Anton Hofmann aus Zeil im Zentrum deutscher Politik
Autor: Benedikt Borst
Zeil am Main, Montag, 18. November 2013
Anton Hofmann aus Zeil gehört zu den wichtigsten Beamten Bayerns. Seit Oktober ist er Mitglied des Ständigen Beirats im Bundesrat und Chef der Bayerischen Vertretung in Berlin. Er ist im Herzen der Politik, wirkt aber im Hintergrund.
Anton Hofmann redet kompetent, nüchtern und sachlich. Häufig und ganz natürlich mischen sich politische und juristische Fachbegriffe in seine Sätze. Es ist sofort klar, dass der 64-Jährige durch und durch Beamter ist. Einer der höchsten und einflussreichsten in Bayern.
Im Oktober wurde der gebürtige Zeiler von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zum Bevollmächtigten des Freistaates Bayern ernannt. Er ist damit gleichzeitig Mitglied des Ständigen Beirats im Bundesrat. Es ist der Höhepunkt von Hofmanns Beamtenlaufbahn.
Was aber verbirgt sich hinter diesem sperrigen Titel? In der breiten Öffentlichkeit wissen das wahrscheinlich die wenigsten. Dessen ist sich Hofmann bewusst. "Die föderale Konstruktion in Deutschland ist den meisten kein Begriff," sagt er bürokratisch.
"Der Ständige Beirat sieht sich als so etwas wie ein Ältestenrat bei anderen Parlamenten", erklärt der Beamte. In dem Gremium sitzen die 16 Bevollmächtigten aller Bundesländer. Teilweise handelt es sich wie bei Hofmann um Beamte, teilweise aber auch um Politiker.
Im Hintergrund vermitteln
Die Mitglieder treffen sich einmal wöchentlich und unterstützen den Bundesratspräsidenten, derzeit Stephan Weil (SPD), und das Präsidium. "Es geht viel um Organisatorisches", schildert Hofmann. Abläufe werden koordiniert und wichtige Informationen weitergegeben. Aber es geht auch um Politisches. Der Beirat greift aus dem Hintergrund in den Politikbetrieb ein und vermittelt zwischen unterschiedlichen Positionen. "Das Abstimmverhalten koordinieren", wird das von Hofmann genannt.
Das Organ versuche, bei umstrittenen Themen die nötigen Mehrheiten zu beschaffen, damit die politische Arbeit nicht ins Stocken gerate. Gerade wenn die Debatte verfahren wirke. "Politik bedeutet zu sehen, was machbar ist", sagt er.
Hofmann erläutert das anhand eines Beispiels: Eine schwarz-grüne Bundesregierung hätte im Bundesrat keine Mehrheit. Die SPD könnte theoretisch die wichtigen Gesetzesvorhaben mit einem "Nein" in der Länderkammer blockieren. Anton Hofmann und die übrigen Mitglieder des Ständigen Beirates würden dann helfen, eine mehrheitsfähige Lösung zu finden.
Hauptaufgabe Politikbeobachter
Als Bevollmächtigter steht Hofmann zugleich an der Spitze der Bayerischen Vertretung in Berlin. Er unterstützt die neue Staatsministerin Christine Haderthauer (CSU) dabei, die politischen Interessen des Freistaats gegenüber der Bundesregierung zu vertreten. "Meine Hauptaufgabe ist es, das Ohr am Puls der Berliner Politik zu haben", sagt Hofmann. Er und seine Mitarbeiter beobachten die Politik: Sie halten den Kontakt zum Parlament, besuchen Ausschüsse und Sitzungen. Sie hören zu. Dann melden sie nach München, was dort von Interesse ist. "Jedes Bundesgesetz hat massive Auswirkungen auf die Länder", erklärt der 64-jährige Zeiler. Im föderalen System erlässt der Staat die Gesetze, die die Länder und Kommunen umzusetzen haben. Seine Arbeit soll die bayerische Staatsregierung in die Lage versetzen zu handeln. Sie müsse auf Gesetzesvorhaben reagieren und sie am besten noch im Vorfeld zugunsten bayerischer Interessen beeinflussen.
Der Weg nach Berlin
Wie kommt ein Mann aus der unterfränkischen Provinz an eine Stelle im Herzen der deutschen Politik? Mit einer großen Portion Vitamin-B vielleicht? Immerhin war sein Vater Franz Hofmann der ehemalige Dritte Bürgermeister von Zeil, späterer Bürgermeisters von Knetzgau und außerdem Duzfreund des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß. Die beiden kannten sich vom gemeinsamen Hobby Fliegen. Trotzdem wäre es eine Unterstellung zu sagen, Anton Hofmann habe es nur aufgrund der guten Beziehungen seines Vaters weit geschafft.
Er legte vielmehr eine vorbildliche Karriere hin. Nach dem Studium erhielt er sofort eine Stelle beim Bayerischen Finanzministerium - eine sehr gute Ausgangslage. "Damit war mein Weg vorgeprägt", sagt er rückblickend. Er sammelte Erfahrungen in der Wirtschaft bei der Bayerischen Landesbank und empfahl sich dadurch für eine Stelle bei der Staatskanzlei in München. Ein Riesenglück. "Dort habe ich mich dann nach oben gedient. Im Prinzip ist das die normale Beamtenkarriere", sagt er.
Aber nicht jeder Beamte in Bayern wird Ministerialdirektor und Bevollmächtigter des Landes. "Ich hatte das Glück, an großen Projekten mitzuwirken, und die Chance, auf mich aufmerksam zu machen." Anton Hofmann war nach der Wiedervereinigung an den Verhandlungen über das Stationierungsrecht der Aliierten beteiligt und arbeitete unter Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) an der Föderalismusreform mit.
Realistische Erwartungen
Stoiber war es auch, der Hofmann vor zehn Jahren zum Referatsleiter beförderte. Horst Seehofer bestätigte zuletzt mit der Ernennung zum Bayerischen Bevollmächtigten das Vertrauen, das dem Unterfranken entgegen gebracht wird.
Gesteigerte Erwartungen an seine neue Aufgabe in Berlin hat der Unterfranke jedoch nicht. Er sieht das Kommende bürokratisch nüchtern. "Ich habe (für die Staatskanzlei, Anm. d. Red.) jede Bundesratssitzung der letzten zehn Jahre besucht", bemerkt er. "Meine Erwartungen sind realistisch. Ich kenne den Betrieb."
Politik ist für ihn die Kunst des Machbaren. Anton Hofmann ist jetzt als Künstler in ganz zentraler Position. Im Zentrum der deutschen Politik. Nüchtern, sachlich und bürokratisch.