Angelo Kelly bringt ein Stück Irland nach Ebern
Autor: Ralf Kestel
Eyrichshof, Sonntag, 28. Juli 2019
Angelo Kelly bringt mit seiner eigenen Familie auf der Bühne die Klänge seiner Heimat Irland auf die Bühne.
"Es ist so schön bei euch" postete Angelo Kelly noch inmitten seines Konzertes am Freitagabend vom Schlosshof aus auf seiner Facebook-Seite. Den 1200 Besuchern vor der Bühne machte der jüngste Spross des Kelly-Clans verbal dieses Kompliment verbindlicher: "Wir fahren ja mit dem Bus jede Nacht von Spielort zu Spielort und ich war ja noch nie in Ebern gewesen. Aber als wir heute hier ausgestiegen sind hier im Schlosspark habe ich mir gedacht: Ach du meine Güte, ist das schön hier."
Das muss nach 5.30 Uhr gewesen sein, denn um diese Zeit parkten die zwei Nightliner mit Familie und Band vor der schmucken Südfassade des Schlosses gerade ein. Ob Angelo Kelly (37) zu dieser Zeit schon schlaftrunken aus dem Fenster geschaut hatte? Zumindest lässt sein Auftakt-Lied darauf schließen. Noch ganz allein auf der Bühne beginnt er nach eigener Aussage jeden Abend mit einem anderen Song. "Mal überlegen, was hierher passt?", sinnierte er in Eyrichshof und haute dann zu "Country roads" in die Klampfe. Ob es ihm die fränkischen Landstraßen angetan haben?
Erst danach folgte die siebenköpfige Band und noch später der Rest der Familie: Mama Kira, eine gebürtige Rostockerin, und die fünf Kinder, wobei einer schnell wieder zurück in den Bus und ins Bett musste: William (4 Jahre) stimmte bei "Wonderful world" als Ode an Eyrichshof noch mit ein, wurde dann aber einer Betreuerin übergeben, ehe jemand auf den Gedanken von Kinderarbeit zu später Stunde kommt.
Da waren die emotionsreichen Fotos von der Familie mit dem Kleinen samt der Spielzeug-Gitarre und den schützenden Kopfhörern schon gemacht und er hatte bei "Scarborough fair", das Schwester Helen (14) angestimmt hatte, auch schon "unbeabsichtigt" ins Mikro geplaudert (das kindgerecht auf seiner Höhe vor ihm stand). Angelo Kelly weiß, wie man mit Gefühlen spielt, beherrscht deren gesamte Klaviatur. Die Jahrzehnte lange Tour-Erfahrung mit den eigenen Geschwistern hat Spuren und Routine hinterlassen. Er weiß, wie man die Anhängerschaft zum Mitsingen, Tanzen und Mitklatschen bringt, und wie man sie nachdenklich stimmt, Heimatverbundenheit erzeugt.
Auf der Bühnen-Leinwand blöken die Schafe, flimmern Bilder von der Schönheit und Weite der grünen Insel mit ihren saftigen Wiesen. Lagerfeuer-Romantik ringsum. Dazu erklingen Fidel und Uillean pipes, die irische Form des Dudelsacks, Bodhran (irische Handtrommel) und Mandoline mit ihren wunderbaren, fast schon exotischen Klängen, die in die Welten der Kelten entführen. Wenn das Publikum aber einen Refrain in Gälisch mitsingen soll, wird's schon ein bisschen schwierig. Selbst für fränkische Mundart-Zungen.
Das sollte sich noch ändern. Aber zunächst waren Kinder und die Ehefrau ("Wir haben uns auf der Straße kennengelernt, Also als Straßenmusiker, nicht dass jemand etwas Falsches denkt") an der Reihe. Kira huldigte der "Holy Mary" und grübelte mit dem Ältesten über den Zeitpunkt des Abnabelns ("Let go"), und Gabriel (18), der an Größe den Vater und die Mutter längst überragt, deutete mit "Love sight of things" an, dass seine musikalische Zukunft in eine ganz andere Richtung führen dürfte.
Klein-Joseph ist da mit seinen acht Jahren noch nicht so weit und stimmt mit Schwester Emma (13) eine irische Ballade an, die "ich und meine Geschwister als Kinder auch schon singen mussten", erklärte Papa Angelo: Oh Dany boy.