinde Ebern übergaben am Montag das Benefiziatenhaus in Klein Nürnberg an das Landratsamt Haßberge. Im April sollen dort die ersten Asylbewerber einziehen.
"Ich freue mich, dass wir hier in Ebern jetzt auch etwas für die Not der vielen Flüchtlinge machen können", so Stadtpfarrer Pater Rudolf Theiler, der schon vor einem Jahr die Idee hatte, das einstige Benefiziatenhaus für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. "Wegen dem Bau unseres Pfarrzentrums hat sich das dann etwas verzögert. Nicht, weil die Stadt das Kasernengebäude angeboten hat. Damit haben wir nichts zu tun."
Ab 1. März ist der Freistaat Bayern, vertreten durch das Landratsamt Haßberge, nun Mieter des Hauses in Klein Nürnberg. Der Mietvertrag wurde auf zwei Jahre abgeschlossen. "Der Beschluss, das Haus für Asylbewerber zu Verfügung zu stellen, war in der Kirchenverwaltung nicht einstimmig. Aber jetzt ist es Fakt", so Rudolf Kasper, der in den letzten Wochen den Mietvertrag ausgearbeitet hat.
Schlüssel übergeben
Am Montag wurden die Schlüssel an Benjamin Eisermann und Isa Gräf vom Sozialamt des Landkreises vor Ort übergeben.
"Im Gegensatz zur Kaserne, ist das hier schon wirklich Luxus", so Rainer Schor, Mitglied der Kirchenverwaltung. Das alte Stadthaus weist eine Gesamtwohnfläche von 144 Quadratmetern auf. Im Erdgeschoss befindet sich eine 75 Quadratmeter große Wohnung mit zwei Zimmern, Bad und Küche. "Hier werden wir wahrscheinlich maximal fünf Personen unterbringen können. Also eine Familie mit drei Kindern", erklärt Isa Gräf vom Amt für Soziales und Senioren.
Zusammen mit ihrem Kollegen Benjamin Eisermann begutachtet sie jeden Raum, vermerkt verschiedene Mängel und überlegt, welche Arbeiten noch zu tun sind. Die Anschlüsse einer Gastherme, die nicht kindgerecht gesichert sind, stechen ihr sofort ins Auge. "Das müsst ihr wissen, dafür sind wir nicht zuständig", fällt ihr Manfred Fausten ins Wort. Letztendlich werden sich Mieter und Vermieter über die Ableistung noch ausstehender Arbeiten jedoch einig.
Mit überdachtem Balkon
Im Obergeschoss des Hauses befindet sich eine weitere Wohnung mit 69 Quadratmetern. deren Attraktion ist ein überdachter Balkon in den Hinterhof. Auch die lichtdurchfluteten Zimmer mit strapazierfähigem PVC-Boden machen diese dezentrale Unterbringungsmöglichkeit für Asylbewerber attraktiv. "Für das Durchgangszimmer müssen wir uns noch etwas überlegen. Nur ganz knapp wird da ein Bett rein passen", merkt Isa Gräf vom Sozialamt im Obergeschoss des Hauses an, die auch im Obergeschoss eine Familie mit bis zu fünf Personen unterbringen möchte. "Eine Küchenzeile brauchen wir hier auf jeden Fall auch noch." Die benötigten Leitungen wurden bereits freigelegt.
Im Hinterhof verfügt das Benefiziatenhaus in Klein Nürnberg über einen Garten, eine Laube und ein ehemaliges Waschhaus. "Seit Jahren wurde dieser Garten nicht mehr gepflegt, das ist sehr schade", meint Rainer Schor. "Aber die Möglichkeit zum Gärtnern ist gegeben. Die Leute kennen das vielleicht aus ihrer Heimat." Der Garten dient auf alle Fälle zu einer willkommenen Abwechslung und Bewegung für die neuen Bewohner.
Nur knapp drei Monate stand das Haus nun leer. Denn vor Weihnachten letzten Jahres sind die letzten Mieter ausgezogen. "Reliquien" wurden natürlich zurückgelassen. Mintgrüne und orangene Farbanstriche, Nägel und Löcher in den Wänden, eingebaute Schränke. Aber auch ein wunderschönes Fachwerk im Treppenhaus und niedrige Türstöcke mit alten Holztüren. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre in den Zimmern mit Blick auf den Grauturm und durchs Hinterfenster bis zur Christuskirche. Die neuen Mitbürger wohnen dort mittendrin, anstatt nur halb dabei. Eine andere Art der Unterkunft, wie sie im ehemaligen Kasernengelände von der Stadt Ebern geplant ist.
"Wenn alles zeitlich passt, dann sollten wir mit der Einrichtung des Hauses zum 1. April fertig sein", erläutert Benjamin Eisermann, Amt für Soziales und Senioren, die weiteren Schritte seitens des Landratsamtes Haßberge. Eine Küchenzeile im Obergeschoss sowie Waschmaschinen werden dabei wohl die größeren Anschaffungen werden. Notwendiges weiteres Mobiliar bezieht der Landkreis Haßberge über den Gebrauchtmöbelmarkt Möbel-Z.A.K. in Hofheim. "Wir richten die Wohnungen so ein, dass sie bewohnbar sind. Betten, Tische, Stühle und Schränke. Das Notwendige einfach." Für eine perfekte wohnliche Atmosphäre wird das Landratsamt Haßberge jedoch nicht aufkommen können. "Wenn es vor Ort einen Unterstützerkreis gibt, dann kooperieren wir gerne mit diesem. Denn, falls schon Möbel vorhanden, müssen wir die ja nicht erst aus Hofheim herfahren. Und solch ein ehrenamtlicher Kreis kann dann auch die detaillierte Dekoration der Räume mit Bildern und ähnlichem übernehmen", ergänzt Dieter Sauer, Leiter des Amts für Soziales und Senioren in Haßfurt. Wer letztendlich im April in das Benefiziatenhaus einziehen wird, kann das Landratsamt Haßberge auch erst sehr kurzfristig sagen.
Stadtpfarrer Pater Rudolf Theiler sagt: "Ich bin froh, dass wir das jetzt geschafft haben. Ich freue mich, dass wir auch hier in Ebern helfen können, die Not der Flüchtlinge lindern zu können." Es handle sich um ein Weltproblem, wo Ebern auch helfen muss. Theiler: "Für eine Kirche muss diese Hilfe selbstverständlich sein. Die Gastfreundschaft ist in der Bibel schon immer einer der wichtigsten Werte. Ich bin stolz, dass wir das in Ebern jetzt anpacken können."
Allen Zweiflern halte er entgegen: "Etwas Fremdes ist oft etwas Schöneres, etwas Besseres. Wenn wir uns offen begegnen, dann können wir voneinander lernen. Eine fremde Kultur wird uns nur bereichern können und Angst wird nicht berechtigt sein."
Für Franz-Josef Zeheter, den Sprecher des Asylhelferkreises in Ebern ist das " Haus toll und ich bin froh, dass das jetzt letztendlich doch geklappt hat." er persönlich sei sehr optimistisch, dass das Anliegen gelinge. "Es gibt viele Leute, die gesagt haben, dass sie sich beim Helferkreis beteiligen wollen. Und auch die Behörden und Ämter, von denen wir sämtliche Informationen bekommen, zeigen sich sehr kooperativ. "