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Asylbewerber aus dem Senegal: "Eltmann ist toll, aber die Zeit ist sehr lang"


Autor: Sabine Weinbeer

Eltmann, Donnerstag, 13. August 2015

Die Asylbewerber Jamba und Modou sind glücklich über die freundliche Aufnahme in Eltmann. Die gelernten Handwerker aus dem Senegal erledigen viele Arbeiten für die Pfarrei.
Jamba strahlt vor dem abgeschlossenen Werk. An der Kriegergedächtniskapelle in Eltmann hat er gemeinsam mit einem weiteren Flüchtling die gesamten Inschriften neu ausgemalt.  Foto: Sabine Weinbeer


Es war anstrengend, er musste sich sehr konzentrieren, aber jetzt strahlt Jamba Suwaneh vor dem fertigen Werk. Gemeinsam mit seinem Freund Modou, beide gelernte Maurer und Maler, hat er an der Eltmanner Krieger-Gedächtniskapelle die Schriftzüge neu nachgezogen. Die beiden Senegalesen leben derzeit als Asylbewerber in Eltmann und sie erledigen viele solche Arbeiten für die Pfarrei. Sie bekommen dafür einen Euro pro Stunde, aber das ist weniger wichtig, denn "Eltmann ist toll, aber die Zeit ist sehr lang", umschreibt Jamba seine Situation.

Untätigkeit ist nicht Jambas Art. Mit drei anderen jungen Asylbewerbern lebt er in einer Wohnung, sie kaufen ein und kochen gemeinsam, dreimal pro Woche gehört der Vormittag dem Sprachkurs in Haßfurt. Deutsch sei eine schwere Sprache, erklärt er in einwandfreiem Englisch, aber er wolle sie schnellst möglich lernen. Er versteht schon viel, doch das Gespräch mit unserer Zeitung führt er lieber in Englisch.


Initiative der Kolpingsfamilie

Zu der willkommenen Arbeitsgelegenheit kamen Jamba und sein Freund über die Initiative der Kolpingsfamilie Eltmann. Die hat sich die Sorge um die Asylbewerber zum Anliegen gemacht. Es begann mit einem Sachspendenaufruf, dann folgte das "Willkommens-Café", eine Gelegenheit zum Kennenlernen. Danach bildete sich der "Freundeskreis Asyl Eltmann", der sich nun regelmäßig monatlich trifft, um aktuelle Entwicklungen in Eltmann zu gestalten und den ehrenamtlichen Helfern Unterstützung zu bieten.

In Versicherungsfragen sind die Helfer durch die Kooperation mit dem Caritasverband Haßberge abgesichert, denn nicht jeder der Helfer ist Mitglied der Kolpingsfamilie. Den "bürokratischen" Sachverstand bringt in den Freundeskreis Asyl Siza Zaby ein. Die gebürtige Iranerin arbeitet im Landratsamt Haßberge im Themenbereich Asyl. Sie sprach Klaus Förtsch mit dem Anliegen Arbeit für noch nicht anerkannte Flüchtlinge an.

Noch nicht anerkannte Flüchtlinge dürfen keiner normaler Erwerbstätigkeit nachgehen. Erlaubt sind aber gemeinnützige Arbeiten (1-Euro-Jobs), die keinen normalen Arbeitsplatz gefährden. Es muss sich um Arbeiten handeln, die sonst nicht ober nur durch ehrenamtliche Einsätze ausgeführt würden. Da traf es sich nun gut, dass Klaus Förtsch nicht nur Leiter des Freundeskreises Asyl ist, sondern auch Kolping-Vorsitzender und Kirchenpfleger in der Pfarrei Eltmann. In der Pfarrei liegen viele solche Aufgaben brach, die mangels Geld immer wieder aufgeschoben werden. Für die Kirchenverwaltung war es daher kein Problem eine Liste von Arbeiten zusammenzustellen, die diesen Kriterien entsprechen. Geprüft vom Landratsamt, kam sehr schnell die Genehmigung.

Die erste "augenfällige Großaktion", wie es Klaus Förtsch nennt, die sonst aus finanziellen Gründen auf Jahre hinaus nicht in Angriff genommen worden wäre, stand die Auffrischung der Schrift in der Kriegergedächtniskapelle an. Gerne brachte sich auch Bildhauer und Steinmetz Michael Scholl aus Limbach ein, um die beiden Senegalesen in die Aufgabe einzuweisen und den richtigen Farbton zu mischen. Auch Jürgen Köhler schaute als Mitglied der Kirchenverwaltung immer wieder vorbei und fungierte auch gern als Dolmetscher. "Man hat gleich gemerkt, dass die Jungs vom Fach sind", sagt er anerkennend im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kirchengemeinde hat die beiden zunächst mit ordentlichen Arbeitshosen ausgestattet und so ging es los - wegen der großen Hitze immer nur zwei bis drei Stunden am Stück, aber immer hochkonzentriert.

Klaus Förtsch dazu: "Die Jungs sehen die Arbeit und packen an. Es ist eine Freude, mit ihnen zu arbeiten". Jamba freut sich, dass er in der Pfarrei jetzt eine Aufgabe hat. In Eltmann hat er sich seit seiner Ankunft im November gleich wohl gefühlt. Nicht eine einzige kritische Situation habe es gegeben wegen seiner Hautfarbe, erzählt er. Er hat eine lange Flucht-Geschichte hinter sich. Zehn Jahre alt war er, als Rebellen seinen Wohnort im Senegal überfielen. Als der Vater sich weigerte, sich den Rebellen anzuschließen, wurde er vor den Augen der Familie ermordet.


Symbol für das Miteinander

Die Mutter beschloss daraufhin, mit ihren beiden Kindern in ihre Heimat Gambia zurückzukehren. Dort leben Mutter und Schwester noch heute. Jamba lernte "House Building", das umfasst alle Berufsfelder von Maurer über Verputzer bis zum Maler, auch Lkw ist er gefahren. Der Mutter sei es ein großes Anliegen gewesen, den Sohn in einer sicheren Umgebung mit einer Perspektive zu wissen, ohne die Gefahr, in den Krieg geschickt zu werden.

Er hofft auf eine Anerkennung seines Asylantrags und ist sehr glücklich, in Eltmann so freundlich aufgenommen worden zu sein. Dass er und Modou als Moslems für eine katholische Kirchengemeinde arbeiten, ist auch ein Symbol für das Miteinander der Religionen.

Für Jamba war es selbstverständlich, trotz schweißtreibender Arbeit den Ramadan einzuhalten, was Jürgen Köhler höchsten Respekt abnötigt: "Die meisten Katholiken sehen die Fastenzeit nicht halb so ernsthaft", ist seine Erfahrung. Und so strahlt Jamba vor dem vollbrachten Werk an der 1953 errichteten Gedächtniskapelle in die Kamera, an der Wand prangt über den vielen Namen der Gefallenen der Sinnspruch "Keiner lebt für sich selbst und keiner stirbt für sich selbst".