"And the winner is Kim Hertinger"
Autor: Ulrike Langer
Wonfurt, Dienstag, 03. Sept. 2019
Die gebürtige Wonfurterin wurde für ihren Kurzfilm "Meer bei Nacht" Independent Shorts Awards in Hollywood als beste Regisseurin des Jahres ausgezeichnet. Der Komponist Jonas Göbel war für die beste Filmmusik nominiert.
Die 29-jährige Kim Hertinger, die in Wonfurt aufwuchs und jetzt in Würzburg lebt, wurde bei den Independent Shorts Awards in Hollywood für ihren Film "Meer bei Nacht" ("Sea at Night") als beste weibliche Regisseurin des Jahres ausgezeichnet. Doch auch der Komponist Jonas Göbel aus Wonfurt hat Grund zur Freude. Denn er hat die Musik zu dem vielfach preisgekrönten Film geschrieben und eingespielt und war bei dem Filmfestival für die beste Filmmusik nominiert worden.
"Es ist der Wahnsinn, ich kann es noch kaum fassen", erzählte Kim Hertinger beim Interview im Studio von Jonas Göbel. "Die Krönung ist zwar, dass ich jetzt den Award 2018/2019 live entgegen nehmen konnte. Doch mindestens ebenso so schön ist es, dass der Film bereits 2018 vier Platin Awards als bester Film des Monats und als bestes Drama sowie für die beste weibliche Regie und die beste Filmmusik gewinnen konnte und nun in den Kategorien bester Film des Jahres, beste weibliche Regie und beste Filmmusik nominiert worden war!" r
Kim Hertinger, die heuer ihr Psychologiestudium an der Universität in Würzburg mit dem Master of Science abschloss, wollte schon immer "etwas mit Filmen" machen. Weil sie aber nach dem Abitur - ohne entsprechende Erfahrung - noch keine Filmhochschule besuchen konnte, begann sie Psychologie zu studieren. "Das war im Nachhinein auch richtig", sagte sie.
Korsakow-Syndrom
Denn im Studium wurde sie mit dem Korsakow-Syndrom konfrontiert. Um Menschen einen Einblick in die Gedankenwelt eines Betroffenen zu geben und auf die Konsequenzen einzugehen, die das Korsakow-Syndrom für die Angehörigen mit sich bringt, entwickelte sie Ende 2016 das Drehbuch zu "Meer bei Nacht".
Der 26-minütige Film erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Alkoholsucht ihm jegliche Form der Selbstbestimmung, Ansehen und sozialen Rückhalt genommen hat. Er leidet an der seltenen Demenzform Korsakow-Syndrom, dessen häufigste Ursache ein jahrelanger Alkoholmissbrauch ist. Mit der Unterstützung regionaler Filmemacher und Künstler sowie der Kulturförderung der Stadt Würzburg wurde der Film 2017 im Theater Chambinzky und im Universitätsklinikum mit einem knapp 30-köpfigen Team gedreht.
Für die Filmmusik gewann Kim Hertinger den Diplom-Musiker Jonas Göbel, der als Musiker und Komponist bereits mehrfach preisgekrönt ist. "Mir hat das Konzept zu dem Film und die Emotionalität der Aussage gleich so gut gefallen, dass ich noch vor den Filmaufnahmen ein Thema dazu komponiert habe", sagte er. "Bei Kim wiederum hat diese Musik Gänsehaut ausgelöst." Jonas Göbel komponierte schließlich die Musik zu dem fertigen Film, bei dem das Klavier, das Schlagzeug, Streicher- und sphärische Klänge die wichtigste Rolle spielen, und spielte die Musik selbst ein. "Es ist ein großartiges Gefühl, seine eigene Musik in einem so tollen Film zu hören und zu bemerken, wie die Musik die Stimmung noch verstärkt", erzählte er.
Die Zusammenarbeit mit Kim Hertinger bezeichnete er als hervorragend, weil sie extrem offen sei und ihm vertraut habe. "Die Zuschauerreaktionen beweisen, dass wir zusammen etwas Großes gemacht haben", so Jonas Göbel, der an Kim Hertinger bewundert, dass sie diesen Film alleine auf die Beine gestellt hat. Immerhin wurde der Film international auf über 50 Festivals gezeigt und gewann knapp 30 Preise. Kim Hertinger wiederum schätzt das "riesige Talent" von Jonas Göbel, auf den sie immer zukommen konnte. "Der Erfolg des Films ist auch seiner Musik geschuldet", betonte sie.