An Haßfurter Kläranlage "muss einiges getan werden"
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Mittwoch, 12. November 2014
Der Haßfurter Bau- und Umweltausschuss sieht Investitionsbedarf bei dem bereits vor 45 Jahren errichteten Werk. Die Blockheizkraftwerke arbeiten unwirtschaftlich.
"Die Kläranlage ist ein nie endendes Projekt, denn immer wieder sind Erneuerungen und Erweiterungen notwendig." Dieses Fazit zog Bauamtsleiter Wolfgang Braun nach der Besichtigung der Kläranlage vor der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, zu der alle Stadträte eingeladen waren.
Die Kläranlage war 1959 als mechanische Abwasserreinigungsanlage für 14 000 Einwohner gebaut, 1978 um eine biologische Reinigungsstufe erweitert und 2000 um eine dritte Reinigungsstufe und eine Phosphatfällung erweitert worden. "Derzeit ist sie für 27 500 Einwohner ausgerichtet, da die 1993 ins Auge gefasste Erweiterung auf 35 000 nicht realisiert wurde", erklärte Wolfgang Braun, der die Arbeit des Betriebsleiters und seines Teams ausdrücklich lobte.
Neue Rechenanlage
Beim Rundgang teilte Matthias Langguth mit, dass die Anlage jährlich rund 2,5 Millionen Kubikmeter Abwasser zu 97 Prozent reinige. 70 Prozent der Kosten fielen alleine für den Strom an. Der Betriebsleiter berichtete, dass kommende Woche eine neue Rechenanlage eingebaut werde. Diese sei durch die kleinere Spaltbreite im Rechen in der Lage, noch kleinere Stoffe als bisher aus dem Abwasser zu entfernen. Gerade die festen Inhaltsstoffe führten zu Verzopfungen, die alle vier Wochen per Hand aus dem Faulturm geholt werden müssten. "Diese Arbeit mag niemand gerne erledigen", sagte Langguth. Immerhin entweichen dabei dem Faulturm, der sonst geschlossen ist, Gase und ein heißer Dampf.
Der anfallende Klärschlamm wird gepresst und zur Rekultivierung verkauft; lediglich ein Landwirt nimmt noch Klärschlamm zur Düngung seiner Felder ab. Das anfallende Gas wird derzeit in zwei Blockheizkraftwerken zur Erzeugung von Strom und Wärme für den Faulturm und für das Betriebsgebäude genutzt. "Allerdings laufen die Kraftwerke unwirtschaftlich, da sie zu groß sind und nur zehn Stunden am Tag in Betrieb sind", erklärte Langguth. "Wir bräuchten zwei kleinere Blockheizkraftwerke, die rund um die Uhr laufen könnten, und ein Notstromaggregat."
Wie Braun erläuterte, arbeitet die Kläranlage ziemlich autark und kann zu bestimmten Zeiten auch Strom an das Stadtwerk abgeben. Interessant war für die Stadträte auch die Information, dass zum Betrieb und zur Reinigung der Anlage 70 bis 110 Kubikmeter Wasser benötigt werden, die aus einem Brunnensystem gewonnen werden.
Im Normalbetrieb wird das gereinigte Abwasser über einen Überlauf direkt in den Main geleitet. Bei starkem Regen kann das vorgereinigte Wasser aus dem Regenüberlaufbecken über eine Notüberlaufleitung ebenfalls in den Main befördert werden. Bei Hochwasser im Main wiederum schicken vier Abwassertauchpumpen mit Schrauben-Zentrifugalrädern das gereinigte Wasser in den Main.
"Herzstück der Infrastruktur"
Im Betriebsgebäude erhielten die Stadträte einen Überblick über die Arbeitsstellen, das Labor und die Bauwerke, für die das Personal zuständig ist. "Wir müssen diese Bauwerke mindestens einmal monatlich vor Ort kontrollieren, was uns jedes Mal drei Tage Zeit kostet", sagte der Betriebsleiter.
Zum Schluss erfuhren die Besucher , dass der Damm rund um die Anlage erhöht werden muss, da er für ein hundertjähriges Hochwasser um 75 Zentimeter zu tief ist. "Es muss einiges getan werden", war auch das Fazit von Bürgermeister Günther Werner (WG). Und Langguth fügte an: "Die Kläranlage ist das Herzstück der Infrastruktur. Wenn sie nicht funktioniert, haben wir ein gewaltiges Problem."